Berg-Ge(he)n

Um den Drachensee

Der Drachensee ist schnell umrundet

Ein Blick auf Instagram genügt: wer nach ein paar Minuten nicht ein Bild von der Hängebrücke an der Olperer Hütte, dem Pragser Wildsee oder dem Seebensee in seinem Feed gefunden hat, macht vermutlich irgendetwas falsch. Jedoch ist die Beliebtheit dieser Hotspots durchaus berechtigt, schön ist es dort allemal. Oberhalb des Seebensees liegt mit dem Drachensee ein weiterer besuchenswerter Bergsee. Dieser ist zwar nicht ganz so fotogen, versprüht aber noch mehr natürliches Bergflair!

Rascher Aufstieg im Hohen Gang

Nach der frühen morgendlichen Anfahrt nach Ehrwald packe ich am Auto meinen Rucksack und schlüpfe in die Bergschuhe. Ich verabschiede mich von Dorothee, mit der ich mich am Seebensee verabredet habe: sie wird, um ihre noch nicht ganz abgeheilte Ferse nicht unnötig zu belasten, mit der Ehrwalder Almbahn fahren und dann auf dem Wanderweg weiter zum See gehen. Ich bin gespannt, wer schneller sein wird. Mein Aufstieg über den Hohen Gang ist zwar der kürzeste Anstieg zum Seebensee, aber zum Ausgleich besonders steil und anstrengend.

Auf den ersten Metern ist davon noch nicht viel zu merken, denn es geht mit meist moderaten Steigungen hinüber zu einem wie verwunschen wirkenden Wald. Hier bin ich schon einige Male unterwegs gewesen und habe diese Passage immer sehr genossen. Heute allerdings nicht, denn die Wiesen und der Wald sind feucht bis matschig. Bald habe ich genau die Sorte Batz unter den Füßen, die ich im steilen Gelände dort eigentlich nicht haben möchte. Tja. Nun ja, wenigstens gelange ich rasch zur Coburger Rast, die den Beginn der anspruchsvolleren Teile des Hohen Gangs markiert. Auf dem Weg dorthin blicke ich am Rande eines Schuttfelds über den Ehrwalder Kessel hinüber zum Danielkamm. Leider zeigt sich die Sonne noch kaum und es könnte wärmer sein. Die ansonsten obligatorische Pause an der Coburger Rast fällt somit heute aus.

Wie immer ist der Anstieg durch den Hohen Gang recht steil ...
Wie immer ist der Anstieg durch den Hohen Gang recht steil …

Ein Teil des Hohen Gangs ist vor ein paar Jahren einem kleineren Bergsturz zum Opfer gefallen. Ich entdecke den Ort des Geschehens gleich nach der Coburger Rast, die entsprechende Passage ist aber sorgfältig saniert und gesichert worden. Da hat die zuständige Sektion Coburg des Alpenvereins sehr gute Arbeit geleistet, vielen Dank! Auch im weiteren Verlauf sind die abschnittsweisen Versicherungen in sehr gutem Zustand. Es ist somit ein einziges Vergnügen, hier wieder einmal hinaufzusteigen. Viel zu schnell bin ich im Ausstiegsbereich angekommen und spaziere hinüber zum Seebensee. Ob Dorothee schon da sein wird?

Der gemütliche Teil des Tages beginnt
Der gemütliche Teil des Tages beginnt

Seebensee

Sie ist noch nicht da – und so suche ich mir eine gemütliche Bank und mache erst einmal Brotzeit. Leider ziehen recht viele Wolken durch, so dass ich die Fotosession auf später verschiebe. Als Dorothee von der Seebenalm hinaufkommt, bin ich bereits gut erholt. Eine Pause für sie ist aber auch noch drin, in der sich wenigstens ein paar Wolken verziehen. So schön der Blick über den See zum Vorderen Drachenkopf, den Marienbergspitzen per se auch ist – heute verzaubert er kaum.

Dieses Motiv gibt's bei Instagram tausendfach bei schönerem Wetter
Dieses Motiv gibt’s bei Instagram tausendfach bei schönerem Wetter

Bald machen wir uns auf den nun gemeinsamen weiteren Weg zur Coburger Hütte. Etwas überraschend kommt schon nach wenigen Minuten die Sonne heraus, so dass wir ein paar Fotos von der mächtigen Ehrwalder Sonnenspitze machen können. Der weitere Aufstieg zum Drachensee wird davon zwar nicht flacher, aber mit guter Stimmung verfliegen die verbleibenden Höhenmeter natürlich gleich viel schneller!

Für die Sonnenspitze muss man schon mal das Weitwinkelobjektiv rausholen
Für die Sonnenspitze muss man schon mal das Weitwinkelobjektiv rausholen

Drachensee

An der Coburger Hütte angekommen ergattern wir noch eine schöne Bierbankgarnitur auf der Terrasse. Es ist zwar weiter recht bewölkt, aber die umliegenden Gipfel locken durchaus. Den heutigen Tagen haben wir aber anders geplant: nach der Mittagspause breche ich zu einer weglosen Umrundung des Drachensees auf, während Dorothee das Panorama von der Terrasse genießen wird. Auf den ersten Metern folge ich dem Steig zum Tajatörl, biege aber dann zum Ufer des Drachensees ab. Dort halten sich zunächst noch leichte Steigspuren, bald laufe ich aber weglos über mit Steinen durchsetzte Wiesenmatten. Immer wieder lohnt dabei ein Rückblick zur Coburger Hütte.

