Das Estergebirge war die erste Gruppe, in der ich alle für mich relevanten Gipfelziele erreicht habe. Seit diesem Zeitpunkt war ich nur noch selten dort, andere Regionen und mir unbekannte Gipfel erschienen reizvoller. Der Schienenersatzverkehr jenseits von Garmisch-Partenkirchen verändert in diesem Jahr allerdings einiges. Und so wähle ich mit dem Bischof den Gipfel im Estergebirge als Tourenziel aus, den ich am längsten nicht mehr bestiegen habe. Ganze zehn Jahre sind seit meinem letzten Besuch schon vergangen, was diesem schönen Berggipfel ganz und gar nicht gerecht wird.
Inhalt
Einsamer Aufstieg
Viele Steige führen hinauf ins Estergebirge, die meisten davon sind recht steil. Das kommt nicht ganz überraschend, sieht man die steilen Flanken, die sich direkt über dem Loisachtal erheben. Mit dem Oberauer Steig wähle ich den direkten Zustieg zum Bischof, der durchaus als kleiner Konditionstest durchgeht. Aber bis es soweit ist, gibt es noch etwas flache Strecke zu meistern. Vorbei am Golfplatz und den übersichtlichen Überresten der Neuen Schanze stehe ich wenig später am Einstieg in den Steig. Dieser zieht kompromisslos an und die Höhenmeter verfliegen nur so.
Obwohl ich recht zügig unterwegs bin, höre ich nach einiger Zeit viele Kehren unter mir Schritte. Eine Bergsteigerin ist geringfügig schneller unterwegs als ich – und so dauert es eine ganze halbe Stunde, bis sie mich eingeholt hat. Eine knappe Viertelstunde können wir uns gut unterhalten, dann ist sie endgültig davongezogen. Eine interessante Begegnung, die die Einsamkeit der langen Aufstiegszeit im meist dichten, aussichtslosen Bergwald spürbar auflockert. Die Sonne und eine erste Aussicht erreiche ich erst am Rande des Frickenkars. Endlich!
Heiße Latschengassen am Bischof
Die Wärme tut mir gut und gibt mehr als genug Anlass für eine erste Essenspause. Die weidenden Kühe interessieren sich zur Abwechslung weder für mich noch für mein Essen. Das war nicht immer so, ich erinnere mich immer wieder gerne an meine Tour (fast bis) zur Rappenklammspitze und esse seitdem gerne ungestört ohne tierische Annäherung. Erst weiter oben, in den Latschengassen, die zum Sattel zwischen Bischof und Hoher Fricken leiten, kommt es zur Begegnung, Auge in Auge. Der Klügere gibt aber bekanntlich nach – und ich lasse zwei Vieher freiwillig passieren.
Vom Sattel aus ist es nicht mehr weit bis zum Bischof, zumindest glaube ich mich daran zu erinnern. Heute zieht sich dieser an und für sich schöne Steig aber ganz schön in die Länge. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Sonne schon lange die Latschenzone aufgeheizt hat und ich mich durch die gestaute Hitze durchquälen muss?
Der Gipfel des Bischofs kommt glücklicherweise mit nur wenigen Latschen aus und ich erhole mich bei einer vergleichsweise frischen Brise. Die Aussicht war schon mal besser, die sommerliche Wärme verringert die Fernsicht spürbar. Gut zu erkennen sind natürlich die umliegenden Gipfel des Estergebirges, dessen höchste Erhebung mit dem Krottenkopf gleich gegenüberliegt. Das Karwendel liegt genau wie das Wettersteingebirge schon im Dunst. Etwas besser sieht’s mit den östlichsten Gipfeln des Ammergebirges, beispielsweise dem Laber, aus, bevor auch in dieser Blickrichtung die Sicht rasch abnimmt.
Abstecher zum Hohen Fricken
Nach der ausgiebigen Pause fühle ich mich gut erholt und verlängere die Tour spontan um den benachbarten Hohen Fricken. Dafür steige ich zurück in den Sattel und beginne den erneuten Anstieg. Vom Bischof aus sieht dieses Wegstück nicht allzu lang aus, dennoch brauche ich eine gefühlte Ewigkeit. Auch, wenn es nur noch etwa 250 Höhenmeter zum zweiten Gipfel des Tages sind, benötige ich ein paar Gehpausen bis zum höchsten Punkt.
Rasanter Abstieg
Der Bischof steht etwas zurückgesetzt, so dass Tiefblicke ins Loisachtal nicht möglich sind. Dies hole ich jetzt am Hohen Fricken nach und nach einer kurzen Fotopause mache ich mich schon an den Abstieg. Denn wenn ich zügig gehe, erreiche ich noch einen früheren Zug – was mich erfahrungsgemäß ordentlich anspornt, gerade an so heißen Tagen wie heute. Die felsigen Passagen auf dem Südgrat des Hohen Frickens bewältige ich auch noch recht rasch, aber die Querung der Flanke des Ochsenbergs wird lang und länger. Schön ist es der dortige Bergwald aber wie eh und je!
Nahe der Esterbergalm erreiche ich den Fahrweg in Richtung Garmisch-Partenkirche, der bald asphaltiert ist. Das ist nicht schön, aber ich komme so natürlich besonders zügig vorwärts. Eigentlich bin ich sogar zu schnell, denn ich muss trotz späterer Trödelei auf dem Abzweig nach Farchant dort tatsächlich eine halbe Stunde in der Hitze auf den Zug warten. Hin und wieder lässt sich meine Zeitplanung dann wohl doch noch verbessern …
Fazit
Am Ende des Tages standen ganz schön viele Höhenmeter auf dem Weg zu Bischof und Hohen Fricken zu Buche – und ich habe gemerkt, wie wenige Touren ich in diesem Jahr bisher gehen konnte. Aber nach dieser Trainingseinheit kann der Bergherbst endlich kommen!
Tourendatum: 10. September 2023
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