Über viele Jahre hinweg habe ich die meisten Urlaube in den Bergen verbracht. Das liegt bei meiner Bergbegeisterung natürlich nahe, dennoch darf ein wenig Abwechslung nicht fehlen. Ein klassischer Strandurlaub wird es aber dennoch in diesem Sommer nicht werden, denn im ausgesuchten Urlaubsziel Ligurien reichen die zahllosen Hügel direkt bis ans Meer. Ich kenne die Gegend bisher nur von der Autobahn auf dem Weg in die Toskana – und bin mehr als gespannt, was mich in den Cinque Terre erwarten wird!
Inhalt
Trübe Anreise in die Cinque Terre
Meine Urlaubsvorbereitungen sind schon fast abgeschlossen, als ich zwei Tage vor der Abreise erste Erkältungssymptome bemerke – das wird doch hoffentlich keine Coronainfektion sein? Vor meinem geistigen Auge sehe ich den Urlaub bereits in weite Ferne rücken. Doch ich habe Glück: alle Tests bleiben negativ. Aber auch eine normale Erkältung ist unangenehm genug, eine solche hätte ich ausgerechnet für den Urlaub nicht unbedingt gebraucht.
Leicht verschnupft, aber ansonsten gesund machen wir am Vorabend der Abreise das Auto urlaubsklar. Obwohl wir ins warme Ligurien fahren, benötigen wir doch mehr als kurze Hosen und T-Shirts: nach der ersten Urlaubswoche in Manarola folgt noch eine Woche Bergurlaub im vermutlich dann spürbar kühleren Südtirol. Die Badesachen finden aber genauso im Kofferraum Platz wie unsere Bergschuhe und Rucksäcke. Und so geht’s gleich am nächsten Morgen in aller Frühe los. Wir haben uns für die Route über die Ostschweiz entschieden und hoffen, einigen Staus aus dem Weg gehen zu können.
Die Vorfreude auf schöne Ostalpenpanoramen entlang des Hinterrheins und bei der Abfahrt ins Tessin erfüllt sich jedoch nicht: bis zum Nachmittag hinein bleibt es bedeckt und regnerisch. Erst jenseits von Mailand wird das Wetter allmählich besser und im Sonnenschein folgen wir passenderweise der Autostrada del Sole weiter in Richtung Süden. Während der Querung des Apenins wird’s wieder schlechter, aber in La Spezia erreicht das Thermometer neue Tageshöchststände und die Sonne strahlt vom azurblauen Himmel. Eine halbe Stunde später ergattern wir einen sehr teuren gebührenpflichtigen Parkplatz oberhalb von Manarola. Das kleine Dörfchen in den Cinque Terre ist für den Autoverkehr gesperrt – ein paar Minuten Fußweg trennen uns noch von unserer Ferienwohnung mit schöner Dachterrasse. Die turmartigen Häuser bringen steile Treppen mit sich, an die wir uns in den nächsten Tagen rasch gewöhnen werden.
Während vom Meer das nächste Gewitter heranzieht, gehen wir gleich im Anschluss an die Wohnungsübernahme einige Male wieder hoch zum Parkplatz: das eine oder andere Gepäckstück wartet ja noch auf den Transfer in die Ferienwohnung. Ganz schön anstrengend, auch wenn das Gewitter schließlich doch knapp an Manarola vorbeizieht.
Rundgang durch Manarola
Der erste richtige Urlaubstag beginnt mit strahlendem Sonnenschein. So habe ich mir Ligurien vorgestellt! Wir frühstücken auf unserer Terrasse, bevor wir uns an die Erkundung des kleinen Örtchens Manarola machen.
Nicht weit weg von der Ferienwohnung ist eine alte Ölmühle, die nur an Sonntagen geöffnet hat. Ein älterer Herr erklärt uns und zwei Sizilianern in einer Mischung aus einfachem Italienisch und Englisch die alte Technik. Spannend! Danach wird es dann aber auch endlich Zeit, einen ersten Abstecher in Richtung Meer zu unternehmen. Mit einer reichlich mittelmäßigen Focaccia in der Hand bahnen wir uns den Weg durch die Touristenmassen zum Hafenbecken. Es ist ganz schön voll hier! Wir entscheiden uns, den Nachmittag lieber auf unserer Terrasse zu verbringen und stattdessen gegen Abend wiederzukommen. Zwar ist am späten Nachmittag auch nicht viel weniger los, dafür taucht die Sonne Manarola nun in ein schönes Licht. Dutzende Touristen machen alle die gleichen Bilder – der Hashtag #manarola muss bei Insta schließlich befeuert werden!
Wir bleiben noch bis zum Sonnenuntergang und genießen den warmen Sommerabend. So schön es auch ist, die vielen Touristen sind durchaus nervig. Aber Touristen sind ja immer nur die anderen, oder?!
