Berg-Ge(he)n

Laber

Trotz Bewölkung macht das Ammertal eine gute Figur

Für den heutigen Tag habe ich mir zwei unbekannte, vermutlich selten besuchte Gipfel vorgenommen: weder auf dem Großen noch dem Kleinen Laber bin ich bisher gewesen. Mich erwarten also unbekannte Steige, möglicherweise geringe Ausblicke – und eine Vervollständigung meiner Gipfelliste. Aber es kommt anders …

Improvisation über eine eigentlich kurze Anreise

Mit unserem Umzug nach Gauting rücken die Berge ein paar Kilometer näher. Gerade die Bergziele in den Kocheler Bergen, dem Estergebirge, Karwendel, Wetterstein und Ammergauer Alpen sind nun für mich deutlich schneller mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Wenn sie denn fahren, denn in diesem Sommer folgt ein Schienenersatzverkehr auf den nächsten. Heute fahren keine Züge zwischen Weilheim und Murnau und deswegen ist auch der Fahrplan insgesamt verändert worden, so dass ich ungewohnterweise in Starnberg in den Regionalzug nach Weilheim umsteige. Die Wartezeit in Starnberg nutze ich gleich für morgendliche Stimmungsbilder an der Seepromenade – für die ersten Sonnenstrahlen fährt mein Zug leider zwei Minuten zu früh.

So macht Umsteigen in Starnberg besonders viel Freude!
So macht Umsteigen in Starnberg besonders viel Freude!

In Weilheim wartet der SEV-Bus bereits auf Mitreisende. Dank meiner Sprinterqualitäten ergattere ich noch einen Sitzplatz. So viel Glück haben nicht alle, denn die etwa 20 am schlechtesten gelaunte Reisenden müssen draußen bleiben und schauen verdrießlich dem einzigen, überfüllten Bus hinterher. Wenigstens sind die Diskussion übersichtlich ausgefallen und der SEV-Fahrplan wird eingehalten. Der Anschlusszug in Murnau steht bereits am Gleis – leider auch die Polizei, die gerade die Strecke nach Garmisch-Partenkirchen wegen eines Personenunfalls gesperrt hat. Immerhin ist für den Schienenersatzverkehr bereits genau ein Großraumtaxi aufgetrieben worden, das zwischen Garmisch-Partenkirchen und Murnau pendelt. Vermutlich ist es schneller, zu Fuß nach Oberau zu gehen, als auf eine Fahrtmöglichkeit zu warten. Deshalb werfe ich meinen Tagesplan um und nutze den planmäßigen Schienenersatzverkehr nach Oberammergau. Die dafür eingeplanten Taxis stehen nämlich leer herum – und so komme ich als einziger Fahrgast in den Genuss eines überaus exklusiven Chauffeurdiensts.

Am Bahnhof Oberammergau geht’s dann los. Zwar nicht auf Großen und Kleinen Laber, aber die Überschreitung des Labers ist ja auch eine nette Tour. Und sicherlich werden die Züge wieder verkehren, wenn ich am späten Mittag in Oberau eintreffen werde. Hinter der Talstation der Laberbergbahn geht’s dann auch endlich mit dem ersten nennenswerten Anstieg los. Endlich!

Erste Aussichten oberhalb von Oberammergau
Erste Aussichten oberhalb von Oberammergau

Pause mit Regentropfen

Es ist zwar schon ein paar Jahre her, dass ich zuletzt auf den Laber gestiegen bin, aber ich erinnere mich ganz gut an die Wegführung. Insbesondere die steile Wiese zum Geländesattel der alten Laberalm ist mir noch sehr präsent. Erfreulicherweise fühlt sich die Steigung heute aber viel angenehmer an als bei meinem letzten Besuch dort. Die folgende Querungspassage an den Fuß des Schartenkopfs ist dann, vielleicht zum Ausgleich, weniger aussichtsreich. Aber das macht ja nichts, denn nach ein paar steileren Passagen stehe ich auf diesem Nebengipfel. Außer mir ist (noch) niemand da und ich kann mir den besten Pausenplatz aussuchen. Leider kann sich die Sonne kaum durchsetzen, das eine oder andere Wolkenband zieht, entgegen der Wettervorhersage, noch durch. Und dann fällt sogar der eine oder andere Regentropfen …

Unmittelbarer könnte der Tiefblick zum Kloster Ettal kaum ausfallen
Unmittelbarer könnte der Tiefblick zum Kloster Ettal kaum ausfallen

Dennoch ist die Aussicht gar nicht mal so schlecht. Die Wolken scheinen ziemlich hoch über die Gipfel zu ziehen und immer spitzt die Sonne durch kleine Lücken. Für die Fotos scheint mir das Wetter gar nicht mal so schlecht zu sein.

