Trotz mehr als 1.000 Höhenmetern im Auf- und Abstieg, egal aus welcher Himmelsrichtung, wird sich am Schafberg niemals Bergeinsamkeit einstellen. Das liegt vor allem an der Zahnradbahn, die von St. Wolfgang auf den vielleicht bekanntesten Berg des westlichen Salzkammerguts hinaufführt. Obwohl die Aussicht vom Gipfel somit vielfach zu teilen ist, lohnt sich eine Besteigung dennoch sehr: die Tiefblicke zum Mondsee suchen ihresgleichen, die benachbarten Gipfel lassen sich ausgiebig studieren und auch der Dachsteingletscher liegt bei guten Sichtverhältnissen gleich ums Eck!
Inhalt
Aufstieg im Schatten
Die erste Nacht im Sommerurlaub am Wolfgangsee bringt gleich ein erstes Highlight mit sich: unsere Tochter hat zum ersten Mal durchgeschlafen! Nur Eltern können ermessen, was dieser Fortschritt in der Praxis wirklich bedeutet. Ich fühle mich jedenfalls um 7 Uhr morgens zum ersten Mal seit vier Monaten fit und vollkommen erholt. Der Rucksack für die Tour auf den Schafberg ist schnell gepackt und ich verabschiede meine beiden Damen. Beide werden später mit der Schafbergbahn zum Gipfel hinauffahren – und wir hoffen, dass wir ungefähr zur selben Zeit dort ankommen werden. Ich bin dabei etwas skeptischer, denn es ist meine erste richtige Tour in diesem Jahr …
Direkt an unserer Ferienwohnung in Ried beginnt der Weg zum Falkenstein, von dem aus ein alter, nicht mehr markierter Steig mich bergwärts leiten wird. Ich finde den Abzweig auf Anhieb und steige durch meist dichten Wald langsam auf. Die Sonne erreicht meinen Anstiegsweg noch nicht und so bleibt der Steig im Laubwald noch nass und glitschig. Vermutlich hat es in den letzten Tagen viel geregnet – für heute ist allerdings sehr heißes Wetter vorhergesagt worden. Ich bin somit froh, zumindest noch für eine Stunde, vielleicht etwas mehr, zumeist im Schatten unterwegs sein zu dürfen.
An der Sautränkalm erreiche ich zum ersten Mal eine etwas sonnigere Passage. Sogleich wird’s auch ordentlich warm, aber ich schaue mich dennoch ein wenig um. Seeblicke gibt’s weiterhin keine und neben dem Almgebäude gibt’s noch ein Wochenendhäuschen. Wenig könnte die Idylle stören, aber auf dessen Terrasse sitzen zwei ältere, korpulente Herren in Feinripphemden. Da muss ich mir doch glatt ein anderes Fotomotiv suchen!
Ausgiebige Fotopause an der Schafbergalm
Oberhalb der Sautränkalm darf ich noch ein wenig weiter im kühlen Schatten aufsteigen, der heiße Sommertag lässt sich schließlich jedoch nicht mehr leugnen. Zumal ich wenig später den Rand der Schafbergalm erreiche und nun in der direkten Sonne unterwegs bin. Als ich in der Nähe des dortigen Haltepunkts der Zahnradbahn eine Bank entdecke, lege ich spontan eine Pause ein. Ich habe kaum meine Brotzeit ausgepackt, als ich das Stampfen und Schnaufen einer Dampflok höre. Ich greife also schnell zur Kamera und suche in aller Schnelle den nächstbesten Fotostandpunkt. Gerade noch rechtzeitig, denn schon kommt die talwärts fahrende Zahnradbahn ums Eck. Glück gehabt!
Zurück an der Bank kann ich endlich die nötige Pause genießen. Und die bietet nicht nur viel Sonne, sondern auch erste Ausblicke in die nähere Umgebung. Zwar zeigen sich die Seen des Salzkammerguts noch nicht, aber der erste Eindruck ist schon einmal vielversprechend. Ich bin jedenfalls gespannt, was mich auf den noch folgenden knapp 500 Höhenmetern erwarten wird.
