Berg-Ge(he)n

Mittenwalder Höhenweg

Rund um Mittenwald gibt es zahllose attraktive Tourenmöglichkeiten. Viele Gipfel hatte ich zuvor schon ein- oder mehrmals aufgesucht – und irgendwann ist es an der Zeit, endlich auch dem Mittenwalder Höhenweg einen Besuch abzustatten. Dieser Klettersteig wird mein erster sein – Vorfreude, aber auch etwas Anspannung ergeben eine interessante Gefühlsmischung. Am Ende des Tages werde ich aber wissen: der Mittenwalder Höhenweg wird nicht mein letzter Klettersteig bleiben!

Anfahrt

In München muss man schon sehr früh am Bahnhof sein, wenn man nach der Anfahrt mit dem Zug eine der ersten Fahrten der Karwendelbahn erreichen möchte. Ich bin trotzdem etwas überrascht, als ich mich nach dem kurzen Fußweg in Mittenwald zur Talstation der Bahn am Ende einer schon ganz schön langen Schlange einreihen darf. Glücklicherweise fährt die Seilbahn morgens aber im ständigen Pendelverkehr, um möglichst rasch alle ambitionierten Bergsteiger nach oben zu befördern. Die Helme an den Rucksäcken lassen es bereits erahnen: fast alle wollen den Mittenwalder Höhenweg gehen. Alleine werde ich also nicht unterwegs sein …

Abstecher zur Westlichen Karwendelspitze

An der Karwendelgrube angekommen statte ich zunächst der Westlichen Karwendelspitze einen Besuch ab. So früh am Morgen ist hier noch nichts los, ich habe den wunderbaren Aussichtspunkt für mich ganz alleine. Später am Tag wird hier deutlich mehr los sein, der kurze versicherte Anstieg von der Bergstation zum Gipfel zieht die (Seilbahn-) Touristen magisch an.

Immer wieder bieten sich vom Klettersteig grandiose Panoramen, wie hier hinüber ins Wettersteingebirge

Einstieg in den Klettersteig

Nach dem Abstieg und der anschließenden Umrundung der Karwendelgrube steige ich zur Nördlichen Linderspitze hinauf. Überraschend viele Bänke stehen dort sicherlich nicht ganz zufällig, denn hier darf endlich die Klettersteigausrüstung angelegt werden. Schnell bin ich vorbereitet und gehe durchaus etwas aufgeregt zum Einstieg des Klettersteigs hinüber. Erfreulicherweise gestaltet sich der Einstieg in den Klettersteig leicht und problemlos. Nach den ersten Meter stellt sich dann auch schon etwas Routine ein und ich schaffe es, die Karabiner auch etwas flüssiger umzuhängen. Besondere Schwierigkeiten gibt es hier noch nicht, und schon bald läuft der erste Abschnitt mit leichtem Gehgelände aus. Die folgende Kreuzung mit dem Heinrich-Noe-Steig bietet eine letzte sinnvolle Gelegenheit zum frühzeitigen Ausstieg, die ich natürlich nicht nutze.

Immer wieder bieten sich vom Klettersteig grandiose Panoramen, wie hier hinüber ins Wettersteingebirge

Klettersteigroutine stellt sich ein

Abwechslungsreich geht es nun über die Mittlere und Südliche Linderspitze hinweg, einige noch recht kurze Leitern helfen dabei. Am Gamsanger nutze ich die Gelegenheit für eine längere Pause und kann nun auch die perfekte Aussicht genießen. Gestärkt gehe ich nun den letzten Abschnitt des Klettersteigs an, der nun erstmals den Grat verlässt und in die steinschlaggefährdete Flanke der Sulzliklammspitze ausweicht. Hier kommen mir auch zum ersten (und einzigen Mal) Klettersteiggeher entgegegen und ich stelle fest, dass es auf dem schmalen Felsband gar nicht so einfach ist, jemanden vorbeizulassen. Der anschließende Anstieg zur Sulzliklammspitze führt durch eine Rinne und erreicht schließlich den Fuß einer sehr langen, senkrechten Leiter. Besonders leicht fällt es mir nicht, hier hinaufzusteigen – diese senkrechten Passagen werden mir wohl so schnell nicht viel Freude bereiten. Aber mit etwas Überwindung geht es besser als gedacht – und im anschließenden steilen Schrofengelände fühle ich mich gleich wieder viel besser.

Von der Sulzliklammspitze an bleibt der Steig nun wieder in unmittelbarer Gratnähe und ich bin immer wieder begeistert von dieser ungewohnten Wegführung mit den beständig schönen Ausblicken zu beiden Seiten. Links kommt die Pleisenspitze immer besser zur Geltung, rechterhand zeigt sich die Arnspitze aus ganz neuer Perspektive. Da ich im Laufe der Zeit immer routinierter im Umhängen der Karabiner geworden bin, komme ich gut voran und erreiche früher als gedacht an der Kirchlespitze das Ende des Klettersteigs. Einerseits freue ich mich, dass alles gut geklappt hat – es hat mir aber auch so viel Spaß gemacht, dass ich gerne noch länger auf den Graten unterwegs gewesen wäre!

Hinter einer Felsrippe zeigt sich sogar das Karwendeltal mit seiner charakteristischen Gipfelreihe

Abstieg

Vor dem Abstieg ins Tal steige ich vom Brunnsteinanger noch zum Gipfelpaar Rotwandl- und Brunnsteinspitze auf. Diese beiden fast gleich hohen Gipfel sind wunderbare Aussichtsgipfel, die zahlreiche schön Einblicke vor allem in die Karwendeltäler ermöglichen. An der kleinen (unbewirtschafteten) Tiroler Hütte vorbei gehe ich zurück in den Brunnsteinanger. Von dort führt zunächst unangenehm steil, später bequemer ein kleiner Steig zur beliebten Brunnsteinhütte. Leider ist, wie so häufig bei schönem Wetter, die schön gelegene Hütte samt Terrasse und Wiese restlos überfüllt, so dass ich gleich weiter ins Tal absteige. Für den Rückweg nach Mittenwald stehen gleich zwei Varianten zur Verfügung: ich wähle die gemütliche über das Hoffeld, um noch möglichst viel von der tollen Spätsommersonne mitnehmen zu können.

Jenseits des Brunnsteinangers erhebt sich schon fast majestätisch die Pleisenspitze

Fazit

Die Investition in die Ausrüstung hat sich mehr als gelohnt – gleich mein erster Klettersteig hat mir unheimlich viel Spaß gemacht! Der Mittenwalder Höhenweg ist ohne größere Schwierigkeiten angelegt und ist somit als sehr einsteigerfreundlich einzuschätzen. Eine klare Empfehlung!

Tourendatum: 21. September 2019

4 Kommentare

    1. Hey Rebecca,
      schlechtes Wetter und am besten an einem Werktag – das garantiert immer noch ein einsames Bergvergnügen! 😀
      Für mich persönlich darf aber schon hin und wieder mal die Sonne herauskommen. Und mit zumindest hin und wieder Aus- oder Tiefblick macht’s sowieso einfach mehr Spaß. Andererseits gilt immer noch die alte Weisheit von Heinz Zak: wenn’s Wetter nicht perfekt ist, werden die Fotos grundsätzlich besser …

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