Berg-Ge(he)n

Über den Keilkopf zum Schweinberg

Nichts zu sehen gibt's am Schweinberg

Schaut man vom Geierstein nach Norden, entdeckt man in der unmittelbaren Nähe nahezu vollständig bewaldete (Vor-) Gipfel, darunter den Keilkopf und den etwas höheren Schweinberg. Das markierte Wanderwegenetz macht allerdings um diese Erhebungen einen weiten Bogen. Sicherlich lohnt der Aufwand der Wegepflege nicht – und was gäbe es dort auch zu sehen außer vielen Bäumen, Moosen und Sträuchern? Aber wie immer gilt: wenn niemand dort vorbeischaut, weiß auch niemand, wie es wirklich ist!

Mit dem Kinderwagen zur Denkalm

Erst vor einigen Wochen haben wir im Sommerurlaub im Salzkammergut den gewaltigen Falkenstein in einer gewagten Aktion mit dem Kinderwagen überschritten. Wir fühlen uns also zumindest gedanklich bestens vorbereitet, mit vier kleinen Rädern die Denkalm zu erreichen. Wenn geländegängige Autos es den Wirtschaftsweg hinauf schaffen, dann wir doch wohl auch!

Bewaldete Gipfel nördlich des Geiersteins, mittig Keilkopf und Schweinberg
Bewaldete Gipfel nördlich des Geiersteins, mittig Keilkopf und Schweinberg

Entsprechend optimistisch fahren wir also nach Lenggries und erreichen mit vollem Kofferraum den kleinen, erfreulicherweise kostenlosen Wanderparkplatz. Es ist schon sehr heiß, so dass wir den Nachwuchs schnell im Kinderwagen platzieren und uns auf den Weg zum Waldrand machen. Im Schatten sind die Temperaturen erträglich, dennoch rinnt der Schweiß: der Fahrweg ist abschnittsweise frisch gekiest und ganz so einfach wie erhofft, rollt der Kinderwagen nicht den Berg hinauf. Insbesondere ein steiler Aufschwung kostet sehr viel Kraft. Da kommt die Denkalm zur rechten Zeit für einen schattigen Platz mit kühlem Getränk!

Harmloser Einstieg in den frisch gekiesten Weg zur Denkalm
Harmloser Einstieg in den frisch gekiesten Weg zur Denkalm

Unerwartet einfach zum Keilkopf

Während meine beiden Damen des Herzens es sich auf der Denkalm weiter gut gehen lassen, mache ich mich nach einer kurzen Pause schon wieder auf den Weg. Schließlich warten mit dem Keilkopf und dem Schweinberg die beiden anvisierten Gipfelziele auf meinen Besuch. Allzu viele Höhenmeter sind dabei nicht zu absolvieren, aber gerade für die Besteigung des Schweinbergs ist wegloses Terrain zu erwarten. Ich bin gespannt!

Die Denkalm ist ein schöner Zwischenstopp auf dem Weg zum Schweinberg
Die Denkalm ist ein schöner Zwischenstopp auf dem Weg zum Schweinberg

Der Anstieg zum Keilkopf fällt dabei erfreulich einfach aus. Von der Denkalm führt ein steiniger Karrenweg bergwärts. Von diesen zweigen zwar weder markierte noch beschilderte, allerdings kaum zu übersehende Steigspuren nach links zum Keilkopf ab. Schneller als erwartet stehe ich auf dem ersten Gipfel, den immerhin ein (ziemlich schiefes) Gipfelkreuz schmückt. Zu sehen gibt es ansonsten und erwartungsgemäß: nichts.

Der Keilkopf wird regelmäßig besucht - immerhin!
Der Keilkopf wird regelmäßig besucht – immerhin!

Weglos zum Schweinberg

Zurück auf dem Karrenweg geht’s erst einmal ordentlich abwärts in einen vergleichsweise feuchten Sattel. Möglicherweise handelt es sich dabei wie um das Achertsmoos, auch wenn von einem richtigen Moor nichts zu sehen ist. Wie auch immer: von dort aus führt jedenfalls eine Forststraße in den Sattel zwischen Schweinberg und Schwarzbergel. Ich folge dieser aber nicht bis in den Sattel, sondern nutze den letzten abzweigenden Ziehweg, um möglichst spät erst weglos aufsteigen zu müssen. Dieser Weg wurde wohl schon länger nicht mehr befahren und die Botanik reicht mir nach der Kehre schon bis zu den Knien. So warte ich das bald darauf sowieso zu erwartenden Ende des Wegs nicht ab, sondern folge einem Hauch von Steigspur direkt ansteigend in den Wald hinein.

