Das Vorkarwendel hält zahllose, schöne Touren zu oft unbekannten Zielen bereit. Einer dieser meist einsamen Gipfel ist das Schönalmjoch, das sich gleich über der längst aufgegebenen, namensgebenden Schönalm erhebt. Der Name der einsamen Almfläche ist durchaus treffend, denn schön ist es dort allemal!
Inhalt
Idylle an der verlassenen Schönalm
Nachdem ich in den Vorjahren gleich drei Mal zur Fleischbank aufgestiegen bin, bietet mir der heutige Anstieg erst einmal nicht viel Neues. Aber das macht gar nichts, denn diesen Steig gehe ich sehr gerne hinauf: die Aussicht wird im unteren Teil mit jeder Kehre besser. Wer schaut hier nicht sehnsuchtsvoll ins idyllische Johannestal und zu den höchsten Karwendelgipfeln hinüber? Wie gut, dass der Steig keine Stufen aufweist, sonst würde ich bei so viel Ablenkung wohl den einen oder anderen Stolperer hinlegen.
Dank des ersten Bergsteigerbusses bin ich früh unterwegs, entdecke aber bald zwei kleine Gruppen über mir. Kurz unterhalb der Jagdhütte Steilegg überhole ich schließlich auch die zweite, bevor es aufzupassen gilt: der Abzweig zur Schönalm ist schmal und unauffällig. Hier werde ich wohl niemanden begegnen – und tatsächlich bleiben Begegnungen auf dem sehr gut angelegten Steig zur Schönalm absolute Mangelware. Immerhin springen am Rande der Almflächen zwei Gemsen umher. Ansonsten ist überhaupt nichts los.
Die Wiesen haben unter der langen Beweidung ganz schön gelitten. Der Steig verschwindet zunächst in zahlreichen Wasserlöchern. Jenseits des längst verfallenen Almgebäudes sind die Wiesen in einem besseren Zustand, jedoch scheint hier kaum mehr jemand zu gehen. Mit etwas Erfahrung ist der Steigverlauf noch im Gelände auszumachen – und bald stehe ich im Sattel zum Rosskopf. Dort ist die Wegfortsetzung leicht ersichtlich: der Steig zum Schönalmjoch ist zwar nicht besonders gut, aber mehr als deutlich.
Später Besuch auf dem einsamen Gipfel
Durch ein Wäldchen steige ich langsam über den Almflächen dem Schönalmjoch entgegen, der bald zum Greifen nah zu sein scheint. Bis zum gewaltig breiten Gipfel sind es aber noch durchaus anstrengende und steile zweihundert Höhenmeter, die sich wie Gummi ziehen. Immerhin kann ich dabei auch erstmals ein paar Blicke nach Norden werfen. Jenseits des Schafreiters zeigen sich somit auch die vielen bekannten Gipfel der Bayerischen Voralpen. Und dann stehe ich auf dem höchsten Punkt und habe die Qual der Wahl: viel Platz und keine guten Sitzsteine. Da bleibt nur die Pause im für die Jahreszeit schon recht hohen Gras.
Die grandiose Idylle mit der Aussicht auf die Karwendelhauptkette endet aber dann doch irgendwann. Ein mitteilungsbedürftiges, bereits älteres Ehepaar erreicht nämlich den Gipfel. Um es positiv zu formulieren: schön, wenn man sich auch nach ein paar Jahrzehnten noch so viel zu sagen hat. Mit der Ruhe ist es jedenfalls nun vorbei. Nach ein paar letzten Fotos packe ich dann also lieber wieder zusammen …
Abstecher zur Fleischbank
Für den Abstieg wähle ich den direkten Weg in Richtung Fleischbank. Es gibt ein paar Steigspuren, aber im zunehmend steilen Gelände verlaufen sich diese rasch. Erst kurz vor einem markanten, etwas überraschend auftauchenden Graben erreiche ich wieder einen deutlichen Steig. Der weitere Weg zur Fleischbank ist dann rasch absolviert. Der die Flanken der zahlreichen Gipfel des Grasbergkamms querende Steig ist zwar holprig, aber hält nur wenige Höhenmeter bereit. Hier könnte ich ewig weiterlaufen, aber der Abzweig zur Fleischbank kommt dann doch irgendwann. Die folgenden hundert Höhenmeter sind deutlich abwechslungsreicher als der finale Anstieg zum Schönalmjoch zuvor und wie immer sehr schön. Am Gipfel ist schon einiges los, aber zwanzig Personen können doch ruhiger sein als ein älteres Ehepaar.
Im Gegensatz zum Schönalmjoch zeigen sich auf der Fleischbank auch einige Blümchen. Sogar einige Schmetterlinge trauen sich auf diesen Zweitausender und posieren freundlicherweise für ein Foto. Aber nicht nur Fauna und Flora zeigen sich heute von ihrer besten Seite – der Blick auf die umliegende Bergwelt ist von der Fleischbank einfach großartig. Ich bin immer wieder gerne hier und kann diesen Gipfel sehr genießen.
Ein Blick auf Uhr und Busfahrplan beendet schließlich die schöne Gipfelpause auf der Fleischbank. Gut gelaunt mache ich mich an den kurzweiligen Abstieg zurück ins Rißtal: der Steig ist so gut angelegt, dass die tausend Höhenmeter wie immer regelrecht zu verfliegen scheinen. Wie gut, dass an der Bushaltestelle neben der Mautstelle eine Bank steht, auf der ich die entstehende Wartezeit bequem überbrücken kann.
Fazit
Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich den Grasbergkamm für mich entdeckt habe. Mittlerweile bin ich jedes Mal auf’s Neue begeistert von den Gipfeln und der gebotenen Aussicht. Das Schönalmjoch macht da keine Ausnahme und lohnt als Geheimtipp einen Besuch!
Tourendatum: 12. Juni 2022
Super Seite, endlich mal ein brauchbarer Blog über Bergwelten. Ich persönlich bin Fan vom Matterhorn. Ich werde mal einen Blog von meiner Ferienwohnung Zermatt aus starten. Ihr habt mich inspiriert.