Berg-Ge(he)n

Jahresrückblick 2024

Die Aussicht vom Rauenkopf kann ich ganz ungeteilt genießen

Schon wieder geht ein Jahr zu Ende. 2024 kam mir sehr kurz und schnelllebig vor, obwohl es als Schaltjahr objektiv besonders lang gewesen ist. Vermutlich liegt das an den kurzen Nächten, die der Nachwuchs so mit sich bringt. Für ein paar Bergtouren hat’s dennoch gereicht, auch wenn ich sicherlich die eine oder andere Tour in diesem Jahr etwas müder als früher begonnen habe …

Leichte Wintertouren

Zwar beginnt der Januar noch einmal schneereich, aber für mehr als einen kleinen Langlaufausflug in das Ehrwalder Becken reicht’s nicht. Ganz im Gegenteil, sogar noch im Januar schmilzt der Schnee rapide – und ich unternehme lediglich zwei Wochen nach dem Langlaufen eine nahezu schneefreie Tour zum Kleinen und Großen Illing. Klimawandel, ick hör Dir trapsen!

Winterstimmung am Kleinen Illing mit Blick über das Voralpenland
Winterstimmung am Kleinen Illing mit Blick über das Voralpenland

Auch der Folgemonat bringt so gut wie keinen Schnee, der Februar wird sogar der wärmste Februar seit Beginn der Aufzeichnungen in Bayern sein. Das ist zwar für Bergtouren ganz praktisch, macht mir aber von Jahr zu Jahr mehr Sorgen. Wird es bald keinen richtigen Winter mehr, mit Schnee und Eis, in Oberbayern geben? Ich mache jedenfalls das beste daraus und statte fast bei T-Shirt-Wetter wieder einmal den Gipfeln zwischen Angerlkopf und Zwiesel einen Besuch ab.

Der Angerlkopf sieht seit ein paar Jahren ganz schön wild aus!
Der Angerlkopf sieht seit ein paar Jahren ganz schön wild aus!

Familie statt Berge

Und dann hat das monatelange Warten auf den Nachwuchs im März endlich ein Ende. Wir freuen uns sehr über unsere gesunde Tochter und starten in einen ganz neuen Lebensabschnitt. Für die nächsten Wochen und Monate ist an Bergtouren nicht zu denken, denn es gibt auch ganz ohne Freizeitaktivitäten mehr als genug zu tun.

Alles wird anders - ein neues Leben beginnt!
Alles wird anders – ein neues Leben beginnt!

Saisonstart am Wolfgangsee

Im Sommer steht dann der erste Familienurlaub auf dem Programm. Nach einer kurzen Vorbereitungstour mit dem Kinderwagen zur Kirchsteinhütte trauen wir uns zu, zu dritt das Salzkammergut zu erkunden. Gleich der erste Urlaubstag hat heißes, aber gutes Bergwetter im Gepäck. Ich starte also schon morgens zum markanten Schafberg, der seine steilen Flanken gleich hinter unserer Ferienwohnung gen Himmel streckt.

Das markante Profil des Schafbergs ist ein bekanntes Postkartenmotiv
Das markante Profil des Schafbergs ist ein bekanntes Postkartenmotiv

Die folgenden Tage werden nicht mehr ganz so schön werden, aber mit der Überschreitung des Falkensteins unternehmen wir noch eine ganz besondere Kinderwagentour. Im Anstieg schwitzen wir vor Anstrengung, im Abstieg vor Bedenken. Glücklicherweise geht alles gut!

Mühevoll, mühevoller, Falkenstein!
Mühevoll, mühevoller, Falkenstein!

Wie gut, dass zu unserer Ferienwohnung auch ein kleiner Strandabschnitt am Wolfgangsee gehört. Wir liegen viel am See in der Vormittagssonne und schwimmen in der ruhigen Bucht. Nachmittags gibt es dann das eine oder andere Gewitter, was uns aber nicht weiter stört.

Abendstimmung am Wolfgangsee
Abendstimmung am Wolfgangsee

Einsame Gipfel im Sommer

Gut erholt kommen wir nach Hause zurück. Wie gut, dass der eigentliche Sommer jetzt erst beginnt! Die eine oder andere Bergtour ist auch für mich möglich. Dafür nehme ich in aller Frühe die erste Fahrtmöglichkeit in Richtung Berge, damit ich schon im Laufe des Nachmittags zurück bei meiner Familie sein kann. Da ich nicht weiß, wie oft das möglich sein wird, entschließe ich mich, bevorzugt mir noch unbekannte Ziele anzuvisieren. Die erste Tour beginne ich in Oberammergau und statte zum ersten Mal der Schleifmühlenklamm einen Besuch ab. Hier sind noch einige andere Besucher unterwegs, aber oberhalb, auf dem Weg zum einsamen Schartenköpfl treffe ich niemanden mehr. Das ist etwas erstaunlich, denn dort oben finden sich sehenswerte Spuren der aufgegebenen Wetzsteinbrüche. Abseits der Hauptwege nehme ich noch einige Vorgipfel en passant mit, bevor ich mich dann am Teufelstättkopf im Trubel eines der beliebtesten Gipfel der Ammergauer Alpen wiederfinde.

Mein erster Besuch der Schleifmühlenklamm gefällt mir gleich sehr gut
Mein erster Besuch der Schleifmühlenklamm gefällt mir gleich sehr gut

Abseits der Hauptwege geht es auch in den Folgewochen weiter. Mit dem Keilberg und dem zugewachsenen und völlig weglosen Schweinberg schließe ich ein paar Lücken in meiner Gipfelsammlung bei Lenggries und entdecke mit der Vorderen und Hinteren Suwaldspitze am Rande der Loreagruppe bei Berwang eine ganz neue Ecke für mich. Als letzte Trainingstour vor dem Spätsommerurlaub überschreite ich auf dem Südkamm der Reither Spitze drei kleinere Gipfel, von denen – wenn überhaupt! – der Rauenkopf zumindest ab und zu Besuch zu erhalten scheint.

Einsame Pfade führen zur Vorderen Suwaldspitze
Einsame Pfade führen zur Vorderen Suwaldspitze

Urlaub in Südtirol und am Gardasee

Mitte September steht bereits der nächste Urlaub im Terminkalender. Wir fahren in der ersten Woche nach Südtirol und erkunden den unteren Vinschgau rund um Naturns. Allerdings sind wir uns nicht so sicher, ob wir überhaupt ankommen werden: der gewaltige Wintereinbruch hat für Schnee auf den Pässen gesorgt – und wir haben noch die Sommerreifen drauf. Mit einem etwas mulmigen Gefühl machen wir uns dennoch auf den Weg, wechseln aber vorsichtshalber die Route: die geplante Route über Fernpass und Reschen wäre viel zu gefährlich. Wenn’s klappen soll, dann mit dem Umweg über den Brenner. Und wir haben Glück: auf der Passhöhe hat’s immerhin 2° C bei nur leichtem Schneetreiben. Auf der anderen Seite des Alpenhauptkamms erwartet uns dann der Spätsommer!

Immer mit dabei ist natürlich unsere Tochter, die so zum ersten Mal auf dem Meraner Höhenweg unterwegs ist und Schloss Juval erreicht. Einen Yeti sieht sie auf unserem klassischen Touristenprogramm allerdings nicht. Dennoch gefällt es ihr offensichtlich, im Tragesystem herumgetragen zu werden und die Sonne im Gesicht zu spüren.

Der Sommer blitzt am Meraner Höhenweg noch einmal auf
Der Sommer blitzt am Meraner Höhenweg noch einmal auf

An einem Tag bekomme ich gewissermaßen frei und kann ganz ohne familiäre Verpflichtungen eine ordentliche Bergtour unternehmen. Meine Wahl fällt auf das Kirchbachkreuz, einem Vorgipfel der Kirchbachspitze. Trotz des Startvorteils einer kurzen Seilbahnfahrt verbleiben schlappe 1.800 Höhenmeter in sehr steilem Gelände, direkt über dem Vinschgau. Ich gebe alles und komme auch gar nicht so schlecht voran, kehre aber dann doch 250 Höhenmeter unter dem Kirchbachkreuz um: zwar ist der vor etwa einer Woche gefallene Schnee weitgehend geschmolzen, der Batz unter meinen Schuhen sorgt aber für immer weniger Gripp in den ausgesetzteren, felsigen Passagen. Und da ich den gleichen Weg auch wieder absteigen will, lasse ich es schließlich bei der erreichten Höhe bewenden. Zwar muss ich so auf den Blick ins Innere der Texelgruppe verzichten, aber ich kann das Panorama trotzdem genießen und zufrieden wieder ins Tal absteigen!

