Die Bergsaison ist eigentlich bereits vorbei, als unerwartet Mitte November sich noch einmal schönes Bergwetter einstellt. Es sind sogar vergleichsweise hohe Temperaturen angekündigt, so dass ich mit dem Thaneller noch einmal ein für die Jahreszeit besonders hohes Gipfelziel ins Visier nehme. Zusammen mit dem südseitigen Aufstieg von Berwang sollte das einen so sonnig wie schönen Bergtag garantieren!
Inhalt
Lange Anfahrt nach Berwang
Aus dem Raum München ist der Thaneller für eine Tagestour schon ganz schön weit entfernt. Und so sitze ich Mitte November besonders lange im Zug. Immerhin klappen alle Umstiege perfekt und so bin steige ich gegen 9 Uhr morgens in Bichlbach aus dem warmen Zug. Draußen empfängt mich die Kälte und die Wartezeit auf den Bus nach Berwang kommt mir besonders lang vor. Ich bin der einzige Fahrgast, denn wer will schon um diese Jahreszeit morgens nach Berwang? Die Sommersaison ist längst vorbei, der erste Schnee noch nicht gefallen!
Bereits einige Monate zuvor, im August, bin ich schon ein Mal nach Berwang gefahren. Damals habe ich den Hönig bestiegen – und es war entschieden wärmer als am heutigen Morgen. Immerhin scheint bereits die Sonne auf den kleinen Wintersportort, so dass ich mich bereits auf dem recht kurzen Weg an den Bergfuß des Thanellers warm laufen kann.

Steiler Anstieg in der Sonne
An der Talstation eines Skilifts beginne ich den eigentlichen Aufstieg. Die Skipiste ist natürlich nicht besonders schön zu begehen, aber schon bald kann ich auf den Steig zum Thaneller abzweigen. Nach einer steilen, erodierten Wiese ist die Wegführung meistens recht geschickt gewählt. Zunächst orientiert sich der Steig direkt auf die Südflanke meines Gipfelziels. Der Steig bleibt gut angelegt, windet sich schließlich jedoch ziemlich steil durch einen Latschengürtel in die Höhe. Für einen Novembertag wird es hier sogar regelrecht heiß!

Nach Latschengürtel wird die Aussicht immer besser. Bald kommt auch der Gipfel in den Blick, der aber für längere Zeit kaum näher rücken möchte. In mir werden Erinnerungen an den Weg zum Kirchbachkreuz wach, aber ganz so schlimm wird es heute nicht werden. Erst im finalen Gipfelaufschwung wird das Gelände zumindest einen Hauch anspruchsvoller, denn hier weicht langsam das Gras und zeigen sich ein paar harmlose Schuttfelder.

Wunderbare Aussicht und kalter Wind
Am Gipfel ist schon einiges los, und die besten Pausenplätze sind dort bereits belegt. Wie gut, dass in Richtung Westen es noch ein paar steile Wiesen gibt, auf denen auch ich einen gemütlichen Sitzplatz finden kann. In der Sonne ist es meistens recht warm, obwohl der Thaneller fast 2.400 Meter hoch ist. Dennoch kommt immer öfter ein frischer Wind auf, so dass ich gerne zur Kamera greife und ein paar Meter gehe. Schließlich ist das Panorama schlicht großartig!

Im Norden geht der Blick hinab nach Reutte, das gute und gern 1.500 Meter tiefer liegt. Die Festung Ehrenburg mit ihren Nebenwerken wirkt auf dem Schlossberg spielzeughaft, ganz im Gegensatz zu den nahen Gipfeln der Ammergauer Alpen. In die führen der Heiterwanger See und der mit diesem durch einen kleinen Kanal verbundene Plansee wie ein Fjord hinein.

In Richtung Osten weist das sanft geschwungene kurvige Zwischentoren den direkten Blick zur Zugspitze. Links des Tals reihen sich die Gipfel des Danielkamms aneinander, rechts davon zeigt sich die Bleispitze mit ihrem formschönen Westgrat.

Die tiefstehende Wintersonne verhindert den guten Blick nach Süden, aber gegen Westen lassen sich die Allgäuer Alpen und die Tannheimer Berge wieder bestens studieren.

Schneller Abstieg zum frühen Bus
Ein Blick auf den Busfahrplan verrät mir, dass ich entweder noch lange am Gipfel bleiben kann – oder doch einen Sprint ins Tal nach Berwang einlegen sollte. Da es immer kälter wird, fällt mir die Entscheidung leicht. Ich packe rasch zusammen und mache mich an den Abstieg. Da dieser mich auf dem gleichen Weg zurück nach Berwang führt, bleiben überraschende Momente aus.

Je näher ich dem Tal komme, umso mehr fällt mir die immense Wintersportinfrastruktur negativ auf. Lifte, Speicherseen, Pisten – besonders schön ist das ohne Schnee nicht. Und ob es hier in den nächsten Jahren überhaupt noch genügend Schnee geben wird? Mir bleiben große Zweifel, ob die Ausrichtung auf den Wintersport in Berwang Zukunft haben wird.

Rechtzeitig treffe ich vor dem Bus am Kirchplatz ein. Einige Minuten bleiben noch bis zur Abfahrt kurz vor 14:00 und ich mache es mir auf der Bank an der Haltestelle gemütlich. So gut es eben geht in der Kälte, denn die Sonne ist bereits hinter dem Hönig untergegangen …

Fazit
Unverhoffte Spätherbsttouren wie an diesem Tag auf den Thaneller gefallen mir immer besonders gut. Das Glück, noch eine weitere Tour absolvieren zu können, fühlte sich wieder einmal schlicht großartig an! Der Auf- und Abstiegsweg war allerdings so einfach, dass an diesem Tag unerwartet viele Menschen unterwegs waren. Kein Wunder, bei diesem prächtigem Wetter und dem aussichtsreichen Gipfel!
Tourendatum: 10. November 2024
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