Vor vielen Jahren standen schon einmal die Seven TuXer Summits auf meiner Agenda. Damals als Teil einer Alpenüberquerung, die ich leider wegen völlig überfüllter Hütten abgebrochen habe. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben – endlich passen Wettervorhersage, freie Plätze in den Hütten und Urlaubstage perfekt zusammen!
Inhalt
Nach dem Bergurlaub ist vor der nächsten Bergtour
Der Bergurlaub im Gadertal ist gerade erst zu Ende gegangen: Rückfahrt am Samstag, Erholen und Wäsche waschen am Sonntag. Der Montag bringt dann eher schlechtes Wetter mit sich. Nach dem Ausschlafen wird aber eine Frage immer interessanter: ich habe noch 10 Tage Urlaub – was also tun? Der Blick auf die Wettervorhersage ist dabei sehr erfreulich. Die nächsten Tage werden auch am sonst so unbeständigen Alpenhauptkamm nicht nur stabil, sondern auch warm und sonnig werden. Perfekte Bedingungen für eine Mehrtagestour. Ideen gibt’s viele, nach einem Blick auf die Liste offener Touren steht aber schnell fest: wenn die Hüttenauslastung mitspielt, wird es die Überschreitung der 7 Tuxer Summits!
Montag Nachmittag wird’s spontan streßig
Die Tourenauswahl ist eine Sache, die konkrete Organisation eine andere. Und da ich bereits am nächsten Morgen aufbrechen möchte, gibt es jetzt allerhand zu tun. Erfreulicherweise sind sowohl Glungezer als Lizumer Hütte bei dem Onlinereservierungstool der Alpenvereine dabei. Zwei Minuten später habe ich auf beiden Hütten einen Übernachtungsplatz. Für die mögliche Tourenverlängerung über das Tuxer-Joch-Haus zum Schlegeisspeicher sieht es aber schlecht aus: diese Hütte ist bereits ausgebucht. Das ist schade, aber kein Problem – dann endet die Überschreitung der Tuxer Alpen eben in Hintertux oder ich übernachte im Tal.
Kaum habe ich die Reservierungen der beiden Hütten bestätigt, fällt mir siedend heiß ein: um von der Glungezer zur Lizumer Hütte zu kommen, muss ich ab dem Naviser Jöchl durch das Truppenübungsgelände des österreichischen Bundesheeres. Ich suche also die Telefonnummer des Standorts raus, schon nach dem ersten Klingeln meldet sich der diensthabende Soldat. Sehr freundlich, aber ohne jegliches Zögern erhalte ich die Antwort, dass am fraglichen Tag von 8 bis 20 Uhr scharf geschossen werde. Keine guten Nachrichten. Aber mein Gesprächspartner schaut freundlicherweise noch einmal genauer nach, an welchem Schießstand geübt werden wird: mein Weg zur Lizumer Hütte wird an diesem Tag nicht gesperrt sein. Noch einmal Glück gehabt!
Eine weitere wichtige Sache gilt es nun aber noch zu erledigen: in den Corona-Zeiten gibt es auf den Hütten keine Decken, der sonst übliche Hüttenschlafsack reicht also nicht. Beim Globetrotter am Isartor werde ich schnell fündig: mit einem schönen, grünen Sommerschlafsack im Gepäck fahre ich wenig später bereits wieder nach Hause. Rucksack packen, Verpflegung einkaufen, Detailplanung für die Route des ersten Tages – müde falle ich am Abend ins Bett. Morgen geht’s los!
Tag 1: Vom Patscherkofel zur Glungezerhütte (Details)
Die Fahrt mit dem Eurocity von München nach Innsbruck geht wie immer rasch vorbei. Eine Busfahrt später bin ich dann auch schon an der Talstation der modernen Patscherkofelbahn angekommen. Nach einer weiteren Viertelstunde steige ich 1.000 Höhenmeter weiter oben aus der Kabine. Es ist schließlich Mittag geworden, als ich endlich die eigentliche Tour beginne: nach dem Aufstieg zum Patscherkofel folge ich dem geschwungenen Grat hinab zum Berggasthaus Boscheben. Der abschließende Anstieg zur Glungezerhütte hält mit der Überschreitung der Viggarspitze noch ein kleines Schmankerl bereit!
Tag 2: Über die 7 Tuxer Summits (Details)
Der folgenden Tag klingelt der Wecker ganz besonders früh: ich habe mir vorgenommen, im Morgengrauen zum nahen Glungezer hinaufzusteigen und Fotos vom Sonnenaufgang und der Morgenstimmung zu machen.
Nach dem Frühstück beginnt dann auch schon die lange, aber grandiose Gratwanderung über die ersten sechs Gipfel des Tages. Besonders schwierig ist die Wegführung nicht, gerade auf der ersten Hälfte komme ich aber im unübersichtlichen Blockgestein stellenweise nur langsam voran. Das macht aber nichts, denn bei bestem Wetter kann ich die Aussicht von jedem einzelnen Gipfel genießen.
Im Naviser Jöchl sind die ersten sechs Gipfel bereits abgehakt. Und ein Blick auf die Uhr zeigt: der Abstecher auf die neben dem Weg zur Lizumer Hütte liegende Naviser Sonnenspitze ist zeitlich problemlos möglich. Natürlich lasse ich mir die Gelegenheit nicht entgehen und vervollständige die Begehung der Seven TuXer Summits!
Tag 3: Von der Lizumer Hütte über den Geier zum Tuxer-Joch-Haus (Details)
Der dritte Tourentag hat immer wieder Wolken im Gepäck. Das sorgt einerseits für angenehme Temperaturen, verhindert aber die an den beiden Vortagen so wunderbare Fernsicht. Dennoch kommt die Sonne oft genug hervor, es wird ein durchaus schöner Bergtag werden. Von der Lizumer Hütte steige ich zunächst zum Pluderlingsattel hinauf. Zwei Gipfelmöglichkeiten bieten sich an, die ich mir nicht nehmen lasse: ein kurzer Abstecher zum Pluderling, ein längerer zum Geier. Anstelle eines Gipfelkreuzes wartet dort oben übrigens ein Geier – eine originelle Idee!
Auf dem weiteren Weg zum Tuxer-Joch-Haus bin ich eher zügig unterwegs. Da laut Hüttenwebseite weiterhin keine Plätze verfügbar sind, richte ich mich bereits darauf ein, vom Tuxer-Joch-Haus den noch langen Abstieg bis ins Tal zu den Hintertuxer Hotels gehen zu müssen. Dementsprechend früh bin ich an der Hütte – und habe Glück: es hat jemand abgesagt und es ist noch ein Platz frei.
Tag 4: Über die Friesenbergscharte zum Schlegeisspeicher (Details)
Die Wettervorhersage für den vierten Tourentag hat sich eingetrübt: morgens wird es noch sonnig werden, aber ab dem Nachmittag ist mit Schauern zu rechnen. Das bedeutet einen sehr frühen Start, denn beim sehr steilen Abstieg von der Friesenbergscharte käme Regen mehr als ungelegen.
Der Weg vom Tuxer-Joch-Haus zum Spannagelhaus ist alles andere als schön. Mit dem Bild von einem Stück Kuchen als zweitem Frühstück vor Augen eile ich aus somit gleich drei Gründen zum Spannagelhaus nach oben. Allerdings teilweise vergeblich, denn das Spannagelhaus hat geschlossen. Den weiteren Aufstieg zur Friesenbergscharte nehme ich nach einer Verschnaufpause gemütlicher in Angriff. Nach einem letzten, steilen Aufschwung stehe ich im winzigen Durchlass. Schlanke Personen sind hier klar im Vorteil!
Das Wetter wird auch schon langsam schlechter, ich mache mich gleich an den steilen Abstieg zum Friesenberghaus. Der leider bald einsetzende Regen vertreibt mich von der schönen Terrasse: eine kleine, aber dunkle Wolke hat sich an der Gefrorenen-Wand-Spitze festgesetzt. Da über dem Schlegeisspeicher noch die Sonne scheint, setze ich meinen Abstieg fort. Tatsächlich verlasse ich rasch den Einflussbereich der Regenwolke und erreiche trocken die Bushaltestelle. Wenige Minuten später sitze ich im Bus – die lange Rückfahrt nach München beginnt …
Fazit
Was für eine Tour mit vielen Eindrücken: es gab so viel zu sehen, so viel zu erleben! Am liebsten wäre ich einfach weitergelaufen, zur Olperer Hütte, über das Pfitscherjoch bis ins schon so nahe Pfunderer Tal und immer weiter nach Süden …
Die Tuxer Alpen haben mir sehr gut gefallen, die Glungezer und die Lizumer Hütte sind großartige Stützpunkte in diesem Gebiet. Hier kreuzen sich so viele Fernwanderwege wie ich es sonst noch nie gesehen habe. Beispielsweise bin ich an den ersten beiden Tagen zufälligerweise dem mir bis dahin völlig unbekannten Inntaler Höhenweg gefolgt: ich kann mir gut vorstellen, im nächsten Sommer zur Lizumer Hütte zurückzukehren und diesen Fernwanderweg zu vervollständigen.
Tourendatum: 8. bis 11. September 2020
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