Im Schatten von Bergbahnen finden sich oft gänzlich unbekannte Gipfelziele. So verhält es sich auch am Laber, zu dem von Oberammergau eine Seilbahn hinaufführt. Eigentlich heißt der Laber gar nicht Laber, sondern Laberberg oder Laberjoch. Wie auch immer, an dessen östlicher Flanke findet sich ein Kamm, in dessen Verlauf sich zwei mehr oder weniger ausgeprägte Gipfel ausbilden: Großer und Kleiner Laber. Ein erster Versuch im Sommer scheiterte an Streckensperrungen der Werdenfelsbahn, zum Jahreswechsel ergibt sich eine neue Gelegenheit. Ob’s dieses Mal klappen wird, meine Gipfelliste zu vervollständigen?
Inhalt
Im zweiten Anlauf klappt die Anfahrt
Nach den Irrungen und Wirrungen im August klappt heute alles ganz ausgezeichnet. Zumindest, wenn man die Verspätung von etwa einer Viertelstunde ignoriert. In der Folge stehen knapp zwei Dutzend Personen etwas ratlos an der Bushaltestelle, an der der anschließende Bus in Richtung Ettal und Schloss Linderhof offenbar längst abgefahren ist. Mich betrifft’s nicht, denn mein Plan sieht vor, zu Fuß nach Ettal aufzusteigen. Und so mache ich mich auf den Weg zum Ettaler Sattel, der sich im Aufstieg dann doch etwas zieht. Kühl und schattig ist es auch, so dass ich in der Sonne angekommen erst einmal eine kleine Pause mit Aussicht einlege.
Einsamer Aufstieg zum Großen Laber
Vom Winter ist, wie erhofft, weiterhin nichts zu sehen. Ich bin also durchaus überrascht, als ich im weiteren Aufstieg immer wieder auf Schneereste treffe. Angesichts der südlichen Ausrichtung des Steigs hätte ich das nicht vermutet. Einige Passagen sind sogar leicht vereist, immerhin geht’s noch ohne Grödel. Dennoch mache ich mir einige Gedanken, ob ich den Großen Laber heute erreichen werde. Auf dem Steig in den Tiefenbachsattel kann nicht mehr viel überraschendes passieren, aber dann wechsel ich ja in die Nordflanke des Großen Labers, da dürfte wohl mehr Schnee liegen? Und in der Tat, im Sattel erwartet mich eine geschlossene Schneedecke.
Immerhin sieht’s so aus, als ob es im steileren Bereich wieder weniger Schnee geben sollte. Ich folge also einer leichten Spur über die weitgehend gefrorene Schneedecke und mache mich an den Aufstieg zum Großen Laber. Ich entdecke auf der linken Seite ein paar Steigspuren und folge diesen im steilen Gelände so gut wie möglich. Ganz einfach ist das nämlich nicht, denn ich durchquere ein größeres Windwurfgebiet. Überall liegen Bäume herum, die im steilen Gelände jegliche Übersicht verloren gehen lassen. So quere ich zur Hälfte des finalen Aufstiegs auf gut Glück auf die rechte Seite, nur um 100 Höhenmeter weiter oben wegen tiefen Schnees im wieder auf meine ursprüngliche Anstiegsseite zurückzukehren.
Noch ein paar letzte kleinere Schneefelder und dann stehe ich am nahezu schneefreien Gipfel. Die Aussicht ist mehr als übersichtlich, aber immerhin gibt’s ein zwar kleines, aber schönes Gipfelkreuz mit Gipfelbuch.
Noch mehr Schnee und überraschende Begegnungen
Zunächst zweifele ich noch, ob ich überhaupt zum Kleinen Laber hinabsteigen soll. An der entsprechenden Bergflanke liegt viel Schnee und die immerhin vorhandenen, felsenfest gefrorenen Trittlöcher sind überaus tief. Nach den ersten Metern geht’s aber ganz gut – und umkehren kann ich immer noch. Mein Optimismus wird bald belohnt: das Gelände lehnt sich etwas zurück und ich erreiche ein flaches, überfrorenes Schneefeld. Die Sonne strahlt, alles glitzert – so machen die Berge im Winter am meisten Spaß!
Wenige Gehminuten weiter geht’s wieder abwärts. Hier wird der Schnee mit jedem Meter weniger, so dass ich mich weniger später in einem herbstlich anmutendem Wald wiederfinde. Etwas überraschend kommt mir nun sogar eine ältere, aber ziemlich fitte Dame entgegen. Damit hätte ich in dieser verlassenen Gegend nun überhaupt nicht gerechnet! Immerhin eine gute Gelegenheit zum Austauschen über die jeweils hinter uns liegenden Wegverhältnisse. Ich weiß nun, dass ich kaum mehr Schnee sehen werde und kann beruhigt weiter absteigen. Schließlich liegen noch steile Bergflanken vor mir.
