Früher war die Fahrtmöglichkeit von Lenggries über Vorderriß ins Karwendel unter dem Namen Bergsteigerbus bekannt. Auch wenn er mittlerweile unter dem Namen Bergbus Eng firmiert – diese Busverbindung erschließt unverändert eine Fülle großartiger Touren im (Vor-) Karwendel für die Anreise ohne eigenen PKW. Zumindest in den Sommer und frühen Herbstmonaten: ab 1. Juni geht’s endlich wieder los und zahlreiche schöne Touren sind mit dem ÖPNV erreichbar!
Inhalt
Fahrtroute und Fahrtzeiten des Bergbus Eng
Die Linienführung des Bergbusses ist nicht nur für Bergsteiger landschaftlich reizvoll. Im Netz der Regionalverkehr Oberbayern gilt sie als deren schönste Buslinie. Los geht’s mit einem ausgezeichneten Bahnanschluss am Bahnhof in Lenggries, zunächst immer nach Süden. Erst am Sylvensteinspeicher wechselt die grobe Richtung, durch das Isartal wird mit Vorderriß der letzte Lenggrieser Ortsteil erreicht. Ab nun folgt die Fahrtroute dem langgestreckten Rißtal mitten durch eine mit jedem Kilometer imposantere Bergkulisse. Vorbei an Hinterriß, dem letzten ganzjährig bewohnten Ort im Tal, wird schließlich mit dem Großen Ahornboden die Endstation inmitten des Karwendels erreicht.
Die Straßenführung inmitten des Karwendels setzt natürlich sommerliche Bedingungen voraus. Deshalb fährt der Bergbus in die Eng nur in den Sommermonaten und bis zum einsetzenden Herbst. Im Jahr 2024 bedeutet das: die erste Fahrt ist am 1. Juni, der letzte Betriebstag bereits der 13. Oktober. In den meisten Jahren reicht das, um noch den goldenen Oktober am Großen Ahornboden genießen zu können!
Dabei ist die Anzahl der Verbindungen an den Wochenende schlicht großartig: ganze 7 Verbindungen stehen in beiden Richtungen zur Auswahl. Dank der guten Anschlüsse an die Züge von und nach München besteht die erste mögliche Verbindung bereits um 6:04 mit der BRB vom Münchner Hbf nach Lenggries. Von dort geht es um 7:18 mit dem Bergsteigerbus in Richtung Eng weiter. Die letzte Fahrtmöglichkeit abends besteht ab 18:35 aus der Eng. Dieser Bus erreicht Lenggries eine Stunde später und nach einer kurzen Wartezeit geht’s mit dem Zug zurück nach München, das um 20:55 erreicht wird.
Deutlich eingeschränkt ist das Fahrtangebot an Werktagen, an denen leider nur zwei Verbindungen pro Richtung zur Verfügung stehen. Dabei sind die Abfahrtszeiten für Tagestouren leider weniger geeignet, für Mehrtagestouren aber durchaus brauchbar.
Erreichbare Gipfel
Das Spektrum möglicher Tagestouren ist so reichhaltig wie abwechslungsreich. Da sind zum einen die etwas leichteren Touren im Vorkarwendel und zum anderen die alpineren Touren im Karwendel. Aber der Reihe nach und nach den wichtigsten Haltestellen im Fahrtverlauf sortiert:
Besonders kostengünstig im Bereich des Deutschlandtickets
- Vom kleinen Örtchen Fall, das einst dem Sylvensteinspeicher weichen musste und neu errichtet wurde, sind die ersten Gipfel des Vorkarwendels erreichbar: Demeljoch, Kotzen, Grasköpfl
- Vorderriß ist die letzte Siedlung vor der Grenze zu Tirol. Hier verlassen, wenn überhaupt, nur wenige Bergsteiger den Bus. Ein mögliches Ziel ist dann der Rißer Hochkopf auf der anderen Isarseite.
- Deutlich beliebter ist die Haltestelle an der Oswaldhütte. Ein Klassiker ist der Aufstieg von dort zum Schafreiter. Eher unbekannt sind die Gipfel zwischen Galgenstangenkopf und Krapfenkarspitze auf der anderen Seite des Rißbachs, die zu einer Überschreitung einladen.
Mit zusätzlichem Ticket erreichbar
- Die Haltestelle an der Kaiserhütte wird selten genutzt. Das überrascht nicht, denn das einzig nennenswerte, von dort erreichbare Gipfelziel ist ein Geheimtipp. Wenn das kein Grund ist, den so wuchtigen wie einsamen Vorderskopf nicht doch einmal zu besuchen!
- Von Hinterriß aus kann es mit den Touren zur Rappenklammspitze und vor allem zum Torkopf nun erstmals alpiner zugehen.
- Die folgende Haltestelle an der Mautstelle ist nun wieder ein Einstiegspunkt in leichtere Touren im Grasbergkamm. Die Fleischbank ist dabei der beliebteste Gipfel, der ausgezeichnet auch mit dem Schönalmjoch kombiniert werden kann. Aber auch die Überschreitung von der Fleischbank zum Grasberg ist eine wunderbare Tourenidee.
- Von der Haltestelle an der Kreuzbrücke geht wiederum nur ein nennenswerter Steig aus, der aber mit der leichten Überschreitung von der Grasbergalm über den Kompar bis zur Plumsjochhütte ein zwar einsames, aber aussichtsreiches und lohnendes Bergerlebnis bietet.
