Berg-Ge(he)n

Schöttelkarspitze

Meine bisherigen Touren zur Schöttelkarspitze waren ereignisreich, so hat mir beim ersten Besuch eine Knieverletzung den Abstieg mehr als schwer gemacht. Zwei Jahre später habe ich auf dem Gipfel ein heranziehendes Gewitter erst viel zu spät entdeckt, an den Spurt hinab zum Soiernhaus kann ich mich noch gut erinnern. Beide Male ist alles gut ausgegangen, heute möchte ich allerdings endlich einmal ohne besondere Vorkommnisse zum Gipfel auf- und gemütlich wieder absteigen.

Schattiger Aufstieg

In der Krüner Ortsmitte verlasse ich den Bus und mache mich auf den Weg zur Isar. Der Ort strahlt auch an diesem Spätsommermorgen eine beruhigende Beschaulichkeit aus, einzig an der Touristeninformation macht sich gerade eine Rentnergruppe abmarschbereit. Direkt nach der Isarbrücke geht’s zum ersten Mal aufwärts, an den bequemen Fußweg kann ich mich noch dunkel erinnern. Nach einer flacheren Passage erreiche ich den Beginn des eigentlichen Anstiegs, der morgens lange im Schatten liegt. Neben einem Graben geht es zügig aufwärts, ich überhole leichten Schritts einen mit zwei Mörsern schwer bepackten Bundeswehrtrupp. Nach dem Schwarzkopf komme ich zu einem Schuttstrom, an den ich mich überhaupt nicht erinnern kann. Hat sich hier tatsächlich in den letzten Jahren das Gelände so sehr verändert? Beim weiteren Aufstieg habe ich somit etwas zum Grübeln. Gut beschäftigt erreiche ich bald jedoch wieder vertrautes Gelände. Nach einer Querung zieht der Steig rasch in die Höhe und ich stehe auf dem Grat über dem Schöttelkar. Ein toller Aussichtspunkt, von dem aus erstmals der Gipfel in den Blick kommt!

Bis zum Gipfel muss das Schöttelkar noch umrundet werden

Sonne ab dem Seinskopf

Auf dem weiteren Weg zum bereits nahen Seinskopf bleibt der Steig allerdings noch im Schatten. Das ist auch ganz gut so, denn die meisten Passagen sind nun recht steil. Wohlbehalten passiere ich die Stelle, an der ich neun Jahre zuvor mein Knie angeschlagen habe und erreiche kurz darauf nahe des Seinskopf die Sonne. Endlich!

Blick über den Signalkopf ins Wettersteingebirge

Nach einer Pause am Seinskopf mache ich mich auf den Weg zum Feldernkreuz. Zum ersten Mal gehe ich dabei nicht über den Kamm, sondern wähle den unteren Steig. Der ist zwar insgesamt einfacher, weist aber auch ein paar ausgesetzte Stellen über steilen Wiesen auf. Schnell bin ich an der Schafkehre und der Aufstieg zum Feldernkreuz beginnt. Die Sonne hat den schrofigen Hang schon längst ordentlich aufgeheizt, aber ich schaffe es trotz der Hitze in einem Zug nach oben. Der unmittelbare Zugang zur Scharte ist ziemlich ausgewaschen und sieht wenig einladend aus, ich wähle den umständlichen, aber letztlich einfacheren Weg über die Felsen.

Vom Feldernkreuz sind es nur noch wenige Minuten bis zum Gipfelziel

Unangenehmer Übergang zum Gipfel

Der Schatten auf den ersten Metern des Übergangs vom Feldernkreuz zur Schöttelkarspitze tut richtig gut. Vorsicht steige ich im felsigen Gelände in die Scharte hinab. Auf der anderen Seite warten rollsplitartige, rutschige Passagen auf mich. Der Steig ist nicht besonders breit, auf der rechten Seite geht es zudem zügig abwärts. Auch dieses Jahr gefällt mir der Abschnitt nicht, aber ohne den Gipfelabstecher absteigen möchte ich natürlich auch nicht. Wenige Minuten später habe ich wieder festes Gestein unter den Füßen und folge dem nun guten Steig hinauf zum Gipfelplateau. Hier stand früher einmal ein Pavillon von Ludwig II., für den der eigentliche Gipfel weichen musste. Vom Pavillon selbst ist aber auch nichts mehr zu entdecken: er brannte schon vor fast 100 Jahre ab.

Die Bayerischen Voralpen scheinen zum Greifen nah zu sein

Lange bleibe ich auf dem Gipfel sitzen und kann den Kini nur zu gut verstehen: die Aussicht von der Schöttelkarspitze ist großartig. Besonders gefällt mir dabei der Tiefblick zu den Soiernseen: zwei tiefblaue Augen in alpiner Landschaft, wie immer sehr schön!

Der Soiernkessel ist ein landschaftliches Juwel

Erst als immer mehr Menschen den Gipfel erreichen, packe ich zusammen und mache mich an den Abstieg. Die Aussicht auf den wenig schönen Übergang zurück zum Feldernkreuz löst zwar keine Vorfreude aus, klappt aber erneut ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Auf der anderen Seite angekommen überlege ich kurz, ob ich noch ein paar Gipfel in Richtung Soiernspitze mitnehme. Nach einem Blick auf den schwindenden Getränkevorrat entscheide ich mich dagegen und beginne den Abstieg ins Tal.

Die Reißende Lahnspitze lockt zu einem Abstecher

Abstieg über die Ochsenalm

Bald bin ich zurück in der Schafkehre. Dort beginnt der steile Abstieg zur Ochsenalm, auf dem ich Jahre zuvor mein Knie an die Grenze seiner Leidensfähigkeit gebracht habe. Heute geht’s deutlich einfacher und vor allem schmerzfreier, trotz des gestrigen Abstiegs von der Alpspitze über knapp 2.000 Höhenmeter bis nach Garmisch-Partenkirchen.

Im Seinsbachtal ist der lange Abstieg geschafft

An der Ochsenalm habe ich den größten Teil des Abstiegs nach Mittenwald bereits geschafft. Zumindest in Bezug auf die Höhenmeter, bei der horizontalen Distanz steht mir jedenfalls der größere Teil noch bevor. Anstelle des Wegs entlang der Mittenwalder Ortsumfahrung probiere ich heute etwas Neues aus und biege bald zu den Kasernen im Norden Mittenwalds ab. Ich gehe zwischen zwei Standorten hindurch – und stehe nach einer Kurve vor einer Muli-Skulptur. Sicherlich das außergewöhnlichste Denkmal, dass sich im gesamten Werdenfelser Land finden lässt …

Das Mulidenkmal neben den Mittenwalder Kasernen

Fazit

Dieses Mal hat alles mit der Schöttelkarspitze geklappt: keine Verletzungen, kein Gewitter. Ich konnte den gesamten Bergtag also rundum genießen, schön war’s!

Tourendatum: 15. September 2020

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert