Berg-Ge(he)n

Daniel und Upsspitze

Auf den letzten Metern zum Daniel

Der goldene Oktober ist endlich da – und ich natürlich wieder in den Bergen unterwegs. Genau das richtige für einen tollen Herbsttag ist das Gipfelpaar Daniel und Upsspitze, die die höchsten Erhebungen des Ammergebirges bilden. Ganz einsam ist es dort deshalb nie, aber das wunderbare Bergpanorama wiegt das mit Leichtigkeit auf. Die Tour ist dazu perfejt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: gleich hinter dem Bahnhof beginnt der durchaus knackige Anstieg.

Durch den Wald zur Tuftlalm

Herbstliche Zugfahrten beginnen in der morgendlichen Dunkelheit. Zur Belohnung gibt’s, mit etwas Glück, dann am Ausgangspunkt der Tour schöne Morgenstimmungen mit Bergkulisse. Heute ist so ein Tag. Und so suche ich mir gleich einen schönen Fotopunkt beim Bahnhof in Lermoos, bevor der Anstieg erst so richtig begonnen hat. Aber das ist’s wert!

Was für ein herbstlicher Start in den heutigen Bergtag
Was für ein herbstlicher Start in den heutigen Bergtag

Dann tauche ich auch schon in den Wald ein und mache mich auf den Weg zur Tuftlalm. Ich bin mehr oder weniger alleine unterwegs und treffe lange niemanden. Erst auf einer Wiese auf einem Geländeabsatz unterhalb der Alm begegne ich den ersten Personen. Ich vermute, dass sie auch zum Daniel aufsteigen werden – die meisten anderen Gipfelziele im Kamm wie zum Beispiel das Pitzenegg werden schließlich kaum besucht. An der Tuftlalm kommt schließlich noch der beliebte Weg von Ehrwald hinzu, so dass ab dort nun ein alles andere als einsamer Aufstieg zum Daniel zu erwarten ist.

Steiler Aufstieg zum Daniel

Von der Tuftalm taucht der Steig erst einmal wieder in mehr oder weniger dichte Wälder ein. Das ist insofern ganz praktisch, als dann die Aussicht nicht vom gleichmäßigen Gehen abhält. So überhole ich noch die eine oder andere kleinere Gruppe, letztlich ist aber weniger los als befürchtet. Irgendwann werde ich dann aber auch etwas langsamer, denn ich erreiche den Rand des Kärles. Dieses Kar zieht sich direkt vom Daniel herab und ermöglicht den ersten direkten Blick hinauf zum Blick. Sieht schon gar nicht mehr weit aus, oder?

Die Gipfelziele oberhalb des Kärles kommen in den Blick
Die Gipfelziele oberhalb des Kärles kommen in den Blick

Dennoch bleibt es noch ein gutes Stück im Anstieg: schließlich kommt jetzt die Latschenzone unterhalb der Upsspitze, die allmächlich einer Steinsammlung weicht. Das bedeutet einerseits natürlich eine gute Aussicht auf die nördlichen Gipfel der Loreagruppe rund um Grubigstein, Gartnerwand und Bleispitze. Andererseits haben große Felsen und immer wieder auch rutschiger, kleinteiliger Schutt jedenfalls einen kleinen gemeinsamen Nachteil: Schatten gibt es ab jetzt nicht mehr. Im Herbst, so wie heute, ist das nicht so tragisch, da reicht ein Schluck aus der Trinkflasche. Im Hochsommer würde es jetzt wohl so richtig anstrengend werden …

Rückblick zur Loreagruppe mit der markanten Gartnerwand
Rückblick zur Loreagruppe mit der markanten Gartnerwand

Noch hält der Steig direkt auf die Upsspitze zu, aber von einer vorherigen Besteigung weiß ich nur zu gut: sobald er sich nach rechts, dem Daniel zuwendet, ist es nicht mehr weit. So ist es auch heute und wenig später genieße ich bereits meine Brotzeit am und die Aussicht vom höchsten Gipfel der Ammergauer Alpen. Die Zugspitze zieht natürlich die Blicke magisch an, aber auch die vielen kleineren Gipfel des Ammergebirges wie Frieder und Schellschlicht gefallen mir im Herbstlicht wie immer sehr.

Die östlichen Ammergauer Alpen lassen sich vom Daniel gut überblicken
Die östlichen Ammergauer Alpen lassen sich vom Daniel gut überblicken

Kurze Gratwanderung vom Daniel zur Upsspitze

Im Laufe der nächsten halben Stunde wird es aber immer voller am Daniel. Ich packe also langsam wieder zusammen, mache noch ein paar Fotos und beginne dann den Abstieg. Dieser führt mich in bewährter Weise zunächst zur benachbarten Upsspitze, die eigentlich ein Nebengipfel des Daniels ist.