Die Sonne zeigt sich am Drachensee heute leider nur hin und wieder
Die Sonne zeigt sich am Drachensee heute leider nur hin und wieder

Die Stars der Seeumrundung sind aber zweifelsohne die Schafe. Die meisten machen offenbar gerade Mittagspause und liegen schläfrig hinter den Steinen. Die Lämmer sind aber sehr aktiv, und damit auch ihre Mütter. Die sind nämlich damit beschäftigt, ihren sehr neugierigen Nachwuchs von mir fernzuhalten. Ich helfe natürlich ein wenig mit, in dem ich den einen oder anderen Bogen in Kauf nehme. Ein paar Schäfchen-Fotos sind natürlich trotzdem drin!

Nicht nur auf der Coburger Hütte ist Selbstbedienung angesagt!
Nicht nur auf der Coburger Hütte ist Selbstbedienung angesagt!

Über die noch fehlende Seeseite komme ich der Coburger Hütte wieder näher. Der direkte Weg am See scheint aber durch eine Felsstufe versperrt zu sein. Ich steige also lieber schon vor der Hütte über eine Wiese steil zu einem kleinen Hügel hinauf, der hinter der Coburger Hütte sein offenbar weitgehend unbeachtetes Dasein fristet. Der Steig hinauf ist unspektakulär, die Sonne spielt aber für einen kurzen Moment mit und rückt die nahen Tajaköpfe ins richtige Licht.

Die Tajaköpfe sind schöne Tourenziele oberhalb des Drachensees
Die Tajaköpfe sind schöne Tourenziele oberhalb des Drachensees

Ziehen wir Hubschraubereinsätze an?

Zurück an der Coburger Hütte bereiten wir uns gerade auf den Rückweg vor, als ein Hubschrauber über die Biberwierer Scharte hinüberkommt. Nach einer Flugrunde über den Drachensee ist uns schnell klar: hier muss wohl mindestens eine Übung, vielleicht sogar ein Einsatz stattfinden. Erinnerungen an den Langlaufurlaub in der Leutasch werden wach, aber der Hubschrauber setzt dieses Mal nicht wenige Meter neben uns auf. Stattdessen befindet sich die Einsatzstelle auf dem Weg ins Tajatörl, wo auch einige Personen stehen. Ein Bergretter springt raus, der Hubschrauber spart Sprit und landet etwas höher auf dem Fußballfeld zwischen.

Der enge Kessel sorgt für ein akkustisches Spektakel
Der enge Kessel sorgt für ein akkustisches Spektakel

Nur zwei, drei Minuten startet der Hubschrauber erneut und fliegt zurück zur Einsatzstelle. Ich bin sehr gespannt, ob hier Bergretter und Patient am Tau ausgeflogen werden, denn das Gelände eignet sich dort nicht für eine Landung. Ich liege damit jedoch völlig falsch, denn der Pilot scheint zu wissen was er kann: Eine Kufe zum Hang hält er den Hubschrauber präzise an Ort und Stelle. Der Bergretter hilft dem Patienten rein und springt hinterher. Abflug. Ich finde es immer wieder erstaunlich und bewundernswert, wie professionell und zügig diese Einsätze ablaufen!

Es wird nur etwa 20 Sekunden dauern, bis der Hubschrauber wieder abheben wird
Es wird nur etwa 20 Sekunden dauern, bis der Hubschrauber wieder abheben wird

Langer Abstieg zurück zum Parkplatz

Ein letzter Blick zurück zum Drachensee – und dann steigen wir auch schon wieder zum Seebensee ab. Im Gegensatz zum Aufstieg gehen wir nun gemeinsam zurück zur Ehrwalder Alm. Der Fußweg ist bis zur Einmündung unterhalb des Brendlkars überraschend holprig, was ich so nicht erwartet habe. Der weitere Weg zur Ehrwalder Alm besteht dann aus knieschonenden Forst- und Fahrwegen, reichlich bequem erreichen wir die Bergstation der Seilbahn.

Nachmittags verziehen sich endlich die oft dichten Wolken. Leider zu spät ...
Nachmittags verziehen sich endlich die oft dichten Wolken. Leider zu spät …

Ich verzichte auf die Bahnfahrt – und Dorothee lässt mir 20 Minuten Vorsprung. Mal schauen, mit wie viel Rückstand ich unten ankommen werde. Natürlich steige ich zügig ab, bin mir aber sicher, dass sie mich früher oder später überholen wird. Ich schaue deshalb immer mal wieder zu den Seilbahnkabinen hinauf, aber aus keiner winkt mir jemand aufmunternd zu. Das liegt vor allem daran, dass wir mehr oder weniger zeitgleich, aber verschieden erschöpft den Parkplatz erreichen.

Fazit

Die Planung der Tour hat sich bewährt, es war trotz zahlreicher Wolken ein schöner Tag in der Mieminger Kette. Es muss nicht immer ein Gipfel sein!

Tourendatum: 9. Juli 2022

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