Schon einige Male stand ich auf dem Teufelstättkopf. Mein bevorzugter Anstiegsweg führte dabei immer von Linderhof hinauf zum Pürschlinghaus und von dort auf ausgetretenen Pfaden weiter zum Gipfel. Den vom Teufelstättkopf spannend zu beobachtenden alternativen Aufstiegsweg über den langen, felsigen Nordost-Grat habe ich noch nie ausprobiert. Es wird also langsam Zeit, zur Abwechslung mal von Unterammergau hinauf zum Teufelstättkopf zu steigen. Allerdings nicht ohne den einen oder anderen Umweg über drei selten bestiegene Vorgipfel einzuplanen!
Inhalt
Abstecher in die Schleifmühlklamm
Nach der erfreulich ereignislosen Anfahrt nach Unterammergau beginnt die Tour auf den Teufelstättkopf mit einem Spaziergang durch das kleine Dorf zum Friedhof. Dort erreiche ich auch schon den Waldrand, der mit einem riesigen Parkplatz für erholungssuchende Münchner allerdings großstädtisches Flair vermittelt. Der anschließenden Pürschlingstraße folge ich allerdings nur wenige Meter, sondern besuche zum ersten Mal die Schleifmühlklamm. Der Name ist dabei kein Zufall, wurden hier doch bis ins 20. Jahrhundert Wetzsteine in mit Wasserkraft betriebenen Mühlen hergestellt.

Der Weg durch die Klamm ist nicht weiter schwierig und auch in wenigen Minuten zu absolvieren. Ich benötige dennoch ein wenig länger, denn ich spaziere gemütlich von einem Fotopunkt zum nächsten. Besonders gut gefällt mir die letzte Gumpe, in die sich das Wasser der Schleifmühlenlaine über einen vergleichsweise hohen Wasserfall ergießt.

Das Schartenköpfl ist der erste Gipfel des Tages
Nach dem Ausgang aus der eher gering ausgeprägten Klamm verlasse ich das Tal und steige zu den Wetzsteinbrüchen hinauf. Hier wurde der selten vorkommende kieselsäurehaltige Kalkstein aus dem Berg gehauen, der unten in den Mühlen weiterverarbeitet worden ist. Angesichts der gewaltigen Schuttströme, die sich den Berg hinabziehen, ist anzunehmen, dass nur ein geringer Teil als Ausgangsmaterial zur Herstellung der Wetzsteine tauglich gewesen sein dürfte. Eine rekonstruierte Hütte mit einigen wenigen Metern Geleisen dient übrigens heutzutage der Veranschaulichung des längst untergegangen Berufsbilds.

Ich steige weiter entlang der Vorderen Zeilbrüche an und lasse die Wetzsteinbrüche hinter mir. Meist durch dichten Wald gewinne ich beständig an Höhe und erreiche schließlich einen stark bewaldeten Geländesattel. Ein kurzer Abstecher nach Norden bringt mich zum Schartenköpfl. Die Aussicht von dort ist, gelinde gesagt, bescheiden. Zumindest das kleine Gipfelbüchlein ist jedoch aufschlussreich und wird einmal zukünftige Historiker begeistern: die allermeisten Eintragungen stammen aus den ersten beiden Coronajahren. Seitdem ist es um das Schartenköpfl wohl genau einsam geworden wie es in den Jahrzehnten zuvor bereits gewesen ist.

Matsch am Rosengarten und Bremeneck
Zurück im Sattel wende ich mich nun nach Süden. Der Anstieg zum benachbarten Gipfel mit dem verheißungsvollen Namen Rosengarten ist trotz geringer Begehungsspuren leicht zu finden: einfach immer dem Grat nach! Hin und wieder gibt es auch schlammigere Passagen, hier finden sich auch zahlreiche Fußabdrücke.

Nach gar nicht so langer Zeit lichtet sich der Wald und ich erreiche die fast baumlose Kuppe des Rosengartens. Baumlos stimmt nicht ganz, denn ein paar Überreste eines wohl schon einige Jahre vergangenen Windbruchs liegen noch herum. Zum Ausgleich ist die Aussicht nach Süden ganz passabel (wenig überraschend kann sie mit der des Südtiroler Namensvetters allerdings nicht mithalten kann): der östliche Klammspitzkamm ist gut einsehbar. Mittendrin wartet der Teufelstättkopf mit seinem markanten Felsenaufbau auf meinen Besuch!