Abstecher nach Rio Maggiore
Die Wettervorhersage für den folgenden Tag ist mit drei Wörtern schnell beschrieben: Sonne und Hitze! Wir starten zu unserem Ausflug in den Nachbarort Rio Maggiore zwar früh, parken vorher aber noch das Auto um und sparen so mit wenigen Minuten Aufwand schlappe 85 € an Parkgebühren. Dementsprechend motiviert mühen wir uns den sehr steilen Hügel hinauf, der Manarola und Rio Maggiore trennt. Wenig später stehen wir dann auch schon in einem der größeren Dörfer der Cinque Terre. Zwar ist zum Wochenbeginn weniger los, einsam wird es hier dennoch so gut wie nie sein. Jedoch gibt es abseits der Hauptwege auch ruhige Gassen, was mir sehr gut gefällt. Schattige Ecken sind aber die wahre Mangelware an diesem Tag. Wir entscheiden uns deshalb für die Rückfahrt mit dem Schiff nach Manarola. Der leichte Meereswind ist angenehm erfrischend, auch wenn die Fahrt nur wenige Minuten dauert!
Wanderung nach Vernazza
Am nächsten Tag ist die Wettervorhersage weiterhin bestens, es soll jedoch nicht mehr ganz so warm wie beim Ausflug nach Rio Maggiore werden. Also beste Bedingungen, den etwas weiteren Weg über Corniglia nach Vernazza anzugehen. Schließlich wollen wir ja nicht hinter dem Amerikaner zurückstehen, der uns und vielen anderen gestern Abend lautstark wissen ließ: „I did Vernazza yesterday!“
Der Weg nach Vernazza wird überaus abwechslungsreich. Allerdings lassen wir uns auch von einer Horde angriffslustiger Hornissen kurz vor Corniglia nicht von unserem Ziel abbringen. Schließlich war ein Puzzle mit der klassischen Ansicht Vernazzas zu Weihnachten unser konkreter Anlass zum diesjährigen Urlaubsziel Cinque Terre. Und so erreiche ich zwar mit schmerzhaften Stichen und unangenehmen Kopfschmerzen das Tagesziel – spätestens nach dem leckeren Kaktusfeigeneis sind die Unannehmlichkeiten endgültig passé. Alle Details zu diesem ereignisreichen Tag finden sich natürlich in einem separaten Artikel!
Ausflug nach Genua
Erstaunlicherweise finde ich trotz der Hornissenstiche ein paar Stunden Schlaf. Somit steht einem Ausflug nach Genua nicht mehr viel im Wege. Genauer gesagt, müssen wir nur noch den Ticketautomaten am Bahnhof Manarola überlisten. Einer von beiden funktioniert schon einmal nicht, der andere bricht beim Verkaufsvorgang beim Bezahlvorgang kommentarlos ab. Erst, als wir die absolut gleichen Schritte mit der Spracheinstellung italiano vornehmen, klappt alles wie am Schnürrchen. Da hat es sich gelohnt, mit etwas Puffer zum Bahnhof herunterzugehen. Die verbleibenden Minuten bis zur Abfahrt unseres Zugs ist auf der vielbefahrenen Strecke für den geneigten Eisenbahnliebhaber selbstverständlich kurzweilig.
Die Fahrt nach Genau bietet dank vieler Tunnels nur wenig Ausblicke auf die Küste. Die eine oder andere Regenwolke zieht zudem auch noch durch, was meine Vorfreude etwas dämpft. Als wir in Genua den Bahnhof verlassen, setzt sich die Sonne aber zunehmend durch. Wir bummeln durch die Stadt, essen frische, vorzügliche Focaccia im Mercato Orientale, entdecken die Galleria Guiseppe Mazzini und die wunderbaren Palazzi in der Via Garibaldi. Es gibt viel zu sehen und entdecken.
Allerdings fällt mir auf, dass Genua den Einwohnern gehört – und nicht den Touristen, wie in vielen anderen italienischen Städten. Es reicht also nicht, einfach der Touristenmasse hinterherzulaufen! Stattdessen lohnt es sich, immer wieder in Innenhöfe hineinzuschauen oder einmal eine Seitengasse auszuprobieren. Sehenswertes findet sich immer wieder, wenn auch manchmal etwas überraschend.
Die Atmosphäre am Hafen ist durch die wenig vorteilhafte Hochstraße etwas getrübt, die aber sicherlich dem einen oder anderen Autofahrer einen schönen Ausblick beschert. Wir bleiben nicht besonders lange dort, sondern schlendern lieber langsam durch die riesige Altstadt zurück zum Bahnhof Brignole.