- Schon fast am Ende der Buslinie liegt mit der Haltestelle Haglhütte noch ein letzter Ausgangspunkt für eine Tour im Vorkarwendel. Von dort ist über die Plumsjochhütte die Mondscheinspitze zu erreichen. Dessen Besteigung ist nicht ganz einfach, genauso wenig wie die der Bettlerkarspitze.
- An der Endhaltestelle in der Eng sind die gewaltigen Gipfel der Karwendelhauptkette ganz nah. Allerdings ist nur die Lamsenspitze über einen vergleichsweise einfachen Klettersteig erschlossen. Aber es gibt ja noch mehr als genug Gipfel, die für eine Besteigung geeignet sind: im Westen das gewaltige Gamsjoch, im Osten das nicht minder wuchtige Sonnjoch. Unauffälliger fügt sich der Hahnkampl in die Landschaft ein, fast ganz unbekannt ist schließlich sein Nachbar, das Gramaijoch.
Hütten, Mehrtagestouren und Überschreitungen
Die bereits genannten Tourenmöglichkeiten sind aber noch lange nicht vollständig. Es fehlen noch die Mehrtagestouren, die in ihrer möglichen Vielzahl natürlich nicht alle aufgezählt werden können.
Hütten im Vorkarwendel
Von den Haltestellen des Bergbusses sind im Vorkarwendel zwei Hütten leicht erreichbar. Dabei bieten sowohl die Tölzer Hütte als auch die Plumsjochhütte bereits genannte Gipfelmöglichkeiten. Die sicherlich interessanteste Mehrtagestour im Vorkarwendel führt von Fall über das Grasköpfl und den Schafreiter zur Tölzer Hütte. Am zweiten Tag wartet mit der Überschreitung zahlreicher Gipfel des Grasbergkamms zur Plumsjochhütte eine Gratwanderung par excellence auf ausdauernde Bergwanderer. Nach der zweiten Übernachtung gibt es für den dritten Tag wahlweise den Abstieg zu den Haglhütten (und somit zurück zum Bergbus Eng) oder weiter nach Osten zum Achensee.
Hütten im Karwendel
Vom Bergsteigerbus Eng sind drei traditionsreiche und beliebte Alpenvereinshütte auf der Nordseite des Karwendelhauptkamms erreichbar:
Karwendelhaus
Das Karwendelhaus wird von der Bushaltestelle Einstieg Johannestal erreicht. Nach dem schönen Johannestal folgt mit dem Kleinen Ahornboden ein weiteres landschaftliches Highlight, bis schließlich nach dem Hochalmsattel endlich, nach etwa drei bis vier Stunden Fußmarsch, das Karwendelhaus erreicht ist.
Dieser Stützpunkt bietet zahlreiche Gipfelmöglichkeiten: Vogelkarspitze und Östliche Karwendelspitze im Norden, Birkkar- und Ödkarspitzen im Süden. Besonders hervorzuheben ist jedoch der Toni-Gaugg-Höhenweg, der den Karwendelhauptkamm quert und zur Pleisenhütte führt. Ebenfalls eine schöne Überschreitung ist die Querung der weiteren Karwendelketten nach Süden, über die Birkkarspitze zum Beispiel zum Hallerangerhaus und weiter in Richtung Innsbruck.
Falkenhütte
Durch gleich zwei schöne Täler führen Wege zur Falkenhütte. Ob durch das Johannestal oder durch das Laliderertal – der Blick auf die steilen Laliderer Wände ist in jedem Fall ein besonderer Blickfang. Die erst kürzlich sanierte Falkenhütte wirkt geradezu winzig vor der gewaltigen Kulisse.
Die Laliderer Wände bleiben jedoch den Kletterern vorbehalten. Von der Hütte bequem zu Fuß zu erreichen ist der Mahnkopf, schon anspruchsvoller zeigt sich die Besteigung des Steinfalks. Die anderen beiden Falken, Rißer Falk und Laliderer Falk, sind jedoch nur den erfahrenen Alpinisten zugänglich.
Lamsenjochhütte
Der Anstieg aus der Eng zur Lamsenjochhütte fällt gegenüber den Nachbarhütten schon etwas kürzer aus. Landschaftlich fällt der Zustieg jedoch ebenfalls sehr schön aus, so dass sich keine Langeweile einstellen wird.
Neben der namensgebenden Lamsenspitze sind nur wenige Gipfelziele rund um die Lamsenjochhütte bequem erreichbar. Besonders interessant ist dabei der durch den Brudertunnel führende Klettersteig, von dessen Ausgang sich einige Gipfel rund um den Hochnissl erreichen lassen. Öfter begangen ist jedoch die Überschreitung hinunter ins Vomper Loch und weiter ins Inntal, die der eine oder andere Alpenüberquerer schon unter die Füße genommen haben dürfte.
Link zum Fahrplan für den Bergbus in die Eng
Neugierig auf eine Tour mit dem Bergbus geworden? Der vollständige Fahrplan ist u. a. beim Münchner Verkehrsverband zu finden (https://efa.mvv-muenchen.de/ttb2/mvv_12369___H_s24_1.pdf) und natürlich auch in der Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn enthalten.
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