Il sentiero degli Dei, der Weg der Götter, gilt als einer bekanntesten und schönsten Wanderwege Italiens. Aber ob’s auch stimmt? Wir machen uns jedenfalls auf den Weg zwischen Himmel und Erde, der von Bomerano nach Nocelle verläuft – also ganz in der Nähe unserer Ferienwohnung an der Amalfiküste. Es wird, so viel sei vorweggenommen, ein Höhepunkt unseres Urlaubs an der Amalfitana werden!
Inhalt
Belebter Start in Bomerano
Der Verwalter unserer Ferienwohnung hatte bei der Anreise angeboten, uns für diesen empfehlenswerten Ausflug an den Ausgangspunkt Bomerano zu fahren. Zur vereinbarten Zeit, Tonino hat seine Wartezeit mit einer chiacchiera mit einer Nachbarin verbracht, quetschen wir uns in den kleinen, alten Fiat Panda. Wenigstens müssen heute nicht auch noch unsere Koffer Platz finden, besonders komfortabel ist es aber trotzdem nicht. Während der abwechslungsreichen Fahrt ins deutlich höher gelegene Bomerano erfahren wir, dass in ein paar Tagen der Giro d’Italia entlang der Amalfitana unterwegs sei – offenbar ein Glücksgriff für die Region, denn anlässlich des Radrennens würden die Straßen saniert werden. Wir verabschieden uns gleich zwei Mal von Tonino, denn ich habe meine Kappe im Auto liegen gelassen …
Mit geringer Verspätung, aber jetzt mit Kappe, machen wir uns bei bestem Wetter auf den Weg nach Nocelle. Wir sind nicht ganz alleine, denn es machen sich noch Dutzende weitere Wanderer abmarschbereit, die sich den Sentiero degli Dei nicht entgehen lassen möchten.
Schnell sind wir aus dem Dorf heraus, eine Asphaltstraße leitet uns zum eigentlichen Beginn des Sentiero degli Dei. Ein meist gut zu gehender Fußweg folgt in leichtem Gefälle der steil zum Meer abfallenden Landschaft. Und so gibt es hinter jeder Biegung immer wieder neue Ausblicke über die Amalfitana, die uns sehr gefallen!
Schöne Variante ab dem Colle Serra
In einem Geländesattel angekommen entscheiden wir uns für eine Pause auf dem meerseitig gelegenen Colle Serra. Dafür verlassen wir die ausgetretenen Pfade und folgen einem kleinen Steig hinauf zum aussichtsreichen Gipfel. Dieser ist klein, aber ruhig und für uns perfekt geeignet. So können wir ganz ungestört eine große amerikanische Reisegruppe passieren lassen, die in einem kaum enden wollenden Strom über den Sentiero degli Dei zieht.
Wir verlassen den Colle Serra erst, als auf dem Wanderweg wieder etwas Ruhe einkehrt. Wenige Minuten später stehen wir wieder im Sattel und entscheiden uns für die zumindest heute kaum begangene, obere Variante des Sentiero degli Dei. Der Steig ist dort schmaler und die Abgründe auf der linken Seite steiler, aber das Erlebnis noch eindrücklicher als auf dem tiefer gelegenen Hauptweg. Wir genießen die Passage ganz besonders, nicht zuletzt weil hier kaum jemand unterwegs ist. Wir können also in unserem eigenen Tempo laufen und auch einfach mal für ein Foto ungestört pausieren.
Geeiste Limonade in Nocelle
Nach einiger Zeit vereinigen sich beide Wegvarianten wieder. Es wird also wieder belebter – und das Panorama immer schlechter. Denn über einige Strecken führt der Weg nun durch dichte, zum Ausgleich wenigstens schattige Wälder. Der eine oder andere schöne Aussichtspunkt liegt dennoch am Weg. Mir hat es dabei ganz besonders ein schöner Blick auf Nocelle angetan. Dieses kleine Dorf liegt auf einer Felsenklippe – und hat erst seit wenigen Jahren eine Straßenanbindung erhalten!
In Nocelle merkt man davon allerdings wenig, denn die Straße endet in einem Parkplatz am Ortsrand. Die schmalen Gassen mit vielen Treppenstufen sind somit auch weiterhin ganz den Fußgängern vorbehalten. Dank des Sentiero degli Dei gibt’s davon schließlich auch genug. Als Teil des Touristenstroms steuern wir routiniert auf der Suche nach einem schattigen Pausenplataz die örtliche Kirche an. Die Idee hatten schon viele andere vor uns, denn der Platz vor der Kirche ist schon ganz gut gefüllt. Dennoch lohnt sich der Abstecher: aus einer Holzbude wird frische Limonade zu überaus günstigen Preisen verkauft. Sogar mit viel Eis. Eine wahre Wohltat an diesem heißen Tag.
Unfreiwilliger Abstieg nach Positano
Dank der neugebauten Straße ist Nocelle heutzutage für viele Wanderer auf dem Sentiero degli Dei der Zielpunkt. Da wir trotz zahlreicher Fotostopps gut vorangekommen sind, gehen wir auf dem alten Fußweg weiter nach Montepertuso. Hier sind wir bald ganz alleine unterwegs. Leider endet auf halber Strecke der Fußweg – und wir folgen schließlich ohne Ausweichmöglichkeit der Straße nach Montepertuso. Das Dorf liegt direkt oberhalb von Positano, das wir schließlich von dort mit dem Bus erreichen wollen.
Nach einer längeren Wartezeit auf den Bus kommt dieser auch. Leider hält er gar nicht erst, denn er ist ziemlich voll. Hundert Meter weiter bremst der Fahrer dann doch, um zwei Personen aussteigen zu lassen. Unser Winken wird ignoriert, so dass wir unseren Sprint abbrechen. Sehr nervig … Aber nachdem die einzige in Montepertuso verkehrende Linie bereits in Nocelle beginnt, wird die Lage in den nächsten Stunden wohl auch kaum besser werden. Kurzentschlossen entscheiden wir, dann doch zu Fuß nach Positano abzusteigen. Zahlreiche Stufen erwarten uns!
Letztlich erweist sich der Abstieg aber als gar nicht so dramatisch und schneller als gedacht erreichen wir das pulsierende Touristenstädtchen. In den engen Gassen ist einiges los, besonders die Verkäufer von Capri-Sandalen haben Hochkonjunktur: das sommerliche Schuhwerk wird vor den Augen der geschätzten Kundschaft individuell angefertigt. Wir verzichten und gönnen uns stattdessen ein leckeres Eis am Strand. Ein wenig Belohnung für den ungeplanten, zusätzlichen Abstieg muss schon sein …
Fazit
Der Sentiero degli Dei hat seinen guten Ruf zu recht. Zwar ist die Wanderung nicht besonders lang und technisch einfach, besticht dennoch durch die aussichtsreiche Lage direkt über dem Küstenverlauf. Im späten Frühjahr sind die Temperaturen noch erträglich – im Hochsommer dürfte die Tour allerdings kaum zu empfehlen sein.
Tourendatum: 7. Mai 2023
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