Berg-Ge(he)n

Jahresrückblick 2023

Herbstfarben auf dem Weg zum Friederspitz

Wieder geht ein Jahr zu Ende und wird es Zeit, zurückzublicken. Das geht in diesem Jahr besonders schnell, denn allzu viele Touren sind nicht zusammenzukommen. Dennoch waren auch auch in diesem abgelaufenen Jahr die erlebten Bergtage erholsam und eine schöne Unterbrechung des arbeitsreichen Alltags.

Erste Frühjahrstouren

Während ich im Vorjahr in einem mehr als frühlingshaften März zahlreiche Touren genießen konnte, beginnt das diesjährige Bergjahr erst gegen Ende April. Die lange Winterpause hat sich nachteilig auf meine Kondition ausgewirkt, was allerdings beim übersichtlichen Rechelkopf kaum auffällt.

Endlich geht's wieder los!
Endlich geht’s wieder los!

Die folgenden Touren fallen mir dann schon etwas leichter. Mit Wildbarren und Heuberg nehme ich zwei gegenüberliegende, nur durch das Inntal getrennte Gipfel ins Visier. Alles läuft soweit nach Plan, der Schnee schmilzt ebenfalls im üblichen Maße. Mit dem Pitzenegg erklimme ich dann Anfang Juni den ersten höheren Gipfel. Normalerweise würde sich jetzt die Sommersaison anschließen – aber nicht in diesem Jahr!

Tiefblick vom Pitzenegg zu Heiterwanger See und Plansee
Tiefblick vom Pitzenegg zu Heiterwanger See und Plansee

Frühjahrsurlaub in Kampanien

Die Urlaubsplanung enthält in diesem Jahr erst einmal keinen Berganteile. Stattdessen erkunden wir für etwas mehr als 2 Wochen Neapel und die nicht weit entfernte Amalfiküste. Bergig geht’s dort allerdings auch zu, auch wenn wir keine richtigen Bergtouren unternehmen.

Der berühmte Blick von den Terrassen der Villa Rufulo
Der berühmte Blick von den Terrassen der Villa Rufulo

Vesuv

Noch nie stand ich bisher auf einem aktiven Vulkan. Das ist auch gar nicht so einfach, denn auf dem europäischen Festland gibt’s davon auch nur übersichtlich viele, nämlich genau einen. Und welcher Neapel-Urlauber lässt sich die Besteigung des Vesuvs schon gerne entgehen? Ein richtiges Berggefühl kommt zwar Dank des Bustransfers bis kurz unter den Kraterrand und die überaus zahlreichen Touristen bei uns nicht auf, aber an diesem Tag ist die Sicht großartig und dieser Ausflug mehr als lohnend!

Blick vom Vesuv über Neapel bis nach Ischia

Sentiero degli Dei

Einer der berühmtesten Wanderwege Italiens befindet sich an der Amalfiküste, nicht weit weg von unserer Unterkunft. „Der Weg der Götter“ führt von Bomerano hinab ins quierlige Positano. Wir bewegen uns entlang schöner Hänge zwischen dem blauen Himmel und dem blauen Meer und genießen die abwechslungsreichen Ausblicke über die Küste. Der Sentiero degli Dei hat zu Recht einen ausgezeichneten Ruf – zumindest, wenn man über die vielen (anderen) Touristen hinweg sieht.

Zwischen Himmel und Meer auf dem Sentiero degli Dei unterwegs
Zwischen Himmel und Meer auf dem Sentiero degli Dei unterwegs

Capri

Auch beim Tagesausflug nach Capri steht mit dem Monte Solaro ein Gipfel auf dem Programm. Aus Zeitgründen fahren wir jedoch mit dem altehrwürdigen Sessellift nach oben, um noch genügend Zeit für andere Sehenswürdigkeiten zu haben. Der Ausblick ist erwartungsgemäß großartig, die ganze Insel liegt uns zu Füßen. Der touristische Rummel ist allerdings gewaltig – und auch wir klappern natürlich das gleiche Programm wie alle anderen ab. Ich hoffe, es ergibt sich in den nächsten Jahren noch einmal eine Gelegenheit, dann für mehrere Tage nach Capri zu reisen und die Insel in aller Ruhe und etwas gründlicher zu ergründen?

