Berg-Ge(he)n

Sonnenbad am Wank

Nach der improvisierten, langen Tour am Vortag über den Schafkopf bis zur Notkarspitze ist die Wettervorhersage für den heutigen Tag schon wieder ausgezeichnet. Zwar sollen gegen Mittag Schleierwolken aufziehen, aber das steht ja einer Bergtour nicht im Wege. Mit dem Wank wähle ich ein einfach zu erreichendes Gipfelziel, das ich kurioserweise auf den Tag genau vor 5 Jahren zuletzt besucht habe.

Spurt zum Bus

Heute wird der Zug am Münchner Hauptbahnhof mehr als pünktlich bereit gestellt, er verliert aber bereits vor dem Starnberger See wegen einer Baustelle viel Zeit beim Warten auf den verspäteten Gegenzug. Die so erhaltenen 10 Minuten Verspätung werden in der nächsten Stunde kaum weniger – das ist sehr ungünstig, denn in Garmisch-Partenkirchen habe ich nur 9 Minuten Umsteigezeit zum Bus, der mich zum Ausgangspunkt der heutigen Tour bringen soll. Vorsichtshalber lege ich mir mit dem Katzenkopf schon mal ein Ausweichziel gedanklich zurecht.

Der Lokführer holt noch einmal zwei Minuten raus: als der Zug in Garmisch-Partenkirchen einfährt, bleibt noch eine Minute bis zur Abfahrtszeit des Busses. Wenn der Zug wenigstens auf Gleis 1 halten würde, wäre es wohl kein Problem, aber der Fahrplan gibt Gleis 3 vor. Ich positioniere mich also an einer nahe an der Unterführung gelegenen Tür und sprinte beherzt bis zum Bahnhofsvorplatz: der Bus steht noch da! Allerdings erlöschen gerade die Bremslichter, der Fahrer wird wohl jeden Moment abfahren. Aber ich habe Glück: der Fahrer bricht nach einen Blick in den Rückspiegel seine Abfahrt nach wenigen Zentimetern ab und wartet – Danke!

Bestes Wetter – aber die Schleierbewölkung wird den ganzen Tag anhalten

Pausenreicher Aufstieg

Auf der Höhe von Schlattan verlasse ich den nun leeren Bus und beginne den Aufstieg. Die Einkehrmöglichkeiten im Hof des wunderbar gelegenen Gschwandtnerbauern hat natürlich geschlossen – die Einschränkungen auf Grund der Pandemie machen natürlich auch nicht vor dem idyllischen Werdenfelser Land halt. Beim anschließenden Anstieg neben dem Häuslgraben spüre ich die lange Vortagestour immer mehr. Im Sattel unterhalb des Roßwanks lege ich gleich mal die erste Gehpause ein. Eins steht jetzt schon fest: es wird ein gemütlicher Tag werden!

Wildes Gelände im Häuslgraben

Den folgenden Anstieg zum Roßwank nehme ich zunächst wieder tatkräftig in Angriff. Aber keine 200 Höhenmeter später werde ich wieder müde. Hängt mir die gestrige, lange Tour zur Notkarspitze so sehr in den Knochen? Gleich bei einer der ersten Pausenhütten, die entlang der von der Wankbahn erreichbaren Spazierwege errichtet wurden, lege ich die nächste Verpflegungspause ein. Gestärkt schaffe ich den weiteren Anstieg bis zum nahen Wankhaus ohne weitere Verschnaufpause.

Weite Flächen auf dem Weg zum Wank

Spezi und Sonne

Da die Seilbahn wegen den Coronaeinschränkungen nicht fährt, sind nur wenige Besucher am Gipfel. Im Wankhaus werden Getränke aus dem Fenster verkauft: mit einer frisch erworbenen Speziflasche in der Hand suche ich mir ein ruhiges Plätzchen. Die Auswahl ist ungewohnt groß, normalerweise steppt hier an schönen Tagen der Bär. Ich schlendere hinüber zum Ameisberg, dort gibt es schöne hölzerne Liegen – die fast alle frei sind. Ich mache es mir gemütlich und genieße die wärmende Sonne.

Wenn die Seilbahn nicht fährt … bleibt’s selbst auf dem Wank einsam!

Ich hätte noch sehr lange liegen bleiben können, aber im Laufe des Nachmittags wäre es bald deutlich kühler geworden. Nach einem Abstecher zum Eckenberg beginne ich also den Abstieg in Richtung Partenkirchen. Im Gegensatz zum Aufstieg spielt meine müde Beinmuskulatur dieses Mal aber mit. Allerdings verabschiedet sich die Sonne hinter dichten Wolkenfeldern und es frischt auf. Ich packe also die Kamera in den Rucksack und ziehe mich wieder wärmer an.

Tiefblick über das Loisachtal zum Laber

Abstecher zur neu errichteten Tannenalm

Der Abstiegsweg führt mich nicht weit entfernt von der vor einigen Jahren abgebrannten Gamsalm vorbei. Da ich neugierig bin, wie sich die am selben Platz neu errichtete Tannenalm macht und ich gut in der Zeit bin, schaue ich natürlich vorbei. Wo bei meinem letzten Besuch vor fünf Jahren noch die Brandreste lagen, steht mittlerweile ein schöner, schnörkelloser Holzbau. Die große Fensterfront lässt sicherlich auch im Winterhalbjahr viel Sonne in die Gaststube hinein – ich nehme mir vor, für eine Winterwanderung hier herauf zu kommen. Der Neubau sieht wirklich gelungen aus!

Fazit

Keine Kraft in den Beinen, viele Pausen – so langsam wie an diesem Tag war ich schon lange nicht mehr unterwegs. Trotzdem war’s eine tolle Tour: ich konnte viel wärmende Herbstsonne tanken und mich am Wank bestens erholen!

Tourendatum: 8. November 2020

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