Schon oft war ich auf der Sonnenspitze über dem Kochelsee. Oft habe ich sie in einen Abstieg zum Kocheler Bahnhof integriert, einige Male war sie aber auch schon selbständiges Tourenziel. Schließlich führen viele Wege hier herauf, einige davon waren auch schon fast vergessen. So war ich bei meinen ersten Begehungen oft noch mehr oder weniger alleine am Gipfel, was sich in den letzten Jahren aber von Jahr zu Jahr deutlich verändert hat. Geblieben ist aber die wunderbare Aussicht vom kleinen Gipfel hinab zum Kochelsee.
Inhalt
Erst einmal Ausschlafen!
Nach der gestrigen groß angelegten Überschreitung der Hochries steht heute mit der Kocheler Sonnenspitze gleich die nächste Tour auf dem Programm. Da trifft es sich gut, dass sie eher kurz ausfallen wird und ein später Start kein Problem sein wird. Aber auch die herbstliche Zeitumstellung hilft mit und spendiert uns eine Stunde zusätzlichen Schlaf. Somit gut ausgeruht packen wir die Rucksäcke und machen uns auf den gar nicht so weiten Weg nach Kochel. Der kleine Parkplatz am Fuß der Sonnenspitze ist mäßig frequentiert und somit der erhofft gute Ausgangspunkt für die heutige Tour.
Schon nach wenigen Metern geht’s aufwärts und wenig später biegen wir auf den Fahrweg in Richtung Sonnenspitze ein. Auf der schattigen Nordseite laufen wir uns langsam warm. Wenigstens ist es trotz der Jahreszeit nicht besonders kühl, aber wir freuen uns auf die Sonne am Gipfel. Bis dahin wird’s aber noch etwas dauern …
Die Zeiten des Geheimtipps sind vorbei
Nach den langweiligen, langen Rampen der Forststraße dürfen wir auf etwa halbem Weg ausweichen: der Normalanstieg zum Gipfel führt schließlich über einen steilen, kehrenreichen Steig hinauf zum höchsten Punkt der Sonnenspitze. Endlich dürfen wir die Herbstsonne genießen! Vorher müssen wir uns aber noch ein Pausenplätzchen suchen – der Gipfel ist heute durchaus gut besucht. Die besten Plätze mit Blick über den Kochelsee sind bereits besetzt, wir lassen uns schließlich am Rande des Abgrunds nieder und schauen bei der Brotzeit in den Einschnitt zwischen Sonnenspitze und Graseck. Hier stört uns zum Ausgleich niemand für Seeblickfotos.
Apropos Fotos: natürlich machen auch wir welche. Der Tiefblick hinunter zum Kochelsee ist einfach verlockend und im Grunde auch die Hauptattraktion der Sonnenspitze.
Am frühen Nachmittag packen wir nach dem ausgiebigen Sonnenbad wieder zusammen und machen uns auf den Rückweg nach Kochel. Dafür nehmen wir aber den kleinen Umweg über das Graseck, von dem aus der Rückblick zur Sonnenspitze besonders schön ist. Der kleine Gipfel wirkt aus dieser Perspektive besonders spektakulär und wird von der Herbstsonne in ein weiches Licht getaucht: einfach wunderschön!
Mon Dieu!
Der Abstieg vom Graseck zur Kotalm gehört zu meinem absoluten Lieblingswegen. Unzählige Fichtennadeln geben dem Waldboden eine weiche Luftigkeit, so dass wir regelrecht hinab zu schweben scheinen. Wäre da nicht eine französisch sprechende Familie hinter uns, deren zwei Kinder sich lautstark bemerkbar machen würden, wäre es eine regelrechte Idylle. Die beiden Jungs rennen den Steig hinunter und gerade, als ich mich zufällig einmal umdrehe, stolpert einer im vollen Lauf. Mit dem Kopf voran fliegt er in Richtung eines steil abfallenden Wiesenabhangs – Mon Dieu! Es wird ganz schön knapp, aber noch rechtzeitig endet die Flugeinlage reichlich unsanft, jedoch knapp in sicherem Gelände. Das ist gerade noch einmal gut gegangen, keine nennenswerten Verletzungen sind zu versorgen. Hinter uns wird es nun jedoch deutlich stiller – der Schreck steckt der Familie noch in den Knochen -, die erhabene Stille kehrt zurück in die Walchenseeberge.
Der einfachste Abstiegsweg nach Kochel führt über den langen und langweiligen Fahrweg von der Kotalm mit zu Beginn schönen Blicken zur markanten Kaltwasserwand hinab ins Tal. Auf halber Strecke weichen wir deshalb aus: aus der Zeit, bevor der Fahrweg gebaut wurde, existiert noch der alte, fast vergessene Steig. Allerdings nur fast vergessen, denn zu meiner Überraschung kommen uns immer wieder einige Menschen entgegen. Naja, aber das macht ja nichts, denn die Bank mit der schönen Aussicht ins Voralpenland ist frei und bietet uns eine letzte Pausengelegenheit. Läuft!
Fazit
Die Sonnenspitze ist immer wieder einen Besuch wert, auch wenn ich ihren Gipfel noch nie so voll erlebt habe. Es war jedenfalls eine schöne Herbsttour mit viel Sonnenschein. Wie lange solche Touren vor dem Winter noch möglich sein werden?
Tourendatum: 30. Oktober 2022
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