Schon die Römischen Kaiser wussten die Vorzüge Capris zu schätzen
Schon die Römischen Kaiser wussten die Vorzüge Capris zu schätzen

Umzug statt Berge

Die Sommermonate überzeugen durch oft sehr schönes Wetter. Bei den Umzugsvorbereitungen und dem Ein- und Auspacken von Kisten vermisse ich die eine oder andere Bergtour. Ohne Berge fehlt mir halt doch etwas, meine Berg-Gene wollen schließlich auch immer wieder aufs Neue ausgelebt werden … Nach dem erfolgreichen Umzug wird dann die Wetterlage unbeständiger. Es dauert also bis Mitte August, bis ich mit dem Laber endlich wieder auf einem Gipfel stehe.

Felsiges Gelände am Schartenkopf auf dem Weg zum Laber
Felsiges Gelände am Schartenkopf auf dem Weg zum Laber

Ein Wochenende später lasse ich gleich die nächsten beiden Touren folgen. Dabei komme ich auch wieder höher hinaus, denn mit der Bleispitze besteige ich einen formschönen Berg am Rande der Lechtaler Alpen. Deren Gipfel sind oft schroff und felsig, die grasige Bleispitze ist jedoch eine Ausnahme. Der schöne Abstieg über das Mähbergjoch endet also in der Botanik und mit zerkratzen Beinen. Falls ich hier noch einmal vorbeikomme, dann wohl nicht mehr im Sommer und bevorzugt mit langen Hosen!

Von der Bleispitze geht's in wunderbarer Gratwanderung zurück ins Tal
Von der Bleispitze geht’s in wunderbarer Gratwanderung zurück ins Tal

Schönes Herbstfinale

Die heißesten Monate mit ihrer lästigen Gewittergefahr sind vorbei, mit dem September beginnt die für mich schönste Zeit für Bergtouren. Dennoch muss ich bis zur nächsten Tour zum Bischof noch etwas warten. Nach dem knackigen Aufstieg hänge ich mit dem Hohen Fricken noch mal einige Höhenmeter dran. So langsam fühle ich mich fit, bis zur nächsten Tourengelegenheit vergehen leider wieder einige Wochen.

Rückblick über den Kamm des Hohen Fricken zum Bischof
Rückblick über den Kamm des Hohen Fricken zum Bischof

Der goldene Oktober verabschiedet sich mit einem letzten, wunderbaren Bergtag. Ich nehme mir den Tag frei, um das perfekte Wetter auch ausnutzen zu können: es wird warm werden, der Föhn wird den Himmel klar halten und die Herbstfarben in der Sonne glänzen. Meine Erwartungen sind also hoch, aber sie werden vortrefflich erfüllt. Mit dem Östlichen Kreuzjoch erreiche ich zwar nur ein Ausweichziel, entdecke aber mit den Bergen rund um das Kälbertal ein kaum zu erahnendes, einsames Idyll in der Loreagruppe.

Traumhafte Bedingungen auf dem Weg zum Roten Stein und dem Östlichen Kreuzjoch
Traumhafte Bedingungen auf dem Weg zum Roten Stein und dem Östlichen Kreuzjoch

Erwähnenswerte Suchanfragen

Vermutlich interessiert sich fast jeder Betreiber eines Blogs für die Art und Weise, mit der die zahlreichen Leser auf die Seite kommen. Ich bin da natürlich keine Ausnahme. Besonders spannend ist das in der Regel jedoch nicht, denn viele Besucher kommen für einen bestimmten Gipfel auf die Webseite. Wenig überraschend führen also typische Suchbegriffe wie „Überschreitung Wendelstein“, „München höchster Berg“ oder „Gramaijoch“ neue Leser auf diesen Blog. Und dann gibt’s immer wieder Überraschungen!

Neapel Müll 2023

Es ist gar nicht so einfach, für Suchbegriffe bei Google auf Platz 1 zu landen. Dieses Jahr ist es mir ungeplant mit der unglaublichen Kombination „Neapel Müll 2023“ gelungen. Das wäre mir auch gar nicht weiter aufgefallen, wenn nicht zahlreiche Besucher über genau diese Suchabfrage zum Bericht über den Frühjahrsurlaub in Kampanien gelangen würde. Warum auch immer so viele danach suchen …

In Neapel liegt der Müll auch direkt vor wichtigen Sehenswürdigkeiten
In Neapel liegt der Müll auch direkt vor wichtigen Sehenswürdigkeiten

