Berg-Ge(he)n

Frühjahrsurlaub 2023 in Neapel und Amalfi

Sonnenaufgang in Amalfi

Nachdem wir im letzten Jahr eine Woche in den Cinque Terre verbracht haben, nehmen wir uns in diesem Frühjahr als Urlaubsziel die Amalfitana, die Küste rund um Amalfi, vor. Es erwartet uns eine zu Ligurien vergleichbare Landschaft sowie zu Beginn ein paar Tage in Neapel. Ich bin schon sehr gespannt, in Süditalien bin ich bislang noch nicht gewesen!

Koffer kaufen in Neapel

Die morgendliche Anfahrt mit der S-Bahn zum Münchner Flughafen verläuft ereignislos. Wir geben unser Gepäck auf und spazieren dann zum Gate. Der Flieger ist wenig später ganz gut gefüllt – hauptsächlich mit deutschen Touristen. Dennoch verläuft der Flug sehr entspannt. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich mit dem Blick aus dem Fenster gut beschäftigt bin: die Sicht auf den verschneiten Alpenhauptkamm ist nämlich schlicht großartig!

Ratespiel für Flugreisen: wer kann die Gipfel benennen?
Ratespiel für Flugreisen: wer kann die Gipfel benennen?

Hinter den Ampezzaner Dolomiten kenne ich mich allerdings nicht mehr besonders gut aus. Und nach dem Staudamm von Longarone steige ich endgültig bei meinen Orientierungsversuchen en detail aus. Die Lagune von Venedig ist wenig später aber genauso gut auszumachen wie der Gran Sasso. Dort beginnt dann auch schon der lange Sinkflug nach Neapel, das wir nach einer großen Kurve über Ischia erreichen. Dicht über den Dächern Neapels ist auch ein erster Blick auf den Vesuv möglich.

Der erste Blick auf Neapel
Der erste Blick auf Neapel

Eine Stunde später verlassen wir den Flughafenbus an der Piazza Garibaldi – und nehmen Neapel gleich intensiv wahr. Es ist laut, dreckig und oft unansehlich. Wir stürzen uns dennoch in das zunächst zweifelhafte Vergnügen und rollen unsere Koffer über sehr grobes Pflaster den Corso Umberto I. entlang. Die Kofferläden werden bald von Konditoreien abgelöst, deren Auslagen sehr verlockend aussehen. Aber die Devise lautet: erst einmal ins sehr empfehlenswerte B&B City Soul Spaccanapoli.

In Neapel liegt der Müll auch direkt vor wichtigen Sehenswürdigkeiten
In Neapel liegt der Müll auch direkt vor wichtigen Sehenswürdigkeiten

Nach dem Einchecken stellen wir aber fest, dass sich gleich zwei Rollen meines Koffers langsam auflösen. Nach so vielen Einsatzjahren kann das ja mal passieren, vermutlich hat jedoch das Pflaster die Sache drastisch beschleunigt. Wir verschieben also die Erkundung der Stadt und machen uns auf den Rückweg zu den Kofferläden. Der Inhaber des vor Ort besten Ladens kennt das Problem defekter Rollen nur zu gut und lächelt den Wunsch nach einer Reparatur erwartungsgemäß weg: das Modell sei zu alt. Er weiß ja, dass ich einen neuen kaufen werde …

Klassisches Touristenprogramm

Mit einem brandneuen Koffer im Schlepptau machen wir noch einen kurzen Abstecher zu unserer Unterkunft: und dann geht’s endlich mit der Stadterkundung von Neapel los! Und so werden wir in den nächsten Tagen viele Ecken von Neapel entdecken: von den architektonischen Highlights wie die Galleria Umberto I. über den Palazzo Reale bis hin zu den Tuffsteinhöhlen im Herzen des antiken Neapels gibt es viel zu besichtigen.