Das kleine Abenteuer beginnt mit einem zuwachsenden Karrenweg
Das kleine Abenteuer beginnt mit einem zuwachsenden Karrenweg

Erstaunlicherweise stellen sich die Steigspuren nicht als Fantasie heraus, sondern ich habe Glück: möglicherweise habe ich einen Jagdsteig gefunden, der mir tatsächlich über einige Zeit gute Dienste leistet. Schließlich ist das Gelände überraschend wellig und einige kleinere Gräben erschweren im sowieso recht dichten Wald die Orientierung zusätzlich. Nach einer Passage durch sehr dichten, noch jungen Wald verliere ich endgültig die Steigspur. Glücklicherweise lehnt sich das Gelände langsam zurück. Zwar sind hin und wieder einige umgestürzte Fichten zu umgehen, aber die Orientierung ist nun kein Problem mehr und die weitläufige Kuppe des Schweinberg nicht zu verfehlen. Der höchste Punkt selbst ist zwar kaum auszumachen, aber das macht nichts. Wie zu erwarten war, gibt’s auch hier nichts zu sehen und eine Pause lohnt auch nicht.

Am völlig unspektakulären Gipfel des Schweinbergs
Am völlig unspektakulären Gipfel des Schweinbergs

Ein vergessener Steig zur Denkalm

Für den Abstiegsweg vom Schweinberg habe ich mir dessen Südflanke ausgesucht. Rein theoretisch sollte ich hier recht schnell zum bereits erwähnten Sattel zwischen Schweinberg und Schwarzbergel gelangen. Vor Ort stellt sich das als ein recht mühsames Unterfangen heraus. Zwar ist die Richtung klar und einige Begehungsspuren gibt’s auch, allerdings liegen zahlreiche Bäume im Weg herum. Die meisten kann ich einfach umgehen, hin und wieder stehen auch kleinere Kraxeleinlagen auf dem Programm. Etwas überraschend stoße ich dabei nach einiger Zeit auf einen Karrenweg, der mich nun ohne Schwierigkeiten in den Sattel leitet.

Früher als gedacht endet der weglose Abschnitt rund um den Schweinberg
Früher als gedacht endet der weglose Abschnitt rund um den Schweinberg

Nur wenige Minuten später erreiche ich wieder das mutmaßliche Achertsmoos. Eine von mir noch nicht begangene Wegvariante wird mich von hier aus zurück zur Denkalm bringen, hoffentlich jedenfalls. Ich finde den Einstieg in den kleinen, vergessenen Steig jedenfalls mühelos und genieße die Passage entlang der Flanke des Keilkopfs regelrecht. Aber bevor sich die Idylle zu sehr breitmacht, vermisse ich den kurzen Anstieg zum Normalweg, auf dem ich die letzten Meter zur Denkalm zurücklegen wollte. Im steilen Gelände lässt sich noch der ungefähre Wegverlauf ausmachen, richtig einladend sieht die ganze Geschichten jedenfalls nicht (mehr) aus. Immerhin kann ich geradeaus weitergehen und erreiche dann den Fahrweg etwa 50 Meter unterhalb der Denkalm und somit wieder die Zivilisation.

Ganz vergessen ist der Steig noch nicht – aber dennoch sehr einsam!

Mühsamer Abstieg nach Lenggries

An der Denkalm werde ich schon sehnsüchtig erwartet. Nach einem letzten Fläschchen für den Nachwuchs machen wir uns dann wieder zu dritt auf den Weg ins Tal. Dank unserer Erfahrungen vom Falkenstein kommen wir sogar ganz ohne Zittern über die steilen Passagen: im Zweifel ist das Kind auf dem Arm einfach besser aufgehoben! Aber mühsam ist der Abstieg mit Kinderwagen dennoch … Wie gut, dass es in Lenggries auch ein großes Eis zur Belohnung gibt!

Das Isartal - und damit die Sommerhitze - kommen wieder näher
Das Isartal – und damit die Sommerhitze – kommen wieder näher

Fazit

Richtig empfehlenswert ist die Tour zum Schweinberg nur für passionierte Gipfelsammler oder an viel zu heißen Sommertagen. Schließlich verläuft der Weg nahezu ausschließlich durch dichten Wald. Interessant war’s dennoch, einmal einen völlig einsamen und weglosen Waldgipfel zu erreichen. Mal sehen, ob ich den beiden vermutlich genauso aussichtslosen Nachbargipfeln Schwarzbergel und Schwarzwand bei einer passenden Gelegenheit ebenso einmal einen Besuch abstatten werde!?

Tourendatum: 24. August 2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert