Wer im späten Herbst Geburtstag hat, kennt es nur zu gut: schönes Wetter ist an diesem Tag eine Rarität. Umso schöner, wenn die Wettervorhersage ausnahmsweise einen wunderbaren Sonntag verspricht. Somit muss ich nicht einmal Urlaub nehmen – und bekomme sogar zu Hause bis zum nachmittäglichen Geburtstagskuchen frei. Eine kurze Bergtour ist also möglich!
Inhalt
Sprint zum Brünstelskreuz
Meine Wahl für die kurze Tour fällt auf den Brünstelskopf. Zwar war ich schon einige Male dort oben, aber noch nie als selbständiges Tourenziel. Schließlich ist der nördliche Nachbar, die Notkarspitze, noch ein paar Meter höher. Auch der westliche Kamm, der zum Vorderen Felderkopf hinüberführt, ist für mich bekanntes Gelände: an die grandiose Umrundung des Kühalpenbachtals vier Jahre zuvor kann ich mich bestens erinnern.
Obwohl ich die Gegend also bereits gut kenne, verlasse ich dennoch voller Vorfreude auf den Bergtag in Farchant den Zug. Zwar liegt der zwischen den Bergen eingekeilte kleine Ort wie so oft noch im morgendlichen Schatten, im Anstieg in Richtung Schafkopf erreiche ich jedoch schnell die wärmende Sonne. Wenig später wird’s ein wenig ruhiger, denn nachdem ich am Abzweig zum Schafkopf ausnahmsweise geradeaus weitergegangen bin, begegne ich lange niemanden mehr.

Auf dem nun folgenden direkten Steig in den Gießenbachsattel war ich schon viele Jahre nicht mehr. Besonders gut erinnern kann ich mich nicht mehr und bin auch etwas überrascht, wie steil teilweise die Abhänge sind. Dennoch ist der Steig gut zu gehen – wären da nicht immer wieder umgeworfene Bäume …

Den Steig vom Gießenbachsattel in Richtung Brünstelskopf habe ich ebenfalls für mich alleine. Schritt für Schritt arbeite ich mich nach oben: erst durch den Wald, dann über erodierte Wiesenhänge und schließlich über den hin und wieder bröseligen Grat. Das dem Gipfel vorgelagerte Brünstelskreuz rückt so schnell näher – und die Bank zwei Meter unterhalb ist völlig überraschend besetzt! Schade, dann gibt’s die Pause halt eben erst auf dem höchsten Punkt …

Holpriger Abstieg vom Brünstelskopf
Immerhin: die letzten Meter zum Brünstelskopf sind schnell absolviert. Der Gipfel selbst ist eine kleine, flache Wiesenfläche, auf der gute Sitzmöglichkeiten wie immer rar sind. Besonders bequem wird meine Mittagspause deshalb nicht – vielleicht fällt sie auch deswegen eher kurz aus. Schon bald packe ich wieder zusammen und mache mich nach ein paar Gipfelfotos schon wieder an den Abstieg.

Die Schrofen auf dem Weg ins Hasenjöchl sagen mir auch in diesem Jahr kaum zu. Wie immer ist dieses unregelmäßige Gelände für einen schnellen Abstieg völlig ungeeignet. Die Höhenmeter verfließen nur langsam, aber das Jöchl kommt dennoch mit jedem Schritt näher. Dort wende ich mich der Abwechslung halber nach Osten und steige weiter zur Roßalm ab. Am ehemaligen Almgebäude beginnt ein Fahrweg, der mich mittels einer leichten Gegensteigung zum zweiten Mal an diesem Tag in den Gießenbachsattel führen wird.
Goldener Oktober an den Reschbergwiesen
Drei der vier Wege, die zum Sattel führen, habe ich somit heute bereits beschritten. Da ich gut in der Zeit liege, biege ich nicht auf den direkten Weg nach Farchant ab, sondern folge dem steilen Fahrweg hinunter in Richtung Reschbergwiesen. Einige holprige und nicht besonders zügige Abkürzungen später erreiche ich den Rand der immer wieder auf’s Neue überraschend weiten Wiesenflächen. Unzählige Herbstzeitlosen blühen in der strahlenden Sonne – die Farben deuten zwar schon den Herbst an, der Winter scheint aber noch sehr weit weg zu sein. Es ist einfach ein wunderbarer Tag!

Viel Zeit zum Verweilen und Genießen bleibt aber dann doch nicht mehr und so gehe ich weiter talwärts an den zahlreichen kleinen Heuhütten vorbei. Hin und wieder kommen mir jetzt auch Spaziergänger entgegen, das Loisachtal ist also nicht mehr weit.

Um einen kleinen Hügel muss ich noch herumgehen, dann geht’s endgültig ins Tal hinab. Den Talboden erreiche ich am Rande von Burgrain, wende mich aber natürlich nach Farchant, dem nächstgelegenen Bahnhof zu. Im engen Loisachtal scheint noch die Sonne, bevor sie schon bald hinter dem Kramer untergehen wird. Hier fallen die Tage im Winterhalbjahr immer besonders kurz aus …

Fazit
Ein paar wenige Sekunden durfte ich noch zusätzlich auf dem Bahnsteig umhergehen, dann war die herbstliche Tour auf den Brünstelskopf zum 44. Geburtstag in 4:44:44 Stunden auch schon vorbei. Mal sehen, ob mir ähnliches in elf Jahren zum 55. Geburtstag noch einmal gelingen wird!
Tourendatum: 27. Oktober 2024
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