Die ersten Oktoberwochen sind regelrecht ins Wasser gefallen. Als es am Monatsende endlich schöner wird, nutze ich das gute Wetter natürlich zu einer kleinen Bergtour im Spitzingseegebiet. Nach 5 Wochen ohne Bergerlebnisse habe ich schon beinahe Entzugserscheinungen!
Inhalt
Massen am Spitzingsattel
Die Zeitumstellung im Herbst ist immer eine angenehme Sache: Obwohl ich wie üblich die erste Verbindung zum Spitzingsee nehme, fällt mir das Aufstehen um 5:30 ausnahmsweise sehr leicht. Als ich dann gegen 8:20 mit dem Bus den Spitzingsattel erreiche, ist dort bereits einiges los – und der neuerdings mit einer Schranke abgesperrte Parkplatz quillt über! Das habe ich um diese Uhrzeit noch nie erlebt. Die zahlreichen Ausflügler verstreuen sich zwar in alle Richtungen, wenig überraschend ist allerdings auf dem beliebten Steig zur Schönfeldhütte bereits einiges los.
Ruhe am Rauhkopf
An der Hütte verlasse ich den überlaufenen Steig zum Jägerkamp, denn ich möchte weiter zum Taubensteinsattel. Schon nach wenigen Metern wird es angenehm ruhig, im Anstieg zum Rauhkopf dann sogar regelrecht einsam. Der Steig verläuft hier oft im Schatten, der Boden ist gnädigerweise noch gut durchgefroren. Am Rauhkopf ist es ruhig und still, ich habe den kleinen Gipfel für mich alleine. Und somit genügend Platz, in der angenehm warmen Herbstsonne meine Brotzeit auszubreiten.
Beim Abstiegsweg zum Taubensteinsattel rutsche ich abschnittsweise den kleinen Hügel mehr herunter als dass ich gehe. Auf dieser nach Süden ausgerichteten Bergflanke hat die Sonne bereits ganze Arbeit geleistet und den Matsch großflächig aufgetaut. Immerhin hilft mir das, die mir mittlerweile zahlreich Entgegenkommenden mit nur einem Blick einzuschätzen: verdreckte Schuhe – Seilbahnnutzer, eingesaute Hosen bis zum Knie – Nicht-Seilbahnnutzer.
Matschige Wege zum Miesing
Der Steig zum nahen Taubensteinhaus ist eine Gratwanderung zwischen Eis und Matsch. Die Wiesen an der Berghütte machen aber einen ganz vernünftigen Eindruck, so dass ich die Abkürzung zur Kleintiefentalalm wage. Die ersten hundert Meter geht’s recht gut, aber dann versinke ich immer wieder in den teilweise gefluteten Wiesen. Das Wissen um die bereits bei der letzten Tour im Grasbergkamm auf Dichtigkeit geprüften Schuhe beruhigt mich ein wenig. Dennoch ist die Passage mehr als nervig – ich bin froh, als ich an der Kleintiefentalalm endlich wieder festen und weitgehend trockenen Boden unter den Füssen habe.
Im Miesingsattel traue ich meinen Augen kaum: drei Dutzend Menschen lagern auf den Wiesen, auf denen sich sonst nur Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Etwas schockiert steige ich gemütlich zum Miesing auf. Dieser sonst so einsame Gipfel ist heute mehr als gut besucht. Ich muss auf dem weiten, latschenbewachsenen Gipfelplateau lange nach einem ruhigen Plätzchen suchen, kann es mir dann aber nahe des Übergangs zum Dürrmiesing endlich gemütlich machen. Natürlich unter Wahrung der Abstandsregeln auf dem überfüllten Gipfel!
Anschieben an der Schellenbergalm
Nach einer ausgiebigen, erholsamen Pause packe ich dann doch gefühlt zeitig zusammen: der Abstieg ist noch lang und wegen der Zeitumstellung geht ab heute die Sonne nun deutlich früher unter. Im Miesingsattel wähle ich die Variante über den Soinsee, an dem ich immer wieder gerne vorbeigehe. Die Sonne steht allerdings schon recht tief und geht gerade hinter den Ruchenköpfen unter.
Vom Soinsee führt zwar eine Fahrstraße ins Tal, diese ist aber gleich zu Beginn äußerst steil: weder hoch noch runter gehe ich hier allzu gerne. Nach der steilsten Passage erreiche ich die Schellenbergalm. Diese beliebte Einkehrmöglichkeit ist offenbar bereits für den Winter vorbereitet worden, die Eigentümerfamilie bricht gerade auf. Wenn nur das Auto anspringen würde … Ungeschickterweise ist es auch noch geringfügig gegen den Berg abgestellt, aber mit vereinten Kräften gelingt es mir und einigen weiteren vorbeikommenden Bergwanderern für den nötigen Schwung zu sorgen. Gar nicht so einfach, einen SUV samt Fahrer über eine winzige Geländeschwelle zu schieben! Nach dieser Kraftprobe fällt der weitere Abstieg gemütlicher aus. Am Segelflugplatz Geitau wähle ich der Abwechslung halber den Weg zum Haltepunkt Osterhofen. Dort rechne ich mit mehr Sonne als in Geitau – und der Plan geht auf: fast bis zur Abfahrt des Zuges sitze ich in der untergehenden Abendsonne.
Fazit
Ende Oktober könnte jeder schöne Bergtag auch schon der letzte in diesem Jahr sein. Das hat sich auch zu den zahlreichen Münchner Ausflüglern herumgesprochen, die heute vermutlich nicht nur das Spitzingseegebiet stürmten. Auf den meisten der schlammigen Wegen war ungewohnt viel los, selbst der sonst wenig besuchte Miesing wurde überrannt. Dennoch war’s ein schöner Tag mit viel Herbstsonne!
Tourendatum: 25. Oktober 2020
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