Der letzte Ausbruch des Vesuvs datiert auf das Jahr 1944. In den Jahrzehnten danach ist es um den immer noch als aktiv eingeschätzten Vulkan immer ruhiger geworden. Allerdings nicht in seiner Funktion als Touristenmagnet ersten Rang: eine Besuch des Kraters gilt als Pflichtbesuch jedes Neapelaufenthalts. Wir können uns im Rahmen unseres Frühlingsurlaubs in Kampanien der Faszination des Vesuvs natürlich ebenfalls nicht entziehen!
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Anfahrt aus Neapel
Vor der Vesuvbesteigung sind aber erst einmal Formalien zu klären, die wir bereits vor dem Flug nach Neapel klären. Der Bereich rund um den Krater ist nämlich nur für ein gewisses Kontingent an Besuchern pro Tag zugänglich. Wir ergattern (mit etwas Glück) noch zwei Tickets beim empfehlenswerten Anbieter Vesuvio Express, der uns auch mit dem Bus von Erculano, dem antiken Herkulaneum. bis zum höchstgelegenen Parkplatz befördern wird. Aber dafür müssen wir auf jeden Fall pünktlich vor Ort sein. Wie praktisch, dass wir schon am Vortag auf dem Weg nach Pompeji die Geheimnisse der lokalen, schmalspurigen Vorortbahn Circumvesuviana gelüftet haben. Routiniert halten wir an der Porta Nolana den Code unserer Artecard über den Scanner und warten auf die Bekanntgabe des Abfahrtgleises. Das dauert, wie so gut wie immer in Italien, bis unmittelbar vor Abfahrt. Es bleibt also genügend Zeit, Fotos der Züge zu machen, die fast alle die Spuren jahrelanger Graffitimalerei tragen.
Die Fahrt nach Herkulaneum ist heute vergleichsweise unspektakulär, wir bleiben – ganz im Gegensatz zu gestern! – nicht auf freier Strecke liegen. Dementsprechend früh stehen wir bei unserem Anbieter in der Schlange und müssen uns bis zur Abfahrt des Busses noch ganz schön lange gedulden. Wie zu erwarten war, wird der Bus bis auf den letzten Platz gefüllt, bevor die Fahrt durch den napolitanischen Vorort zum Vesuv hinauf beginnt. Bald wird es richtig steil, die Kehren schmaler und das Gehupe zahlreicher. Erst in der Caldera des Ausbruchs im Jahre 79 wird das Gelände wieder flacher. Wenige Minuten und eine letzte Auffahrt später erreichen wir das Ende der Fahrstraße, an dem natürlich auch unser Bus wenden wird. Der wortkarge Fahrer hält noch einen Zettel mit unserer Rückfahrtzeit hoch und schon stehen wir im staubigen Sand des Vesuvs. Zusammen mit vielen, vielen anderen Touristen beginnen wir den verbleibenden Teil des Aufstiegs. Dabei sein ist alles!
Steiler Schutt und ein tiefer Krater
Auf den teilweisen steilen Schuttrampen darf man auch schon mal ins Rutschen kommen. Vor allem, wenn die Augen mehr an der immer besser werdenden Aussicht hängen als auf den nächsten Metern des Weg. Letzteres wäre nämlich durchaus wichtig, denn der eine oder andere touristische Aspirant gönnt sich unvermittelt eine Verschnaufpause.
Am ersten Kiosk haben wir dann den größten Teil des Aufstiegs geschafft. Die Einkehr- und Einkaufmöglichkeit wirkt wie ein Magnet, so dass auf dem folgenden Abschnitt entlang des Kraters kaum mehr etwas los ist. Wir lassen uns diesen Teil natürlich nicht entgehen und spazieren weiter bis zum zweiten Kiosk. Dabei bieten sich immer wieder Tiefblicke in den Krater des Vesuvs, der vor allem ein tiefes, an den Seiten ein nahezu senkrecht abfallendes Loch ist. Trotz der Dimensionen wirkt der Krater auf mich recht unspektakulär. Das eine oder andere Rauchwölkchen aus dem Vesuv würde die Fotos etwas stimmungsvoller ausfallen lassen, oder?
Schöne Ausblicke
Am zweiten Kiosk, fast schon auf der Südseite des Kraters, endet der offizielle Weg. Weiter geht es ab hier nur noch mit Führern und den nötigen Genehmigungen. Wie gerne wäre ich den Steigspuren weiter entlang des Kraterrands für eine vollständige Umrundung gefolgt. Aber das ist nicht möglich, der einzige Übergang in die Wildnis wird von einer Aufseherin des Nationalparks unauffällig, aber effizient bewacht. Aber das macht letztlich nichts, denn wir genießen die Tiefblicke hinab zum Golf von Neapel. Die Ausgrabungsstätte von Pompeji, die wir gestern besucht haben, finden wir allerdings nur mit dem Fernglas.
Auch der weitere Ausblick über den Golf von Neapel lohnt sich. Gleich am Fuß des Vesuvs beginnen die Vororte von Neapel, das als riesige Stadt natürlich unübersehbar ist. Bereits deutlich weiter entfernt entdecken wir Ischia und im Meeresdunst auch Capri. Im Süden begrenzt die langgestreckte Bergkette entlang der sorrentinischen Halbinsel den Blick. Das ist allerdings nicht weiter dramatisch, denn in ein paar Tagen werden wir in Amalfi die andere Seite der Berge erkunden können.
Ein Blick auf die Uhr zeigt uns bald schon wieder, dass wir uns auf den Rückweg zum Wendeplatz der Busse machen sollten. Einige Fotos später erreichen wir auch schon wieder den ersten Kiosk und machen uns auf den immer noch steilen und staubigen Abstiegsweg. Das karge Vulkangestein lässt nicht viele größere Pflanzen wachsen, erst kurz vor der Bushaltestelle kehren die Farben in der Landschaft zurück.
Fazit
Das Glücksspiel des Besuch des einzigen aktiven Vulkans auf dem europäischen Festland konnten wir für uns entscheiden. Gemeint ist damit natürlich nicht, dass der Besuch besonders riskant wäre – die letzten Jahrzehnte war schließlich keinerlei Aktivität mehr zu verzeichnen. Nein, für die Praxis ist viel mehr das Wetter ausschlaggebend. Durch die notwendige, frühe Buchung bleibt es schließlich ungewiss, ob die Sicht, die Temperaturen und der Wind mitspielen. Wir hatten das nötige Quentchen Glück und konnten den Besuch auf dem Vesuv genießen!
Tourendatum: 28. April 2023
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