Vor dem Teufelstättkopf steht allerdings mit dem Bremeneck ein weiterer Vorgipfel auf der Liste. Einen Steig kann ich allerdings nicht erkennen und so gehe ich auf gut Glück recht direkt in Richtung Bremeneck. Leider gelange ich dabei in einer Senke in tiefe Schlammlöcher. Mit reichlich Batz an den Füßen erreiche ich schließlich den nur wenig höher gelegenen, aber trockenen Verbindungskamm. Das war reichlich unnötig, etwas verägert über mich selbst stapfe ich die anschließende Steigung hinauf zum Bremeneck. Die Laune steigt am dritten Gipfel des Tages glücklicherweise schnell wieder an!

Der Teufelstättkopf bleibt ein beliebter Klassiker
Der Abstieg vom Bremeneck zur Kuhalm ist schnell erledigt. Noch ein paar schlammige Meter – und schon stehe ich auf dem Normalweg von Unterammergau zum Teufelstättkopf. Habe ich in den letzten knapp zwei Stunden niemanden getroffen, wird sich das für den restlichen Tag sicherlich ändern. Der ziemlich direkt angelegte Steig ist jedenfalls gut und ich gewinne rasch an Höhe. Schnell passiere ich den Beginn des Grats, der auf seinem ersten Zacken ein lockendes Gipfelkreuz aufweise. Ich verzichte allerdings auf einen Abstecher zu Auf dem Stein: die Kraxelei ist ausgesetzt und etwas haarig und somit nichts für einen spontanen Besuch.

Nun meist direkt auf dem Grat wird der Steig nicht nur schmaler, sondern auch aussichtsreicher. Es dauert auch gar nicht mehr so lange, bis ich zum nur wenig höheren Teufelstättkopf hinüberschauen kann. Noch ein plattiger Aufschwung, dann steht auch schon der Abstieg in die schluchtartige Senke an. Nun bin ich wieder auf vertrautem Terrain, dass ich nur zu gut bereits kenne. Auch die kleine Schlange am finalen Aufschwung zum Teufelstättkopf ist für mich nichts Neues. Nach einer kurzen Wartezeit bin ich dann endlich an der Reihe und stehe ich wenige Kraxelmomente später mal wieder auf dem schönen Gipfel inmitten des Klammspitzgrats. Es wird auch langsam Zeit für eine Pause!

Natürlich schaue ich auch hinunter auf meinen Aufstiegsweg, zu Bremeneck und Rosengarten. Linkerhand davon finden sich noch einige weitere (Vor-) Gipfel, die ich noch nicht besucht habe. Wie schon so oft wird die Liste offener Bergziele nicht kürzer, sondern immer aufs Neue länger!

Wetterbedingter Rückzug
Länger wird auch mein Gesicht beim Blick in die aufsteigenden Quellwolken. Nichts wird es mit dem angedachten Abstecher zum benachbarten Laubeneck, stattdessen mache ich mich direkt an den Abstieg zum Pürschlinghaus. Mitten im Hochsommer sieht mir das Geschehen im Himmel dann doch ein wenig zu unsicher aus. Die lehmigen Passagen auf dem Weg zum Pürschling sind wie immer recht rutschig, aber schon nach kurzer Zeit stehe ich am Pürschlinghaus. Wenn ich jetzt ein wenig auf’s Tempo drücke, geht es sich noch mit einem frühen Zug aus. Ich sprinte deshalb den Pürschlingweg talwärts. Immerhin ein kurzer Fotostopp an der Josefskapelle ist noch drin.

Da die Wolken hinter mir immer dunkler werden, halte ich das Abstiegstempo hoch – und komme in Bezug auf die Abfahrtszeit meines Zuges viel zu früh in Unterammergau an. Dort scheint glücklicherweise noch die Sonne und nicht ganz zufällig komme ich an einem Kneipp-Becken vorbei. So eine kleine Erfrischung vor der Rückfahrt ist einfach grandios!
Fazit
Die Tour über die drei Vorgipfel war sehr abwechslungsreich und geht locker als Geheimtipp durch! Besonders gut haben mir die Wetzsteinbrüche in der Flanke des Schartenköpfls und die Einsamkeit auf dem Rosengarten gefallen. Hier werde ich sicherlich noch ein weiteres Mal vorbeischauen – sicherlich ist dann auch das Wetter wieder besser!
Tourendatum: 27. Juli 2024
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