Vom Anstieg zum Kirchbachkreuz lässt sich die Ortlergruppe wunderbar studieren
Vom Anstieg zum Kirchbachkreuz lässt sich die Ortlergruppe wunderbar studieren

Viel zu schnell vergehen die Tage in Naturns, aber die zweite Urlaubswoche in Gardone Riviera kommt ja erst noch. Wir liegen viel am Pool herum machen Ausflüge nach Sirmione, Salò und Verona. Alles in allem ist diese Urlaubswoche sehr erholsam, denn nur an der Rocca di Manerba nehmen wir ein paar wenige Höhenmeter unter die Füße.

Keine Bergtouren am Gardasee, stattdessen viel Zeit zur Erholung
Keine Bergtouren am Gardasee, stattdessen viel Zeit zur Erholung

Saisonausklang im langen Herbst

Mit der Rückfahrt vom Gardasee nach Oberbayern endet schlagartig der Sommer. Glücklicherweise zeigt sich in den nächsten Woche der Herbst von seiner goldenen Seite. An einem dieser wunderschönen Oktobertage besteigen wir zu dritt den Spitzstein. Eine zwar kurze, aber aussichtsreiche Tour!

Der Spitzstein ist kein besonders hoher Gipfel, bietet aber viel Aussicht
Der Spitzstein ist kein besonders hoher Gipfel, bietet aber viel Aussicht

Selbst an meinem Geburtstag Ende Oktober ist das Wetter vorzüglich. Ich nutze den vergleichsweise seltenen Glücksfall für einen Sprint auf den mir bestens bekannten Brünstelskopf. Nachmittags bin ich zum Kuchenessen bereits wieder zurück im heimischem Wohnzimmer.

Perfekte Bedingungen Ende Oktober auf dem Brünstelskopf
Perfekte Bedingungen Ende Oktober auf dem Brünstelskopf

Erst Mitte November endet meine diesjährige Bergsaison. Ich fahre erneut nach Berwang und erklimme bei bestem Wetter den Thaneller. Der Anstieg ist ziemlich einfach und so bin ich zum ersten Mal in diesem Jahr mit sehr vielen anderen Menschen auf einem Gipfel. Die klare Luft sorgt für beste Sichtverhältnisse, allerdings sorgt ein frischer Wind für ungewollte Abkühlung. Ich steige also zügig wieder ab und erreiche bereits am frühen Nachmittag die Bushaltestelle. Diese liegt bereits im Schatten, die tiefstehende Sonne lässt keinen Zweifel mehr: das Jahr neigt sich dem Ende zu.

Lange Schatten und dunkle Farben - der Winter steht bereits vor der Tür
Lange Schatten und dunkle Farben – der Winter steht bereits vor der Tür

Mein Bergjahr 2024 in Zahlen

  • Bergtage: 14
    • davon Feierabend- und Sonnenuntergangstouren: leider erneut keine
  • Gipfel: 27, davon überragende 21 Neuentdeckungen!
    • 0 Dreitausender
    • 7 Zweitausender
    • 20 Eintausender
  • Höchster Gipfel: Thaneller, 2.340 m
  • Häufigster Initialbuchstabe der Gipfelnamen: S wie z. B. Strohmannhanselhöhe oder Spitzstein
  • Höhenmeter: im Aufstieg ca. 13.100, im Abstieg ca. 13.000
  • Zurückgelegte Distanz: ca. 175 km
  • Besuchte Hütten: 4, und erneut keine Mehrtagestour

Fazit

Das Jahr 2024 stand ganz im Zeichen unseres Nachwuchses. Ob mit oder ohne Familie – ich konnte schöne Touren unternehmen. Auch wenn es quantitativ betrachtet nicht besonders viele waren, so hat die Konzentration auf die mir noch unbekannten Ziele tolle Bergemotionen ausgelöst. Auch nach so vielen Jahren in den Bergen mag ich das Gefühl sehr, neue Wege und Gipfel zu entdecken und unter ganz neuen Blickwinkeln bereits besuchte Ziele zu betrachten!

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