Berg-Ge(he)n

Von Manarola nach Rio Maggiore

Rio Maggiore zeigt sich von seiner besten Seite!

Der erste Urlaubstag in den Cinque Terre ist bereits vorbei, an dem wir Manarola erkundet haben. Da das Wetter vorzüglich vorhergesagt ist, beschließen wir heute einen Abstecher nach Rio Maggiore zu unternehmen. Der Küstenweg, die Via dell’Amore, ist schon seit Jahren wegen Felsstürzen gesperrt, so dass wir entweder mit der Bahn oder dem Schiff fahren können – oder steil über einen Hügel hinweg nach Rio Maggiore zu Fuß gehen können. Es ist klar, für welche Variante wir uns entscheiden!

Einmal umparken – 85 € gespart!

Bevor wir uns aber in der morgendlichen, vermeintlichen Kühle auf den Weg machen können, steht erst einmal das Sparen auf der Agenda. Unser Parkplatz, auf dem unser Auto seit vorgestern steht, ist nämlich nicht nur gebührenpflichtig, sondern sogar richtig teuer. Schlappe 120 € pro Woche sind schon eine Ansage! Unsere Vermieterin Lorella hat uns also den Tipp gegeben, nach dem Wochenende einmal zu schauen, ob an den Straßenrändern oberhalb vielleicht etwas frei werden würde. Und genauso machen wir’s, tatsächlich finden wir auch zwei Parklücken. Die erste ist dann leider zu klein, in die zweite bekommt Doro unser Auto aber mit viel Millimeterarbeit passgenau im ersten Anlauf reingezaubert: Respekt!

Steil, steiler, Cinque Terre

Dank der somit gesparten 85 € fühlen wir uns nicht nur reicher als einige Minuten zuvor, sondern auch deutlich beschwingter. Da sollte der Weg nach Rio Maggiore wohl kein Problem sein, zumal wir ja Dank unserer zahlreichen Bergtouren ziemlich fit sein sollten. Nach den letzten Häusern enden die säuberlichen Steinstufen – und es geht meist in direkter Falllinie die steilen Weinberge hinauf. Der Steig ist vergleichsweise erodiert und so unregelmäßig, dass mir nach nicht einmal 100 Höhenmetern der Schweiß nur so herunterläuft. Das hatte ich nicht erwartet!

Die letzten Häuser von Manarola bleiben zurück
Die letzten Häuser von Manarola bleiben zurück

Wie zum Ausgleich wird dafür mit jedem einzelnen Schritt die Aussicht besser. In den Verschnaufpausen wird’s also nicht langweilig, denn wir können immer weiter sehen. Nicht mehr nur hinunter nach Manarola, bald kommt Corniglia in den Blick und ein längerer Küstenabschnitt. Wenig überraschend ist das Panorama am höchsten Punkt zwischen Manarola und Rio Maggiore am schönsten. Wir machen also etwas länger Pause. Während unsere nassen T-Shirts in der Sonne rasch trocknen, hören wir den anderen Menschen zu, die hier vorbeikommen: die meisten scheinen aus Deutschland zu kommen, dem klischeehaften Land der Wanderer …

Die Ausblicke sind traumhaft schön, oder?
Die Ausblicke sind traumhaft schön, oder?

Focaccia in Rio Maggiore

Der Abstieg nach Rio Maggiore fällt zwar ähnlich steil aus wie der vorherige Anstieg, wir erreichen aber bald feste Stufen. Wenige Minuten später erreichen wir dann auch schon wieder eine asphaltierte Straße, die uns durch das wenig ansehnliche Neubauviertel von Rio Maggiore zum historischen Stadtkern führt. Dort finden wir die gleichen verwinkelten, engen Gassen vor, die uns auch in Manarola schon so gut gefallen haben. Nach ein paar Irrungen und Wirrungen erreichen wir die Hauptstraße, die vom Hafen hinauf ins Dorf führt. Hier ist ganz schön viel los, auch wenn vieles an Manarola erinnert: die gleichen Gerichte zum Mitnehmen (frittierte Meeresfrüchte scheinen gerade angesagt zu sein!), die gleichen Andenkenläden und vermutlich auch der eine oder andere auswärtige Besucher, den wir gestern auch schon in Manarola hätten treffen können.

Abseits der üblichen Wege finden sich auch in Rio Maggiore einsame Gassen
Abseits der üblichen Wege finden sich auch in Rio Maggiore einsame Gassen

Nach einer leckeren Focaccia und der damit verbundenen wohlverdienten Pause erkunden wir die kleinen Gassen von Rio Maggiore. Hier wird es schnell deutlich ruhiger und wir begegnen auch mehr Einheimischen als Touristen. An der Kirche des Orts ist so gut wie nichts mehr los, wir gehen noch wenig weiter hinauf zum Castello. Den Eintritt für die vielleicht aussichtsreiche Terrasse sparen wir uns, der Weg über die Hügel hat uns schon genügend schöne Ausblicke beschert. Wie sollten wir das gerade Erlebte und Gesehene bei einem nur wenig veränderten Blickwinkel noch steigern können?

Der unsichtbare Trubel der Touristenzone klingt bis zum Castello hinauf
Der unsichtbare Trubel der Touristenzone klingt bis zum Castello hinauf

Zurück geht’s mit dem Schiff

Als die Hitze des Nachmittags immer drückender wird, spazieren wir wieder hinunter ins Dorf und weiter zum Hafen. Auf dem Weg dorthin erreichen wir den unscheinbaren Aufgang zum Dorfplatz, an dem die Touristen eilig vorbeigehen. Wir steigen die Stufen hinauf und sind sehr erstaunt, wie leer der Platz ist. Eine unerwartete Oase der Ruhe inmitten des Trubels von Rio Maggiore!

Wo sind denn alle auf einmal hin?
Wo sind denn alle auf einmal hin?

Am Meer ist es, wie erhofft, etwas angenehmer, denn eine schwache Brise erfrischt uns. Nach ein paar Fotos vom durch Instagram bekannten, besten Aussichtspunkt beschließen wir rasch, die Rückfahrt mit dem Schiff anzutreten. Das ist zwar deutlich teurer als mit der Bahn, aber durchaus ein Erlebnis. Dabei denke ich nicht nur an das Geschiebe und Gedrängel um die besten Plätze auf dem Deck, sondern vor allem an die schönen Aussichten, die sich uns in den nächsten Minuten bieten. Gerade vom Meer aus zeigt sich Rio Maggiore von seiner schönsten Seite, wie ich finde.

Die klassische Ansicht von Rio Maggiore lässt nur wenig zu wünschen übrig
Die klassische Ansicht von Rio Maggiore lässt nur wenig zu wünschen übrig

Fazit

Mir war schon lange nicht mehr bewusst, wie anstrengend 300 Höhenmeter sein können: die Ligurische Küste ist steiler als ich dachte! Dennoch war’s eine schöne Tour über den Hügel nach Rio Maggiore, die Aussichten über das Meer haben mir sehr gut gefallen. Trotz der Steigungen lohnt es sich, die Cinque Terre zu Fuß zu entdecken und somit richtig zu genießen!

Tourendatum: 5. September

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