Es gibt Gipfelziele, die nehme ich nie so wirklich ins Visier – und besuche sie dann natürlich auch nicht. Die Seceda gehörte bislang dazu: die Seilbahn bringt viel zu viele Touristen dort hinauf, als dass ich mich dort besonders wohlfühlen würde. Aber hin und wieder darf ich auch mal über meinen Schatten springen, oder?
Inhalt
Regen an der Regensburger Hütte
Der erste Tag unserer Urlaubswoche in Gröden verspricht gleich schönes Bergwetter. Erst einmal müssen wir aber noch ein paar Lebensmittel und Bergtourenverpflegung einkaufen. Ohne Vinschgerl, Speck, Kaminwurzen und einem Stück Käse darf man in Südtirol bekanntlich nicht auf einen Berg steigen. Der Rucksack ist dann schnell gepackt – die Tour wird schließlich nicht besonders lang! -, ab in die Bergschuhe und los geht’s. Wir können direkt an unserer Ferienwohnung starten, da mehr oder weniger hinter dem Haus ein passender Wanderweg verläuft. Dieser führt uns zunächst steil hinauf nach Juac. Ab hier ist auch mehr los, der nicht weit entfernte Parkplatz macht sich nun bemerkbar. Egal, die Landschaft ist wie immer prächtig und das Wetter gut.
So wie das Gelände nun merklich flacher ist, umso waldreicher verläuft unser Weg. Der reichlich unbekannte, neben dem Weg liegende und fotogene Spiegelteich wirkt heute alles andere als spektakulär. So richtig verstehen wir das aber erst, als wir schon in Reichweite der Regensburger Hütte den Wald verlassen: es sind überraschend viele Wolken aufgezogen. Das war so nicht angekündigt! Wenig später sitzen wir dann auf der Terrasse der Regensburger Hütte und genießen eine kleine Pause. Während wir auf unser Essen warten, fallen dann sogar noch ein paar Regentropfen. Wir haben aber Glück, der eigentliche Schauer zieht westlich an uns vorbei.
Sprint zur Panascharte
Zwischendurch hätte ich den ursprünglichen Plan schon fast aufgegeben, doch bald kommt wieder die Sonne raus. Während mein persönlicher Sonnenschein auf der Regensburger Hütte noch den Apfelstrudel probieren und dann dort auf mich warten wird, mache ich mich also wieder auf den Weg. Das Wegenetz ist, nicht zuletzt wegen der Bergbahnen und der vielen Besucher, vielfältig. Recht spontan entscheide ich mich für nicht überlaufene Wegvariante: zuerst zur Pieralongia-Hütte und dann weiter zur Panascharte. Das ist zwar ein kleiner Umweg, kommt dafür aber ohne Gegensteigung aus. An der Hütte ist schon wieder mehr los, aber kaum jemand scheint sich für den namensgebenden Stein zu interessieren.
Bis zur Panascharte ist es jetzt nicht mehr weit, die letzten Höhenmeter sind dann aber noch einmal zäh. In der Scharte ist einiges los, die Touristen ignorieren Verbotsschilder und stehen sich gegenseitig auf der Suche nach der besten Perspektive auf den Füßen herum. Früher war die Panascharte nichts besonderes, in Zeiten von Instagram & Co. ist dieser ehemals so einsame Ort auf einmal wichtig geworden. Aber nun ja, die Zeiten ändern sich – und der Blick auf die steil aufragenden Fermedatürmen ist natürlich schön!
Abstecher zum Insta-Hotspot Seceda
Aber die Panascharte ist nur die kleine Schwester: noch viel mehr los ist auf der benachbarten Seceda selbst. Haben die Besucher der Panascharte immerhin noch passendes Fußwerk getragen, wird’s gleich hinter der Bergstation der Bergbahn regelrecht abenteuerlich. Da schaue ich doch gleich viel lieber in die Landschaft. Gewissermaßen ein Stockwerk tiefer liegt die Raschötz: neben der vielbesuchten, zum Tal weisenden Äußeren Raschötz gefällt mir der Tiefblick zur meist einsamen, fast vergessenen Inneren Raschötz besser. Aber wenn ich es mir recht überlege, dann zeigen sich von oben beide, nur durch einen kleinen Einschnitt getrennte Hochflächen doch als gemeinsame und schöne Einheit!
Bevor ich zur Regensburger Hütte zurückkehre, mache ich dann natürlich auch noch ein paar klassische Fotos, wie man sie mit Hashtag #seceda bei Instagram quasi täglich zu sehen bekommt. Ein wenig Erinnerung darf’s dann doch sein, so schnell werde ich wohl nicht mehr hier vorbeikommen …
Langer Abstieg nach Wolkenstein
Zurück zur Regensburger Hütte geht’s recht schnell. Ich kenne den Weg ja bestens und so verfliegen die Stationen nur so: Panascharte, Pieralongia-Hütte (dieses Mal mit Fotografen, die sich für den Fels interessieren!) und dann stehe ich schon auf dem kleinen Höhenrücken, der mich noch von der Regensburger Hütte trennt. Diese liegt – für mich etwas überraschend – im Schatten einer größeren Wolkengruppe. Ich hole also schnell Doro ab, der langsam kalt wird, und dann geht’s auch schon zurück ins Tal!
Auch wenn es ohne Sonne schon sehr schnell abkühlt, haben wir das nötige Quentchen Glück: wir kommen nicht nur bald zurück in die Sonne, auch die Spiegelung im Teich ist, ganz im Gegensatz zum Hinweg, großartig! Mit dementsprechend viel guter Laune und nach einer längeren Pause auf einer sonnigen Bank erreichen wir dann ganz entspannt wieder unsere Ferienwohnung in Wolkenstein.
Fazit
Die Tour zur bekannten, von mir bisher aber immer links liegen gelassener Seceda war ein schöner Auftakt in unseren Südtirol-Urlaub! Gewöhnungsbedürftig waren jedoch gerade im Schatten die relativ geringen Temperaturen – aber wer gerade aus Ligurien kommt, wird’s in den Dolomiten wohl immer etwas frisch finden …
Tourendatum: 11. September 2022
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