Daniel und Upsspitze sind durch einen formschönen Grat verbunden
Daniel und Upsspitze sind durch einen formschönen Grat verbunden

Rasch stehe ich am Abzweig zur Upsspitze und die kleine Steilstufe wenige Meter dahinter ist auch rasch erklommen. Der Gipfel der Upsspitze besticht heute durch absolute Einsamkeit, der Daniel zieht offenbar alle Besucher ganz alleine an. Dennoch bleibe ich nicht lange, meine Brotzeitpause ist schließlich gerade erst zu Ende gegangen. Dennoch erfreue ich mich einige Momente beim Blick entlang des Kamms. Erst vor zuletzt zwei Jahren bin ich dort von der Hochschrutte bis zum Büchsentaljoch gegangen – eine ganz wunderbare Kammwanderung über den Plattberg!

Von der Upsspitze lässt sich der Kammverlauf bis zur Kohlbergspitze verfolgen
Von der Upsspitze lässt sich der Kammverlauf bis zur Kohlbergspitze verfolgen

Gerölliger Abstieg zum Grünen Ups

Ich überlege noch ein wenig, ob ich zumindest noch bis zum Büchsentaljoch weitergehe, entscheide mich dann aber für den direkten Abstieg. Ein früherer und somit nicht ganz so voller Zug für die Rückfahrt ist vielleicht drin. Die Motivation für einen schnellen Abstieg ist also gegeben – wird aber bald vom üblen Schutt ausgebremst. Dieser erste Teil des Abstiegs von der Upsspitze hat mir noch nie Freude gemacht, aber nach den vielen Karwendelerfahrungen der letzten Jahre fühle ich mich heute nicht ganz wie ein blutiger Anfänger. Schneller als gedacht erreiche ich die ersten Latschen, in deren Gassen alles einfacher wird. Nun bleibt auch wieder etwas Zeit, um die Landschaft zu genießen. Ich finde einen mit rötlichen Flechten bewachsenen Stein und experimentiere etwas mit kleinen Blenden.

Besser wäre wohl Focus Stacking gewesen ...
Besser wäre wohl Focus Stacking gewesen …

Am Grünen Ups angekommen staune ich nicht schlecht, denn zahlreiche Picknicker liegen in der Landschaft. Eigentlich ist die Idee aber nicht schlecht: wer nicht auf die Gipfel möchte, findet hier Bergatmosphäre, ein wenig Aussicht und vergleichsweise viel Ruhe. Ich störe somit auch nicht weiter und mache mich zügig auf den weiteren Abstieg zur Tuftlalm. Ich möchte ja schließlich noch den früheren Zug erreichen …

Oberhalb des Grünen Ups zeigt sich ein letztes Mal das Zwischentoren
Oberhalb des Grünen Ups zeigt sich ein letztes Mal das Zwischentoren

Punktgenauer Abstieg nach Lermoos

Allerdings bin ich viel zu schnell unterwegs und erreiche die Tuftlalm gewissermaßen zu früh. Das ist natürlich nicht weiter schlimm und ich freue mich auf ein kühles Spezi. Allerdings stelle ich beim Näherkommen fest, dass trotz besten Wetters kaum Besucher auf der Terrasse sitzen. Da wird doch nicht geschlossen sein? Kurz darauf weiß ich: es ist geschlossen …
Aber ich habe Glück: im Schatten stehen Getränkekisten und gegen einen kleinen Obulus zu Händen der Kasse des Vertrauens ergattere ich die letzte Apfelschorle!

Der klassische Zugspitz-Blick von der Tuftalm darf natürlich nicht fehlen
Der klassische Zugspitz-Blick von der Tuftalm darf natürlich nicht fehlen

Erfrischt nehme ich schließlich die letzten Meter nach Lermoos unter die Füße. Zunächst folge ich dabei meinem morgendlichen Aufstiegsweg, biege dann aber auf die Abkürzung ab. Ein kleiner Steig, schwarz beschildert, nimmt den direkten Weg nach Lermoos. Ich bin diesen schon einige Male gegangen und weiß somit, dass die schwarze Markierung reichlich übertrieben ist. Immerhin ist er aber so steil, dass man schon etwas Vorsicht walten lassen sollte. Bei mir geht auch heute alles gut – und so stehe ich wenig später pünktlich am Bahnsteig für die Rückfahrt. Zwei Minuten Wartezeit sind natürlich ein perfekter Abschluss der Tour.

Föhnfische sammeln sich über dem Gaistal
Föhnfische sammeln sich über dem Gaistal

Fazit

Die Tour zu Daniel und Upsspitze war an diesem Tag ein Höchstmaß an Effizienz: schnelle Gehzeit, ein Getränk auf der Tuftalm und so gut wie keine Wartezeit am Bahnhof in Lermoos. Was will man mehr? Eigentlich eine ganze Menge: gutes Wetter, sicheren Auf- und Abstieg, eine weite Aussicht – und natürlich eine leckere Gipfelbrotzeit. Wie gut, dass an dem Tag wirklich alles zusammenkam!

Tourendatum: 7. Oktober 2023

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