Die leckerste Focaccia der Welt
Für den Donnerstag ist teilweise unbeständiges Wetter vorhergesagt. Wir bekommen davon nur wenig mit, denn auf unserer Terrasse scheint durchweg die Sonne. Allerdings ist die Schifffahrt in den Cinque Terre eingestellt und wir können die heute starke Brandung an der Küste zumindest erahnen. Aber so ein Ruhetag hat ja auch etwas für sich. Schließlich sind wir im Urlaub und nicht auf der Flucht. Abends besuchen wir dann auf Empfehlung von Lorella, der Vermieterin unserer Ferienwohnung, die Focacceria A Pié de Campu. Diese liegt oberhalb des Ortskerns von Manarola und wird deshalb von den Besuchermassen verschont. Auch zahlreiche Einheimische kommen vorbei, was mir ein gutes Zeichen zu sein scheint. Und tatsächlich sind wir uns schon nach den ersten Bissen einig: hier gibt es die beste Focaccia der Welt!
Schon wieder kein Badetag?
Auch an unserem letzten Urlaubstag in Manarola zeigt sich das Meer noch ganz bewegt. Aus dem erhofften Badetag wird also nichts werden. Strände gibt es an diesem Küstenabschnitt zwar sowieso nicht, aber so ein Tag am Meer wäre schon schön gewesen. Stattdessen schlendern wir am Vormittag durch Manarola und besteigen den unserer Ferienwohnung gegenüberliegenden Grat. Hier haben wir in den letzten Tagen zahlreiche Touristen sich hinaufmühen sehen. Vor Ort stellt sich der Weg als zwar steil, aber problemlos heraus. Ich komme in Sandalen gefahrlos zurecht.
Eher pro forma besuchen wir noch die Badestelle jenseits des Friedhofs: die wenigen Liegeflächen sind verwaist, die Brandung lässt das Wasser über die Mauern spritzen. Ein Italiener springt zwar ins Wasser, mir wäre der Wellengang in diesem felsigen Gelände allerdings zu gefährlich.
Auf dem Rückweg zur Ferienwohnung kommen wir am kleinen Hafenbecken Manarolas vorbei. Zwar rollen die Wellen hier auch ordentlich an, einige Felsen schirmen aber eine kleine Badestelle ab. In der zu meiner Überraschung auch ein paar Entschlossene auf engstem Raum ein wenig hin- und herpaddeln. Nachdem ich meine Badesachen nicht dabei habe, entschließen wir uns, einfach am späten Nachmittag wiederzukommen. Bis dahin erholen wir uns einfach auf der großartigen Terrasse!
Erfreulicherweise ist ein paar Stunden später der Seegang nicht höher geworden, so dass ich zumindest kurz in das kleine Felsenbecken reinspringen kann. Das Ambiente ist nicht besonders toll: die Wellen sind nervig, die umliegenden Felsen eine latente Gefahrenquelle und die Mündung des Dorfbachs sicherlich nicht der schönste Ort zum Baden. Dementsprechend kurz bleibt das zweifelhafte Vergnügen – aber ich kann ja nicht am Mittelmeer Urlaub machen ohne zumindest einmal darin zu baden, oder?
Abschied von Manarola
Nach der Abkühlung im Ligurischen Meer genießen wir den letzten Abend in Manarola in vollen Zügen. Die Abendsonne taucht den Ort in das wunderbar weiche Licht, das wir die letzten Tagen schon oft genießen durften. Das eine oder andere Foto passt da natürlich noch auf die Speicherkarte!
Bevor wir aber in der Ferienwohnung unsere Sachen schon einmal für die morgige Abreise zusammenpacken, genießen wir noch einmal eine leckere Focaccia im A Pié de Campu. Schließlich müssen wir ja überprüfen, ob die gestrige Qualität nicht doch nur ein Ausreißer gewesen sein könnte. Unsere Meinung müssen wir jedenfalls nicht revidieren: allein für diese Focaccia lohnt ein Abstecher nach Manarola, wenn wir mal wieder in der Gegend sein sollten!
Der nächste Morgen bringt – neben dem schon gewohnten Frühstück auf der Terrasse – viel Arbeit mit sich: Taschen und Koffer sind über die steilen Treppen hinunter zur Gasse zu bringen. Es schließt sich der recht weite Weg zum Parkplatz an, der mit Gepäck auch nicht schneller zu bewältigen ist. Nach zwei Stunden ist die Ferienwohnung leer, das Auto voll – und wir geschafft. Schön war’s in den Cinque Terre – nach Hause fahren wir aber noch nicht, denn es folgt noch eine Urlaubswoche in Südtirol!
Fazit
Für mich war der Urlaub in Manarola der erste in einem klassischen Tourismusort. Dabei hat sich eines meiner diesbezüglichen Vorurteile bestätigt: zahlreiche Touristen klappern die berühmten Orte der Cinque Terre einfach systematisch ab, essen euphorisch und kaum reflektiert aufgewärmte Focaccia, machen Pesto-Kurse und all die anderen Dinge, die fast alle Touristen machen. Schön war’s aber trotzdem, denn unsere Unterkunft war im ruhigeren Teil von Manarola und die Küste Liguriens ist einfach schön. Mit ziemlicher Sicherheit werde ich die Italienische Riviera wieder besuchen!
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