Schon in der Antike wurden die ersten Höhlen unter Neapel gegraben
Schon in der Antike wurden die ersten Höhlen unter Neapel gegraben

Eine für uns unerwartete Sehenswürdigkeit besteht in den kulinarischen Spezialitäten Neapels. Natürlich, Pizza gibt es hier an jeder Straßenecke und ist dabei nicht nur sehr günstig, sondern auch sehr lecker. Besonders empfehlenswert sind allerdings die vielfältigen Süßwaren. Sehr gut schmecken uns die vielen Varianten von Sfogliatelle, dicht gefolgt von den uns bislang unbekannten Babà. Diese pilzförmige, lockeren Hefekuchen in vielerlei Größen sehen zunächst sehr unspektakulär aus, werden aber beim Kauf in Rum oder Limoncello getränkt. Muss ich noch erwähnen, dass wir uns jeden Tag mit diesen Köstlichkeiten versorgen?

Neapel liegt uns vom Castel Sant'Elmo aus gesehen zu Füßen
Neapel liegt uns vom Castel Sant’Elmo aus gesehen zu Füßen

Der Höhenflug des SSC Neapels bringt eine starke Erwartungshaltung der Stadtbewohner mit: schon das nächste Spiel könnte den ersehnten dritten Meistertitel bringen. Jede noch so kleine Gasse, die Cafes und Restaurants sind als Vorbereitung in hellblau und weiß geschmückt. Unvermeidlich sind dabei die allgegenwärtigen Portraits von Diego Maradona, dem Held längst vergangener Tage der beiden ersten Meistertitel.

Warten auf den dritten Scudetto!
Warten auf den dritten Scudetto!

Pompeji

Kein Besuch in Neapel kommt ohne Besichtigung der Ausgrabungsstätte in Pompeji aus: das gilt natürlich auch für uns! Gleich am ersten Urlaubstag besteigen wir einen mit reichlich Graffiti besprühten Vorortzug und ruckeln nach Pompeji. Die meisten anderen Passagiere haben das gleiche Ziel, aber das Gelände des antiken Pompejis ist so groß, dass sich die Besucher gut verteilen. Dank unserer Audio-Guides gibt es sehr viel zu entdecken: Villen mit wunderbaren Innenhöfen, Wandmalereien, Verkaufsstände samt Werbung an den Wänden, Theater und natürlich das riesige Amphitheater am Rande des antiken Pompejis. Ein sehr empfehlenswerter Ausflug!

Innenhof einer Villa in Pompeji
Innenhof einer Villa in Pompeji

Vesuv

Ebenso ein Pflichtprogramm für jeden Besucher Kampaniens ist der Vesuv. Auch wenn der Vulkan in den letzten Jahren ruht und noch nicht einmal Rauchwölkchen zeigt, bleibt ein Besuch des Kraters ein schönes Erlebnis. Zumindest, wenn das Wetter mitspielt. Wir haben erfreulicherweise das nötige Quentchen Glück und genießen die Aussicht über den Golf von Neapel!

Was für eine Aussicht über Neapel!
Was für eine Aussicht über Neapel!

Abwechslungsreiche Tage in Amalfi

Nach drei Tagen in und um Neapel wechseln wir das Quartier: auf uns wartet eine schöne Ferienwohnung außerhalb von Amalfi mit einer großartigen Dachterrasse. Nach einem letzten Frühstück in der im Erdgeschoss gelegenen Bar – come sempre un cafe e un cornetto con crema! – checken wir auch schon aus. Eine U-Bahn-Fahrt später warten wir dann schon im Hafen auf die Fähre nach Amalfi. Auch wenn das Wetter weniger schön als an den ersten Urlaubstagen ist, erscheint uns die Überfahrt einfacher als der etwas umständlichere Weg über Salerno. Alles klappt wie am Schnürrchen, zumindest bis zum Schiffsstau vor dem Hafen in Positano. Mit einer Stunde Verspätung erreichen wir Amalfi, wo wir von Tonino, dem Verwalter der Casa Carlo, mit seinem winzigen Auto abgeholt werden. Aber wir (und unsere Koffer) passen knapp rein!

