Buchempfehlung: „Salzkammergut West“

Unvorbereitet in den Bergwanderurlaub fahren? Das kommt für viele selbstverständlich nicht in Frage, gerade bei einem ersten Besuch einer neuen Region. Da kommt die passende Literatur gerade recht, um schnell eine Liste an Wunschgipfeln zusammenzustellen oder sich einen Überblick über die besten talnahen Aussichtspunkte zu verschaffen. In bewährter Manier hat Franz Hauleitner in bereits fünfter Auflage die Aufgabe übernommen, die schönsten Bergwanderungen im westlichen Salzkammergut auszusuchen und vorzustellen.

Über den Autor

Der Wiener Franz Hauleitner hat im Laufe der letzten Jahrzehnte zahlreiche Tourenbücher veröffentlicht. Eine ganz besondere Leidenschaft führt ihn immer wieder in die Dolomiten. Neben diesem thematischen Schwerpunkt finden sich auch einige Veröffentlichungen zu österreichischen Urlaubsgebieten in der Liste seiner Publikationen. Hierzu zählt auch das Salzkammergut, eine beliebte Ferienregion für Gäste sowohl aus Österreich als auch dem angrenzenden Ausland.

62 Tourenvorschläge zwischen Salzburg und Bad Ischl

Das Salzkammergut erstreckt sich über das gemeinsame Grenzgebiet der drei österreichischen Bundesländer Salzburg, Oberösterreich und Steiermark. Besonders prägend ist dabei im Südwesten das Dachsteingebirge, von dem ausgehend während der letzten Eiszeiten der mächtige Traungletscher die Landschaft immer wieder aufs Neue geformt hat. Aus den ausgeschürften Vertiefungen der zahlreichen Gletscherzungen entstanden schließlich die vielen, das heutige Salzkammergut dominierende Seen, vor allem im Nordwesten des Gebiets. Diese kontrastieren hervorragend zu den oft kecken Gipfeln und bieten immer wieder aufs Neue schöne Fotomotive.

Das vorliegende Buch widmet sich den westlichen Teilen des Salzkammerguts. Begrenzt wird das behandelte Gebiet dabei von der Stadt Salzburg im Westen und dem Trauntal im Osten. Die Lage am Alpenrand bringt mit sich, dass im Norden das behandelte Gebiet eher sanft ausläuft, während im Süden das Tal der Lammer und der Pass Gschütt recht formal das Areal abgrenzen. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass für das jenseits der Traun gelegene, östliche Salzkammergut eine weitere Veröffentlichung des Autors vorliegt. Diese behandelt Touren im Dachsteingebirge, dem benachbarten Toten Gebirge und dem angrenzenden Voralpenland.

Die stattliche Anzahl von 62 Tourenvorschlägen konzentriert sich dabei vor allem um die beliebte Urlaubsregion an Fuschlsee, Mondsee, Wolfgangsee, Attersee und Traunsee.

Leichte Touren bilden den Schwerpunkt

Das Spektrum der Tourenvorschläge im westlichen Salzkammergut ist vielfältig:

• Vorgeschlagene Spaziergänge entlang der Seeufer sind oft technisch einfach und weisen nur geringe Höhenunterschiede auf. Zwei Beispiele sind die Umrundung des Fuschlsees sowie die Wanderung am Nordufer des Wolfgangsees von St. Gilgen über den Falkenstein nach St. Wolfgang.
• Leichte Wanderungen über kleinere Hügel erfordern noch keine ausgeprägte Kondition, bieten dennoch oft bereits wunderschöne Ausblicke über die Seen, wie zum Beispiel auf der Tour von Mondsee zur Kulmspitze.
• Im westlichen Salzkammergut vorhandene Bergbahnen werden ebenfalls in die Tourenvorschläge eingebunden. Dabei ermöglichen diese zum einen Höhenwanderungen mit wenig Höhenmetern, wie beispielsweise auf der Katrin oberhalb von Bad Ischl. Zum anderen dienen die Bergstationen der Schafberg- und Zwölferhornbahn als Ausgangspunkte für gleich mehrere Touren, die überraschenderweise ausschließlich für die Begehung im Abstieg vorgeschlagen werden.
• Ein wenig zu kurz kommen knackige und gewissermaßen alpin fordernde Bergtouren. Dennoch sind diese in den Tourenvorschlägen vereinzelt zu finden, z. B. die Besteigung des Sparbers oder die Überschreitung der benachbarten Gipfel von Bergwerkskogel und Rettenkogel.