Im Winter ein Langlaufparadies, ist's auch im Sommer im Graswangtal schön!
Im Winter ein Langlaufparadies, ist’s auch im Sommer im Graswangtal schön!

Besonders schön ist die Aussicht vom Schartenkopf ins Graswangtal, das man von kaum einem Gipfel besser überblicken kann. Das Tal zeigt sich in sommerlich satten Grüntönen – kein Vergleich zu meinem letzten Besuch. Damals war alles weiß und ich bei -9° Celsius dort zum Langlaufen.

Mal wieder viel los am Ettaler Mandl

Die Pause fällt lang aus, aber dann gehe ich doch weiter. Schließlich wartet mit dem Laber noch der richtige Gipfel aus meinen Besuch. Das kurzweilige Auf und Ab auf dem Weg dorthin habe ich wohl zwischenzeitlich vergessen, aber in Gipfelnähe setzt die Erinnerung wieder ein: es ist so voll wie eh und je, die Laberbergbahn hat schon ganze Arbeit geleistet. Ich gehe also lieber gleich weiter und freue mich über die bald wieder einsetzende Ruhe.

Einen kurzen Moment ist auf dem Abstiegsweg mal nichts los!
Einen kurzen Moment ist auf dem Abstiegsweg mal nichts los!

Ganz einsam wird’s natürlich nicht, denn viele Besucher des Labers gehen zu Fuß zurück ins Tal oder machen noch einen Abstecher zum Ettaler Mandl. Das fehlt mir auch nach so vielen Jahren in meiner Gipfelsammlung. Bei meinen letzten Versuchen war jedesmal dort so viel los, dass ich mich nicht in die langen Warteschlangen am Einstieg zum versicherten Aufstieg einreihen wollte. Schon bei der Annäherung höre ich, dass es heute wohl erneut so sein wird. Und tatsächlich warten schon einige Gipfelaspiranten auf entgegenkommende Absteigende und weiter oben hat gut vernehmbar jemand zu viel Angst, um vor- oder zurückzugehen. Ich verzichte also erneut und werde mal an einem Werktag vorbeikommen oder einer der richtigen Kletterrouten nehmen müssen.

Am beeindruckenden Wandfuß des Ettaler Weibls
Am beeindruckenden Wandfuß des Ettaler Weibls

Abstieg nach Oberau

Der folgende Abstieg in Richtung Ettal ist ziemlich ereignisarm. Der dichte Wald ermöglicht kaum Ausblicke und die vielen Serpentinen bieten kaum Abwechslung. Ich passiere den Sattel zum Großen Laber, meinem eigentlichen Tourenziel und erkenne ein paar Steigspuren. Beim nächsten Anlauf bin ich somit bestens gewappnet. Erst in Talnähe ergeben sich die nächsten Ausblicke und recht viele Bänke deuten auf die Nähe zum Kloster Ettal hin. Das ist natürlich ein Blickfang und ich lege meine wohlverdiente Mittagspause mit Blick zur Notkarspitze ein.

Pause mit Blick auf's Kloster Ettal
Pause mit Blick auf’s Kloster Ettal

Kaum habe ich meinen Rucksack wieder geschultert und bin keinen Kilometer gelaufen, da nehme ich ihn auch schon wieder ab: der Blick zum Kloster ändert sich beständig und wird offenbar immer schöner. Aber spätestens am Ettaler Sattel endet das landschaftliche Vergnügen, denn der steile Fahrweg hinab nach Oberau ist weder schön noch schön zu gehen. Und der Spaziergang durch Oberau zum Bahnhof fällt dann auch eher unter Routine und ist übersichtlich genußreich. Immerhin ist die Streckensperrung mittlerweile wieder aufgehoben worden und ich steige nach nur kurzer Wartezeit in meinen Zug zurück nach Hause ein.

Ein paar hundert Meter weiter ist die Perspektive noch schöner
Ein paar hundert Meter weiter ist die Perspektive noch schöner

Fazit

Nachdem die letzte Tour bereits einige Monate zurückliegt, war die Überschreitung des Labers dann doch anstrengender als gedacht. Sie ist zwar eine zwar altbekannte, dennoch schöne Tour, die mir jedes Mal auf’s Neue gut gefällt. Da fällt die morgendliche Improvisation auch gar nicht weiter ins Gewicht. Sowohl Großer als auch Kleiner Laber werden sicher geduldig auf meinen nächsten Versuch warten!

Tourendatum: 12. August 2023

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