Die Expressfähre macht einen Zwischenstopp in Sorrento
Die Expressfähre macht einen Zwischenstopp in Sorrento

Ravello

Zwei Starkregentage später können wir dann auch unseren ersten Ausflug unternehmen: wir laufen nach Amalfi und weiter ins benachbarte Atrani. Dort beginnen steile Treppen hinauf in den kleinen, aber bekannten Ort Ravello. Dieser liegt auf einem klippenartigen Felsen und beherbergt gleich zwei berühmte Villen mit ihren wunderschönen Parks. Natürlich besuchen wir sowohl die Villa Rufulo als auch die Villa Cimbrone. Ein wunderbarer Ort, der wenig überraschend sehr frequentiert ist – der Bus für die Rückfahrt ist hoffnungslos überfüllt …

Der berühmte Blick von den Terrassen der Villa Rufulo
Der berühmte Blick von den Terrassen der Villa Rufulo

Capri

Apropos überfüllt: wie viele tausend andere Touristen machen wir uns zwei Tage später bei bestem Wetter mit der Fähre auf den Weg nach Capri und erkunden die Insel. Dafür stellen wir uns im Hafen angekommen zuerst in der langen Schlange bei der Standseilbahn an und laufen dann vom Hauptort hinunter zu den Gärten des Augustus. Die Gärten sind zwar schön angelegt, aber wir interessieren uns wie alle anderen Tagesgäste natürlich mehr für den Blick zu den berühmten Faraglioni und hinunter zur leider gesperrten Via Krupp.

Die berühmten Faraglioni an der Südküste von Capri
Die berühmten Faraglioni an der Südküste von Capri

Für die anschließende Busfahrt nach Anacapri stehen wir schon wieder länger an, sehr viele Touristen haben die gleichen Pläne. Nach der kurzen Busfahrt heißt es für uns erneut, in einer langen Schlange für den Sessellift auf den Monte Solaro anzustehen. Zum Ausgleich ist die Aussicht ganz wunderbar und es ist erfreulicherweise etwas kühler. Ein Abstecher zur Villa San Michele ist noch drin, bevor wir für die Busfahrt zurück nach Capri erneut in einer langen Schlange anstehen. Vor der Abfahrt unseres Schiffs bleibt aber noch etwas Zeit, um das Flair der berühmten Insel zu genießen. Leider hat die Zeit nicht für alle Sehenswürdigkeiten gereicht: für die Blaue Grotte, die Villa Jovis und vieles andere mehr dürfen wir also noch einmal wiederkommen!

Der Garten der Villa San Michele verzaubert mit Blumen und Aussicht
Der Garten der Villa San Michele verzaubert mit Blumen und Aussicht

Sentiero degli Dei

Der bekannteste Wanderweg der Amalfitana ist der Sentiero degli Dei von Bomerano über Nocelle nach Montepertuso. Zwischen dem blauen Himmel und dem blauen Meer spazieren wir gemütlich meistens abwärts. Zwar sind auch ganze Busladungen voller Touristen unterwegs, durch geschickte und spontane Pausenplanung auf dem einsamen Colle della Serra bekommen wir davon nur wenig mit. So bleibt uns vor allem das wunderbare Panorama in Erinnerung, an dem wir uns kaum satt sehen können.

Zwischen Meer und Himmel - einfach wunderschön!
Zwischen Meer und Himmel – einfach wunderschön!

Einziger Wermutstropfen des wunderbaren Tages: der Bus in Montepertuso ist hoffnungslos überfüllt, so dass wir ungeplanterweise noch zahllose Stufen hinunter nach Positano absteigen dürfen. Aber bei einem Eis am Strand ist das schnell wieder vergessen!

Positano liegt in der Nachmittagssonne
Positano liegt in der Nachmittagssonne

Valle dei Mulini

Gegen Ende unseres Urlaubs an der Amalfitana kündigt sich wieder Tage mit viel Regen an. Am letzten einigermaßen schönen Tag nehmen wir uns noch das Mühlental im Hinterland von Amalfi vor. Da nachmittags mit ersten Schauern zu rechnen ist, kürzen wir aber etwas ab. Mit dem Bus fahren wir nach Pogerola und stärken uns vor dem Start mit einer Pizza. Und dann geht’s auch schon auf zunächst gemütlichen Steigen los, immer tiefer ins Tal folgen wir einem Höhenweg. Sehr einsam und sehr schön!