Ein ideales Buch für Urlaubsgäste im Salzkammergut

Trotz dieser inhaltlichen Vielfalt stellt die überwiegende Mehrheit der ausgearbeiteten Touren lediglich einfach bis moderate Ansprüche. Als Zielgruppe des Büchleins lassen sich somit die zahlreichen Urlauber in den beliebten und namhaften Touristenorten rund um die Seen ausmachen. Dieser Eindruck verstärkt sich noch einmal bei genauerer Betrachtung. Zum einen bietet der Autor mit einem Rundgang durch das besuchenswerte Salzburg einen etwas aus der Reihe fallenden Tourenvorschlag an, zum anderen gibt er auf einer Seite „Vorschläge und Tipps für wanderfreie Tage“. Insofern eignet sich das Buch auch als erste Grundlage für eine kursorische Urlaubsplanung auf dem heimischem Sofa.

Kurze, prägnante Beschreibungen

Die Veröffentlichung fügt sich gut in die bekannte Reihe der „Rother Wanderführer“ ein. Diese zeichnet sich durch ein handliches Hosentaschenformat aus, so dass sich das Büchlein perfekt mit auf eine Wanderung nehmen lässt. Bei der Fülle der Tourenvorschläge bedeutet das aber auch: viel Platz für Bilder und ausführliche Wegbeschreibungen bleibt bedauerlicherweise nicht. Deshalb sind für jede Tour oft nur zwei, selten drei oder vier Seiten vorgesehen. Dabei finden sich immer einleitende Worte und eine verbale Wegbeschreibung, die über Numerierungen mit einem Kartenausschnitt verknüpft ist. Ein Höhenprofil mit Wegzeitangaben rundet die bewährte Darstellung der Rother Wanderführer genauso ab wie Informationen zur An- und Abreise sowie den technischen Anforderungen.

Gerade bei den Tourenvorschlägen, für die lediglich zwei Seiten vorgesehen sind, bleiben die Wegbeschreibungen leider oft arg stichpunktartig und knapp. Diese sind dennoch weitgehend zutreffend und hilfreich. Zudem sind in der Region dank des omnipräsenten Tourismus mehr als genügend Wegweiser und Markierungen anzutreffen, so dass dieses kleine Manko in vielen Fällen kaum ins Gewicht fallen wird.

Ein Buch für Autofahrer?

Deutlich gravierender erscheint der Nachteil, dass zwar bei den Anfahrtsbeschreibungen, soweit zutreffend, für die An- und Abfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln lediglich ein nicht weiter benannter „Bushalt“ erwähnt wird. Das motiviert kaum, im Urlaub einmal das Auto (vielleicht sogar gleich zu Hause) stehen zu lassen – und erscheint für die aktuelle Dekade völlig aus der Zeit gefallen und ein Relikt des letzten Jahrtausends zu sein. Natürlich, Fahrpläne und Liniennummern ändern sich von Zeit zu Zeit, aber das trifft auf Ruhetage von Jausenstationen genauso zu und geht keineswegs mehr als Ausrede durch. Dass der Autor möglicherweise zur Riege der überzeugten Individualmotoristen zählt, lässt sich einer Bemerkung zu Tour 19 entnehmen:

„Dass die Tour dort auf offener Landstraße endet, wird von manchen bemängelt. Denn man ist, sofern man die Straßenwanderung zurück nach St. Gilgen vermeiden möchte, von den Fahrzeiten der ÖBB-Busse abhängig.“

Um ehrlich zu sein: der vorbildliche Halbstundentakt auf dieser Strecke ließe sich ohne größere Anstrengung seitens des Autors auch positiv darstellen!

Fazit und Wertung

Franz Hauleitners Wanderführer für das westliche Salzkammergut ist ein guter Einstieg für Touren in der Region. Gerade für Urlauber ist der Umfang des Büchleins mehr als ausreichend: selbst bei drei oder gar vier Urlaubswochen im Salzkammergut kommt bei der breiten Tourenauswahl definitiv keine Langeweile auf! Trotz der etwas stiefmütterlichen Behandlung der An- und Abreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln vermittelt der Tourenführer ein stimmiges Bild der abwechslungsreichen Region zwischen Salzburg und Bad Ischl. Wer nicht selbst mit Vorliebe Karten studiert und individuelle Touren zusammenstellt, kann hier bedenkenlos zugreifen und sich ohne eigene Recherche durch das westliche Salzkammergut leiten lassen!

Bibliographische Angaben

Titel: „Salzkammergut West“
Autor: Franz Hauleitner
Verlag: Rother Bergverlag
ISBN: 978-3-7633-4385-0
5. Auflage 2021
Preis: 14,90 €

Offenlegung: Der Rother Bergverlag hat mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Auf den Inhalt des Artikels hat dies keinen Einfluss, die geschilderten Eindrücke des besprochenen Buchs sind meine eigenen.