Nur wenige Minuten später sehe ich noch mehr Wanderer aufsteigen, dieses Mal sind’s zwei Familien. Ein Vater stapft verbissen auf den GPS-Track schauend voran, gefolgt von wenigen Erwachsenen und wenig motivierten Jugendlichen. Ich frage lieber nicht nach, vermute aber auch hier eine Improvisation wegen des verpassten Busses. Auf diesen kleinen, fast vergessenen Steigen sagen sich sonst eher Fuß und Hase Gute Nacht!
Gestrüpp statt Gipfelkreuz am Kleinen Laber
Kurz nach dieser Begegnung verlasse ich die unmittelbar nach Oberau führenden Steige. Schließlich wartet mit dem Kleinen Laber noch ein zweiter, abseits gelegener Gipfel auf mich. Der Weg dorthin ist aber nicht ganz einfach zu finden. Der jetzt nur noch schmale Steig führt zu einem Fahrweg hinab, der in die Nähe des Kleinen Labers führt. Das erscheint mir etwas zu einfach und so versuche ich, dem Kammverlauf weiter zu folgen. Das geht für einige Minuten ganz gut, dann wird die Wegfindung immer lästiger. Ich ahne, dass ich bald das eine oder andere junge Fichtendickicht durchqueren müsste – und weiche lieber rechtzeitig und bei einer guten Gelegenheit auf den Fahrweg aus.
Auf dem Weg liegt eine halbwegs gefrorene Schicht Schnee. Dennoch breche ich immer wieder ein Stück ein, bis ich endlich das Ende des Fahrwegs direkt unter dem Kleinen Laber erreiche. Ab jetzt gibt’s aber keine Alternative mehr: es sind zwar nur wenige Meter bis zum Gipfel, allerdings stehen die Sträucher und jungen Bäume eng. Wie gut, dass gerade Winter ist, sonst wäre hier wohl kaum ein Durchkommen. Wenige Momente später stehe ich höchsten Punkt des Kleinen Labers, der unspektakulärer kaum sein könnte …
Langer Abstieg nach Oberau
Die Gipfelpause auf dem Kleinen Laber fällt sehr kurz aus, ich mache mich schnell wieder an den Abstieg. Dafür nutze ich erneut den Fahrweg, der mich nun in einem weiten Bogen noch einmal in ein Schneeloch bringt. Bei ungefähr jedem dritten Schritt breche ich ein – und rechne mir schon insgeheim aus, wie lange ich wohl für ein paar hundert Meter benötigen werde. Umso überraschender stelle ich jedoch nach eben dieser Wegstrecke fest, dass der Forstweg bis in die Kurve unter dem Großen Laber geräumt worden ist. Sehr ungewöhnlich, aber natürlich sehr bequem!
So umrunde ich nun recht zügig den Kleinen Laber auf gutem, einsamen Fahrweg. Erst auf der Ostseite weiche ich ab und wähle einen kleineren, nicht markierten Weg zu einer Diensthütte. Hinter dieser setzt ein schmalerer Pfad in steilem Gelände fort, hoffentlich hat sich hier kein Schnee gehalten? Ich habe das nötige Quentchen Glück und kann sicher weiter absteigen. In der Nähe des Grünen Flecks, einem Aussichtspunkt, erreiche ich wieder zivilisiertes Gelände mit Markierungen und Schildern. Zum ersten Mal seit dem Abstieg vom Großen Laber begegnen mir nun wieder menschliche Seelen, mein Ausgangs- und Zielort Oberau rückt offensichtlich näher.
So dauert es nur noch wenige Minuten, bis ich nahe der Hofstelle Bärenalm bekanntes Gelände erreiche: erst vor wenigen Tagen bin ich hier in Richtung Höhenberg hinaufgestiegen. Ganz unabhängig davon ist die weitere Orientierung auf dem Weg durch Oberau nicht besonders schwierig. Der Ort ist so klein, dass man – egal aus welcher Richtung kommend – einfach immer geradeaus zum Bahnhof gehen kann.
Fazit
Zugegeben, die Tour zu Großem und Kleiner Laber ist nicht besonders aussichtsreich. Schön war sie dennoch, denn ich konnte einige neue Steige und Wege entdecken. Ein würdiger Abschluss des Bergjahres 2023!
Tourendatum: 30.12.2023
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