Regelrecht idyllisch beginnt die Wanderung ins Valle dei Mulini
Regelrecht idyllisch beginnt die Wanderung ins Valle dei Mulini

An einem Abzweig leitet uns die Beschilderung dann hinab in Richtung Talsohle. Wie gut, dass wir nach jahrelanger Übung in den Alpen trittsicher sind, denn es geht steil über erdige Passagen, Stock und Stein runter. Als wir das Schlimmste überstanden zu haben glauben, geht’s allerdings erst so richtig los. Der Steig wird immer ausgesetzter, nur an den übelsten Stellen sind reichlich windige Sicherungen angebracht. Zudem sind die Felsen, über die wir nun gehen müssen, vom nächtlichen Regen noch nass und glitschig – die Erde unter unseren Schuhen macht’s auch nicht besser. Natürlich schaffen wir die kniffligen Passagen und freuen uns dennoch sehr, als wir endlich im Talgrund angekommen einen normalen Wanderweg erreichen. Vorbei an den den alten, meist verfallen Mühlen gehen wir nun talauswärts in Richtung Amalfi.

Ruinen alter Wasserleitungen
Ruinen alter Wasserleitungen

Zu allem Überfluss ist auch noch der kürzeste Weg gesperrt, aber nachdem uns gut gelaunte Menschen entgegen kommen, gehen wir auf ihm trotzdem weiter in Richtung Amalfi. Der einsetzende Regen ist dann auch nicht mehr weiter dramatisch, denn wir passieren den Erdrutsch kurz vor dem Erreichen der Zivilisation problemlos und sicher. Ein spannender Ausflug endet mit einem gemütlichen Bummel durch Amalfi. Ich bin mir allerdings sicher: wenn wir die überraschenden Elemente geahnt hätten, dann hätten wir uns wohl eine andere Aktivität ausgesucht … Bei einem leckeren Cannolli sind dann aber alle Schwierigkeiten längst vergessen!

Die leckeren Cannollli heben die Stimmung
Die leckeren Cannollli heben die Stimmung

Noch einmal Babà auf der Rückfahrt

An unserem Abreisetag kommt der diesjährige Giro d’Italia an der Amalfitana vorbei. Das bedeutet für uns: lieber etwas früher auschecken, bevor ab mittags die Straßen gesperrt werden. Beim Warten auf das Schiff nach Salerno ereilt uns dann noch ein Schauer, aber wir finden eine gute Möglichkeit zum Unterstellen.

Regen gehört im Mai 2023 zur Amalfitana unbedingt dazu ...
Regen gehört im Mai 2023 zur Amalfitana unbedingt dazu …

Danach läuft aber alles nach Plan: der Regionalzug bringt uns nach Neapel und gleich am Bahnhof findet sich noch Verkaufsstand für frische Babà und Sfogliatelle. Jeglicher Widerstand ist zwecklos! Frisch gestärkt vergeht dann auch noch die etwas längere Wartezeit am Neapolitaner Flughafen rasch. Der Flug selbst ist noch nicht ganz so schön wie der Hinflug, denn in München erwartet uns nicht nur kühles, sondern auch regnerisches Wetter. Wir landen dennoch wohlbehalten, haben aber gleich den nächsten Kofferausfall zu beklagen: dieses Mal trifft es Doro, an deren Koffer eine Rolle abgebrochen und der Stoff aufgeschlitzt ist. Was für ein Pech!

Fazit

„Neapel sehen und dann sterben“ ist sicherlich heute eine nicht mehr ganz zutreffende Redensart. Dennoch hat die Stadt den Stolz ihrer längst vergangenen Blütezeit bewahrt und bietet dem aufmerksamen Besucher viele schöne Ecken und Erlebnisse. Und ganz ehrlich: an den auf den ersten Blick negativen Charakter der Metropole gewöhnt man sich genauso rasch wie an die kulinarischen Köstlichkeiten!

Die zehn Tage in und rund um Amalfi sind leider teilweise ins Wasser gefallen. Aber sobald die Sonne rauskam, hat es mir sehr gut gefallen. Die überall erhältlichen Amalfizitronen sind köstlich süß, die Ausflugsmöglichkeiten entlang der Küste verzaubern, die Küstenorte sind natürlich ob ihrer Berühmtheit überlaufen und maßlos überteuert – aber dennoch einen Besuch wert. Über allem steht natürlich der unübertreffliche Zauber Capris, das ich unbedingt noch einmal besuchen muss!

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