Abstecher zur Spinnerin
Bevor ich weitergehe, gilt es erst einmal, Erkundigungen zum Stand der Dinge im Tal einzuholen. Die beiden Damen sind genauso wie ich etwas in der Zeitplanung zurückgefallen, werden aber bald zur Talstation der Schafbergbahn aufbrechen. Das sollte also gut zusammenpassen und so erspare ich mir auch den Sprint über den finalen Gipfelaufschwung. Ich schlage also ein moderates Tempo an und genieße immer wieder die beständig besser werdende Aussicht vom Schafberg.
Je näher ich dem Gipfel komme, desto mehr kristallisiert sich raus: ich werde mit großem Abstand zuerst oben ankommen. Denn die nächsten Fahrten der Schafbergbahn sind wohl allesamt ausgebucht. Ich werfe also einen Blick auf die Karte und stelle fest, dass es mit der Spinnerin noch einen Nebengipfel gibt. Bevor ich mir inmitten zahlloser Ausflüger und Touristen die Beine in den Bauch stehe, nehme ich lieber den Abstecher unter die Füße. Schneller als gedacht erreiche ich die Schafberg und Spinnerin verbindende Senke – und staune nicht schlecht über das Profil der Spinnerin. Senkrecht stürzen die Wände nach Norden ab und ein vergleichsweise schmaler Grat vermittelt einen nicht ganz einfachen Weg zum höchsten Punkt. Das passt perfekt!
Im Vergleich zum Schafberg, den ich gerade hinter mir gelassen habe, herrscht auf der Spinnerin eine wunderbare Einsamkeit. Mit wunderschönen Ausblicken verbringen ich hier ohne größere Anstrengung die nächsten beiden Stunden.
Spaziergang über den Schafberg
Dann ist es aber doch an der Zeit, wieder zum Schafberg hinüberzugehen, um die restlichen Familienmitglieder an der Bergstation der Zahnradbahn abzuholen. Auch wenn es etwas später geworden ist als morgens erhofft, hatten beide eine gute Fahrt und freuen sich jetzt auf Einkehr und Aussichten.
Wir finden sogar noch einen Platz unter einem der Sonnenschirme der Himmelspfortenhütte und genießen ein großes Fläschchen sowie Gulaschsuppe und Kaiserschmarrn. Gut gestärkt spazieren wir dann über den Gipfelkamm und erkunden das Salzkammergut gewissermaßen von oben. Leider ziehen nun immer wieder einige Wolkenfetzen durch, der eine oder andere Tiefblick ist dennoch möglich.
Bis zur Rückfahrt bleibt uns noch etwas Zeit. Westlich des höchsten Punkts gibt es noch einige Wege, die wir erkunden können. Dabei finden wir, wenn man so will, eher zufällig das Gipfelkreuz des Schafbergs, das auf einem mäßig ausgeprägten Felszacken einsam und verlassen steht.
Abstieg nach St. Wolfgang
Zurück an der Bergstation der Schafbergbahn trennen sich unsere Wege erneut. Während die Damen etwas entspannter ins Tal gelangen werden, steige ich zu Fuß ab. Dabei folge ich zunächst meinem Aufstiegsweg zurück zur Schafbergalm. Der Abwechslung halber entscheide ich mich dann für den Hauptweg vom Schafberg nach St. Wolfgang. Meine Hoffnung, dass dieser besonders leicht zu gehen sein könnte, erfüllt sich jedoch nicht. Sehr holprig geht’s meistens in Hörweite der Zahnradbahn abwärts.
Erst oberhalb von St. Wolfgang wird der Weg endlich besser und die Spaziergänger zahlreicher. Bevor ich den alten Wallfahrtsort erreiche, zweige ich allerdings ab und folge kleineren Wegen zurück nach Ried. Den letzten Kilometer bis zur Ferienwohnung genieße ich dabei am Uferweg des Wolfgangsees. Ein schöner Abschluss des langen Tages!
Fazit
Der Aufstieg von Ried in Richtung Schafberg hat mir sehr gut gefallen. Hier war ich über lange Zeit völlig alleine unterwegs und konnte gut in den ersten, richtigen Bergtag des Jahres starten. Zwar ist meine Kondition noch nicht so ganz ausgebildet gewesen, aber gerade die lange Pause auf der aussichtsreichen Spinnerin hat mir besonders gut gefallen. Ausnahmsweise als praktisch empfunden habe ich die vielfältige Infrastruktur auf dem Schafberg, die es uns erst möglich gemacht hat, als junge Familie dort oben Zeit miteinander zu verbringen!
Tourendatum: 9. Juli 2024
2 Kommentare