Noch im Januar und Februar konnte sich wohl niemand die Auswirkungen der sich abzeichnenden Covid-19-Pandemie vorstellen. Viele lieb gewonnene Gewohnheiten standen auf einmal auf dem Prüfstein, die zahlreichen Einschränkungen bringen uns alle immer wieder an unsere Grenzen. Und dennoch gab es 2020 für mich auch viele schöne Momente. Mit diesem Artikel nehme ich Dich auf meinen persönlichen Jahresrückblick mit!
Inhalt
Pandemie und Unfallfolgen
Das Jahr beginnt großartig: nachdem unter dem Weihnachtsbaum das tolle Buch von Joachim Burghardt lag, bin ich an den ersten Wochenenden des Jahres ausschließlich rund um München unterwegs. Ich entdecke viel Neues und genieße die Sonnenstrahlen: so macht mir der Winter Spaß!
Die ersten Corona-Einschränkungen ab Mitte März kommen natürlich auch mir reichlich ungelegen: kaum wird’s langsam Frühling, werde ich auf’s Sofa verbannt. Dort holt mich die Pandemie dann bald ein: meine Hausärztin vermutet per telefonischer Diagnose eine Covid-19-Infektion. Ich bleibe vorsichtshalber geschlagene zwei Wochen in der Wohnung. Getestet werde ich leider nicht, denn die Teststationen in München sind hoffnungslos überlastet. Als ich endlich wieder raus darf, werde ich mitsamt meinem Fahrrad von einem Kleinbus an einer Kreuzung einfach abgeräumt. Mit mehr Glück als Verstand komme ich halbwegs glimpflich davon: neben unzähligen Prellungen und Schürfwunden bedeutet die vergleichsweise unkomplizierte Fraktur im Sprunggelenk aber eine längere Gehpause. Ich sitze also wieder viel auf dem Sofa …
Erste Schritte mit diesem Blog
Während der langen Krankheitstage fällt mir irgendwann die schon lang gehegte Idee zu einem Bergblog wieder ein. In den nächsten Tagen tippe ich mit links den ersten Artikel – die rechte Hand ist zu lädiert, um eine nennenswerte Hilfe zu sein. Alles dauert ewig! Das liegt zum einen daran, dass ich mich seit dem Unfall zeitweise nur sehr schlecht konzentrieren kann, andererseits bringe ich nur wenig Routine im Verfassen von längeren Texten mit. Im Laufe des Jahres wird mir das Schreiben besser von der Hand gehen, dieser Artikel ist immerhin schon der 35. seit Juni!
Die Zugriffszahlen könnten etwas höher sein, aber das wird schon noch werden. Und immerhin liest Du ja gerade diesen Artikel – Danke!
Die ersten Bergtouren bringen mich an meine Grenzen
Kaum darf ich wieder ohne Orthese gehen, drehe ich fast täglich im Englischen Garten meine Runde. Trotz des Trainings wird die erste Tour auf den Villanderer Berg aber zu einer Geduldsprobe werden. Immerhin erreiche ich zwar langsam, aber letztlich problemlos den Gipfel. Das kann man zwei Wochen später bei der Feierabendtour zum überschaubaren Thalerjoch allerdings nicht mehr von mir behaupten: nach den schlimmsten 200 Höhenmetern meines Lebens bin ich am Gipfel fix und fertig. Immerhin erreiche ich gerade noch rechtzeitig zu einem schönen Sonnenuntergang den höchsten Punkt!
Die nächsten Bergtouren laufen dann wieder etwas besser. Wenn die Tagesform mitspielt, schaffe ich auch wieder deutlich mehr als 1.000 Höhenmeter. Ein erster ernsthafter Belastungstest ist Anfang Juli eine Tour im Karwendel auf das Gamsjoch. Trotz zwischenzeitlich großer Zweifeln erreiche ich den Gipfel, schlafe aber auf der Rückkehr im Bus bereits kurz nach der Abfahrt fast ein. An anderen Tagen läuft es deutlich schlechter: Anfang August muss ich die geplante Überschreitung des Grasbergkamms aus konditionellen Gründen bereits auf der Fleischbank abbrechen.
Kraft und Ausdauer kommen langsam zurück
Trotz mancher Rückschläge werden meine Touren länger und weiter, ich freue mich über immer mehr Erfolgserlebnisse. Der Bergurlaub im Gadertal im Spätsommer kann kommen, mit viel Vorfreude im Gepäck fahre ich nach Südtirol!
An den ersten Urlaubstagen hält sich das sonst so beständig gute Spätsommerwetter noch etwas zurück. Das ist aber kein Nachteil: bei den kürzeren Touren der ersten Tage kann ich mich noch etwas einlaufen. Nach zwei schönen Urlaubswochen und vielen Gipfeln fühle ich mich zum ersten Mal in diesem Jahr topfit!
Wegen meiner vielen Krankheitstage im ersten Halbjahr habe ich an die geplanten zwei Urlaubswochen noch acht weitere Urlaubstage dran hängen können. Fast alle davon verbringe ich bei oft sehr schönem Wetter mit Bergtouren. Ein echter Höhepunkt in meiner Bergkarriere sind dabei die vier Tage in den Tuxer Alpen. Diese wunderbare Tour kann ich nur weiterempfehlen!
Eine unerwartete Saisonverlängerung im November
Nach dem weitgehend verregneten Oktober hatte ich mit dem Bergjahr ehrlich gesagt schon abgeschlossen. Und dann kam der November: mit viel Sonne, angenehmen Temperaturen und vielen schönen Tagen! An gleich vier Tagen kann ich unterwegs sein.
Dabei ist die Umrundung des Kühalpenbachtals Mitte November mein ganz persönlicher Saisonhöhepunkt: mit etwa 2.000 Höhenmetern ist diese Tour eine ganz besondere Herausforderung, mit der ich viele Jahre geliebäugelt habe. Dieses Jahr hat dann alles gepasst: ich bin fit, die Temperaturen moderat, die Tageslänge gerade noch im akzeptablen Bereich. Die beiden Abkürzungsmöglichkeiten nutze ich nicht und kann so auf der ganzen Runde Gipfel um Gipfel erreichen. Diese Tour im November gehen zu können ist ein unverhofftes Geschenk!
Mein Bergjahr 2020 in Zahlen
- Bergtage: 39
- davon Feierabend- und Sonnenuntergangstouren: 3
- Gipfel: 64
- 2 Dreitausender
- 38 Zweitausender
- 24 Eintausender
- Höchster Gipfel: Lavarela, 3.055 m
- Meistbesuchter Gipfel: Brünstelskopf, 3 Besuche
- Höhenmeter: im Aufstieg ca. 38.500, im Abstieg ca. 42.500
- Zurückgelegte Distanz: ca. 520 km
- Besuchte Hütten: 20
Fazit
Trotz meines späten Starts in die Bergsaison konnte ich viele wunderbare Momente erleben und zahlreiche Gipfel erreichen. Sicherlich haben mir die schönen Touren im Spätsommer und Herbst auch sehr dabei geholfen, die Unfallfolgen zu verarbeiten. Ich bin für diese vielen positiven Bergerlebnisse ausgesprochen dankbar: es gibt für mich kaum eine bessere Möglichkeit, vom Alltag abzuschalten.
Wie war Dein Bergjahr? Wo warst Du in diesem Jahr unterwegs, was waren Deine Highlights? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
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