Rappenklammspitze

Ganz anders liegt der Fall mit der nahezu unbekannten Rappenklammspitze. Diesen Tourenbericht habe ich bereits vor zwei Jahren veröffentlicht, aber erst im Oktober diesen Jahres ist er überaus zahlreich gelesen worden. Das Rätsel um die zahlreichen Zugriffe war schnell gelöst:

Selbst in der überregionalen Presse, von Bild1 bis zur Süddeutschen2, wurde über ein interessantes Gerichtsurteil berichtet. Genauer ging es dabei um ein fehlgeschlagenes, am Ende offenbar nur wenig romantisches Date. Für dieses hatte sich er trotz fehlender Qualifikation ihr als persönlicher Bergführer angeboten. Die frühwinterliche Tour über die Rappenklammspitze zur Wechselschneid war dann aber schwieriger als gedacht und das Pärchen in spe musste mit dem Hubschrauber vom Berg geholt werden. Sie beglich die vierstelligen Kosten der Rettung und begehrte anschließend von ihrem Begleiter die Kostenübernahme. Auch ein selbstbezeichneter Bergführer stünde schließlich für den Erfolg ein und trüge die Verantwortung für das Gelingen der Tour.

Diesen Anblick dürfte das kurzzeitige Bergpärchen auch noch gesehen haben
Diesen Anblick dürfte das kurzzeitige Bergpärchen auch noch gesehen haben

Das Landgericht München wollte sich dieser Argument jedoch nicht anschließen3. Was bleibt vom Verfahren übrig: zwei Singles bleiben auch solche, zahlreiche interessierte Leser haben auf diesem Blog gefunden – wir alle haben nun endlich ein besseres Verständnis über die Rechtsverhältnisse bei gemeinsamen Touren mit Freizeitcharakter!

Mein Bergjahr 2023 in Zahlen

  • Bergtage: 14
    • davon Feierabend- und Sonnenuntergangstouren: leider erneut keine
  • Gipfel: 26
    • 0 Dreitausender
    • 8 Zweitausender
    • 18 Eintausender
  • Höchster Gipfel: Daniel, 2.340 m
  • Häufigster Initialbuchstabe der Gipfelnamen: wie im Vorjahr H wie z. B. Heuberg oder Hoher Fricken
  • Höhenmeter: im Aufstieg ca. 14.050, im Abstieg ca. 14.125
  • Zurückgelegte Distanz: ca. 199 km
  • Besuchte Hütten: 2, und erneut keine Mehrtagestour

Fazit

In Bezug auf die Anzahl der Bergtouren hat mich das abgelaufene Jahr nicht zufriedenstellen können. Lediglich vierzehn Touren – den Spaziergang auf den Vesuv mitgerechnet! – stehen in der Bergtourenliste 2023. Das ist zwar kein historischer Tiefstand, aber nur ca. ein Drittel des langjährigen Mittels. Aber Zahlen sind bekanntlich nicht alles, sondern es kommt glücklicherweise auch darauf an, schöne Touren zu erleben. Und da kann ich mich kaum beklagen. Jede Bergtour war in diesem Jahr erlebnisreich und auf ihre ganz eigene Art und Weise etwas Besonderes..

Morgenstimmung am Rande des Ehrwalder Beckens
Morgenstimmung am Rande des Ehrwalder Beckens

In Bezug auf die Regionen hat sich auch einiges verändert. Im Karwendel war ich, entgegen aller Planung, in diesem Jahr gar nicht. Das hängt viel mit dem Umzug zusammen, der die Anfahrtszeiten zum Bergsteigerbus in das Herzen meines Lieblingsgebirges leider verlängert hat. Dafür sind das Werdenfelser Land, das Ehrwalder Becken und die dortigen Berggruppen etwas näher gerückt. Der relative Anteil der dort besuchten Gipfel ist dementsprechend im Jahr 2023 besonders hoch ausgefallen. Erfreulicherweise habe ich immer noch genügend Ideen, um die nächsten Jahre dort weiterhin neue Wege entdecken und mir unbekannte Gipfel besteigen zu können.

  1. https://www.bild.de/regional/muenchen/muenchen-aktuell/muenchen-wanderin-muss-heli-einsatz-selbst-bezahlen-gerichtsurteil-85863652.bild.html ↩︎
  2. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/karwendel-rappenklammspitze-horrordate-klage-landgericht-rettung-helikopter-1.6293205?reduced=true ↩︎
  3. https://www.justiz.bayern.de/gerichte-und-behoerden/landgericht/muenchen-1/presse/2023/27.php ↩︎

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