Berg-Ge(he)n

Lacherspitze

Gipfelaufbau der Lacherspitze

Seit Wochen herrscht strahlender Sonnenschein in den Bayerischen Alpen. Der Schnee schmilzt und schmilzt und schmilzt … und ist immer noch nicht ganz weg. Aber zumindest die Südflanken sind schon weitgehend schneefrei und gut zu gehen. Perfekte Bedingungen also, der Lacherspitze bereits im März einen Besuch abzustatten!

Bayrischzeller Wasserfall

Langsam gehen meine freien Wochen ihrem Ende entgegen. Glücklicherweise habe ich aber noch eine Gelegenheit für eine letzte Tour an einem Werktag. Dementsprechend leer ist der Zug, der mich nach Bayrischzell bringt. Da natürlich gerade keine Touristensaison ist, ist natürlich so gar nichts los und ich laufe die wenigen Meter durch den Ort bis zum Fuß des Wendelsteins. Schon nach wenigen Höhenmetern weiche ich jedoch vom so vertrauten Steig ab: wenn schon mal nichts los ist, kann ich auch endlich einmal zum nahegelegenen Wasserfall hinübergehen. Dieser liegt – für mich überraschend – kaum eine Gehminute neben meinem Aufstiegsweg. Eine kleine Brücke führt zwischen zwei Geländestufen über den kleinen Bach, der unter mir recht lautstark zu einer Mühle hinabströmt. Auch wenn ich den eigentlichen Wasserfall über diese untere Stufe kaum erkennen kann, gefallen mir besonders gut die kleinen Kanäle, die der Bach in den Felsen direkt über dem Wasserfall ausgeschliffen hat.

Der obere Teil der Bayrischzeller Wasserfälle liegt noch im morgendlichen Schatten
Der obere Teil der Bayrischzeller Wasserfälle liegt noch im morgendlichen Schatten

Nach diesem kurzen, lohnenden Abstecher setze ich den Aufstieg auf dem üblichen Weg fort. Vorbei an der Straße zum Sudelfeld, auf der heute natürlich keinen Motorradfahrer unterwegs sind, und weiter über die Wiesenflächen zum Waldrand. Auch heute bin ich wieder überrascht, wie steil der Steig teilweise in Richtung Wendelsteinalm führt. Oder bin ich weiterhin nicht besonders fit? Wie auch immer, irgendwann erreiche ich tatsächlich das Almgebäude – Zeit für eine Verpflegungspause auf den einsamen Terrassenbänken in der wunderbaren Frühlingssonne!

Der Wendelstein ist natürlich den ganzen Tag über der Blickfang
Der Wendelstein ist natürlich den ganzen Tag über der Blickfang

Aufstieg über die Skipiste

Oberhalb der Wendelsteinalmen erreiche ich bald den ersten Schnee. Mit anderen Worten: es wird abschnittsweise zäh. Denn die Sonne hat schon ganze Arbeit geleistet und die oberste Schichte regelmäßig angetaut. Am besten sind die Verhältnisse noch auf der Skipiste. Diese wird seit dem offiziellen Saisonende natürlich nicht mehr präpariert, ist aber noch gut zusammengepresst. Blöderweise gibt’s auch ein paar eisige Stellen, aber ich komme relativ gut voran. Erst unterhalb der Kesselwand zweige ich ab und steige in Richtung meines Gipfelziels weiter.

Erste Schneeflecken an den Wendelsteinalmen
Erste Schneeflecken an den Wendelsteinalmen

Hier liegt teilweise tiefer Schnee, aber es gibt auch einige Spuren in passender Richtung. Dennoch muss ich auf einer Anhöhe ordentlich durchschnaufen, zu der ich mich regelrecht hochgemüht habe. Wenigstens ist von dort der weitere Weg zur Lacherspitze übersichtlich. Ganz zu schweigen von der nun erweiterten Aussicht, nicht nur hinüber zur Wildalpjoch!

Das Wildalpjoch wäre ein netter Abstecher, oder?
Das Wildalpjoch wäre ein netter Abstecher, oder?

Gipfelsonne auf der Lacherspitze

Bevor ich aber am Gipfelkreuz der Lacherspitze anschlagen kann, muss ich aber noch einmal ein größeres Schneefeld queren. Auf der an und für sich zahmen Nordflanke hat sich die Sonne bisher noch nicht ganz durchsetzen können, der Weg ist jedoch erfreulicherweise gut gespurt. Aber an den steileren Stellen auch ganz schön glatt. Ich sehe mich auf dem Rückweg hier schon mit Grödeln laufen, im Aufstieg habe ich jedoch genügend Halt. Die kurze Kraxelei hinauf zum Gipfel ist dann wieder schneefrei – und ich genieße für mehrere Stunden die Sonne und die Aussicht!

Markant (und) verbaut - unverkennbar der Wendelstein!
Markant (und) verbaut – unverkennbar der Wendelstein!

Steile Schneerinnen

Wie immer geht auch die schönste Gipfelpause einmal zu Ende. Ich esse noch das letzte Stück Gipfelschokolade und packe wieder zusammen. Der Rückweg zum Sattel ist nun schon gut durchgeweicht, die Grödel können im Rucksack bleiben. Dementsprechend euphorisch entscheide ich mich für den Abstiegsweg über die Lacheralm. Hier bin ich schon vor einigen Jahren einmal im Aufstieg unterwegs gewesen – es wird Zeit, den Weg erneut in Augenschein zu nehmen. Und in der Tat: mein Gedächtnis verträgt eine Auffrischung! Der Steig ist steiler als in meiner Erinnerung – und die Rinnen sind noch voller Schnee. Bei den heutigen Temperaturen ist das ein feucht-nasses Erlebnis …

Noch ein paar Dutzend Meter Schneematsch ...
Noch ein paar Dutzend Meter Schneematsch …

Meine Schuhe trocknen auf der Asphaltstraße zur Lacheralm schnell wieder. Schöner wird die Almstraße dadurch zwar nicht, aber ich freue ich mich umso mehr auf meinen Steig zurück zur Wendelsteinalm. Dort komme ich zu einer ungünstigen Zeit an: wenn ich jetzt direkt nach Bayrischzell absteige, muss ich voraussichtlich länger auf die Abfahrt des nächsten Zugs nach München warten. Wie gut, dass es eine Alternative gibt. Ich nehme einfach den etwas längeren, aber schönen Weg nach Osterhofen. Die auf halbem Weg liegende Einkehrmöglichkeit in Hochkreuth hat leider geschlossen, aber so schlendere ich eben gemütlich weiter zum Bahnhof. Die Bänke am Kneippbecken gleich neben dem Bahnsteig sind ja auch gemütlich.

Der Rückweg zu den Wendelsteinalmen ist der schönste Abschnitt des Tages
Der Rückweg zu den Wendelsteinalmen ist der schönste Abschnitt des Tages

Fazit

Rund um den Wendelstein finden sich zahlreiche Gipfelziele für das Frühjahr – wie schon im letzten Jahr zu ähnlicher Zeit am Schweinsberg hat es mir in diesem Frühjahr auf der Lacherspitze sehr gut gefallen. Jetzt habe ich noch viel Zeit zu überlegen, welchen Gipfel in der Nähe ich im nächsten Frühling dort ansteuern werde!

Tourendatum: 29. März 2022

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