Im Schatten von Blomberg und Zwiesel finden sich in deren Westen noch ein paar weitere Gipfel. Du hast noch nie von Enzenauer Kopf, Angerlkopf und Stallauer Eck gehört? Das ist keine große Überraschung, denn diese Erhebungen sind recht bewaldet und zählen definitiv nicht zu wichtigen Bergzielen der Region. Dennoch lohnt es sich, auch einmal bei diesen weniger bekannten Gipfeln vorbeizuschauen!
Inhalt
Stimmungsvolle Anreise
Fast jede Fahrt in Richtung Berge ist stimmungsvoll: mal wabert der Morgennebel über die Felder und Hügel des Oberlands, mal geht im Laufe der Fahrt die Sonne auf – und spätestens, wenn die ersten Gipfel in den Blick geraten, steigt die Stimmung sowieso stark an. An diesem Morgen muss ich nur zwei Stationen mit der S-Bahn fahren, um beim Umstieg in Starnberg einen guten Start in den Tag zu erleben.
Die bereits sichtbaren Wolken sorgen allerdings dafür, dass an meinem Zielbahnhof Bichl die Sonne kaum zu sehen ist. Das ist natürlich etwas schade, denn an diesem Wintertag hätte ich mich über etwas mehr Wärme gefreut. Nach der Durchquerung des kleinen Orts beginnt aber schon recht bald der weitgehende moderate Anstieg, bei dem ich mich warmlaufen darf. Fahrwege leiten mich in Richtung Angerlkopf, zu sehen gibt es im meist dichten Wald kaum etwas. Ohne Gesprächspartner wird’s dabei durchaus etwas langweilig, aber eine Podcastfolge der Bergfreundinnen verkürzt mir die Zeit …
Durch dichten Wald zum Angerlkopf
Als ich den Westkamm erreiche, der mich zum Angerlkopf führen wird, kommt langsam die Sonne heraus. Zumindest erreicht mich immer mal wieder in einer Baumlücke ein wärmender Strahl. Das Vergnügen muss ich auch mit niemanden teilen, denn seitdem ich Bichl hinter mir gelassen habe, ist mir niemand mehr begegnet. Kurz vor dem finalen Anstieg zum Angerlkopf unternehme ich noch einen kurzen Abstecher zum Enzenauer Kopf. Diese Erhebung geht nach üblicher Definition kaum als eigenständiger Gipfel durch, wird in den meisten Karten aber durchaus erwähnt. Viel zu sehen gibt’s auf der bewaldeten Kuppe allerdings nicht, immerhin hat jemand ein kleines Hinweisschild an einen Baumstumpf genagelt. Ich bleibe ein paar Minuten für eine Teepause – und dann geht’s auch schon weiter.
Zum Angerlkopf ist es nun nicht mehr weit, aber es dauert länger als gedacht: ein recht neuer Windbruch versperrt mir den direkten Weg. Ich bin allerdings nicht der Erste, der hier geht und so folge ich einfach der nicht zu übersehenden Spur abgeknickter Äste. Bald treffe ich wieder auf den einfach zu gehenden Fahrweg, der mich bis zum Rand der Weidefläche bringt, die fast den gesamten Angerlkopf einnimmt. Vor einigen Jahren war ich bereits einmal hier, habe den höchsten Punkt damals auf Grund des verschlammten Geländes ausgelassen. Heute ist das anders, der Boden ist gefroren und es liegt sogar noch etwas Schnee. Ohne verschlammte Schuhe genieße ich den Ausblick in der winterlich klaren Luft, auch wenn die breite und massive Benediktenwand mein geliebtes Karwendel verdeckt.
Hindernisse auf dem Weg zum Zwiesel
Das folgende Gelände ist mir bereits vertraut. Leider, denn die gewaltigen Schlammlöcher zwischen Angerlkopf und Stallauer Kopf sind berühmt-berüchtigt und finden sich in jeder verfügbaren Tourenbeschreibung, die die jeweiligen Autoren selbst gegangen sind. Das Glück bleibt mir dennoch hold, denn der zumindest teilweise gefrorene Boden lässt immer wieder einigermaßen sichere Passagen zu. Mit weiterhin sauberen Schuhen erreiche ich somit den Anstieg zum Stallauer Kopf. Hier erreiche ich das nächste, vermutlich aber schon etwas ältere Windbruchgebiet. Im Gegensatz zum Enzenauer Kopf ist hier aber bereits aufgeräumt worden und es finden sich keine nennenswerte Hindernisse mehr auf meinem Weg.
Der verbleibende Weg zum Zwiesel, dem höchsten Gipfel der kleinen Gruppe, dauert nun nur noch wenige Minuten. Zwar findet sich hier auch noch einmal in einer schattigen Senke ein großes Schneefeld, das aber angeraut und durchgefroren und somit leicht zu queren ist. Somit bleibt auf den letzten Metern vor allem noch eine Frage zu klären: wird es eine freie Bank am Zwiesel für mich geben?
Erfreulicherweise habe ich Glück und kann es mir in der Wintersonne gemütlich machen. Fast alle Wolken sind mittlerweile verschwunden und einer aussichtsreichen Pause steht nichts mehr im Wege. Ich studiere die Gipfel zwischen Isartal und Tegernsee und stelle mal wieder fest: es gibt immer noch ein paar, die ich noch nicht besucht habe. Vielleicht sollte ich aufhören, meine Lieblingsgipfel oft zu besuchen? Luckenkopf, Huder, Keilkopf und Schweinberg wandern also in meiner Priorität nach oben, vielleicht ergibt sich ja auch noch in diesem Jahr eine Gelegenheit zu einer Runde rund um das Steinbachtal?
Abstieg über das Stallauer Eck
Um meine Gipfelsammlung in der Zwieselgruppe mit dem Stallauer Eck zu vervollständigen, habe ich mir für den Abstieg einen für mich neuen Weg herausgesucht. Ich gehe dafür aber erst einmal zum Stallauer Kopf zurück, um dann nach Norden abzubiegen. Überraschend steil, aber einfach geht es zu einem Absatz im Kammverlauf hinab, dem Stallauer Eck. Dort angekommen stelle ich schnell fest: die vor einigen Jahren mal angedachte Sonnenuntergangstour hätte sich wohl kaum gelohnt. Obwohl es recht viel Wiesenfläche gibt, verstellen hohe Bäume nahezu vollständig die Aussicht, insbesondere ins Tal.
Dennoch mache ich noch einmal Pause. Einerseits ist es natürlich schön, möglichst viel in der Sonne zu sitzen, andererseits käme ich zu einer ungünstigen Zeit am Ortsrand von Bad Heilbrunn an, wenn ich gleich weiterginge. Und wer möchte schon lange an der Bundesstraße auf den Bus warten, wenn es doch am Berg so viel schöner ist?
Fazit
In einem so milden Winter wie in diesem Jahr macht es natürlich viel Spaß rauszugehen und die Berge zu genießen. So hat sich auch an diesem Tag die Tour über den Angerlkopf zum Zwiesel sehr gelohnt und mir gut getan. Kurios ist dabei natürlich, dass ich mit Enzenauer Kopf und Stallauer Eck zwei Gipfel erstmals erreicht und somit abgehakt habe, die Liste offener Gipfel aber wieder einmal länger geworden ist …
Tourendatum: 4. Februar 2024
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