Schon vor einigen Wochen konnte ich rund um den Rauenkopf meine Gipfelsammlung der Erlspitzgruppe um drei Einträge entlang des Südgrats der Reither Spitze erweitern. Ganz in der Nähe, ein Gratausläufer weiter im Osten, warten glücklicherweise drei weitere Ziele auf mich. Ich plane, über die Solnalm zuerst auf das Zirler Kreuzjöchl aufzusteigen und dann über den Garberskopf und Brunstkopf nach Hochzirl abzusteigen. Aber an diesem wunderbaren Oktobertag kommt’s dann doch anders …
Inhalt
Steiler Aufstieg zur Solnalm
Die Anfahrt nach Hochzirl ist aus dem Münchner Speckgürtel recht weit und somit lang, die Zeit vergeht im Zug aber wie immer schnell. Das zweite Frühstück schmeckt mir, während draußen, vor dem Zugfenster, die wohlbekannten Gipfel und vertrauten Aussichten vorüberziehen. Erst kurz vor Innsbruck verlasse ich in Hochzirl den Zug. Dieser kleine Haltepunkt liegt weit über Zirl und ist ein großartiger Ausgangspunkt für Touren im südlichen Karwendel: gleich am Ende des Bahnsteigs beginnt der erste Steig! Ich freue mich immer wieder auf’s Neue, hier Touren zu beginnen oder zu beenden. Deshalb weiß ich nur zu gut, dass es gleich sehr steil werden wird. Da hilft das zweite Frühstück natürlich ganz besonders!

Es dauert zwar ein wenig, aber schließlich wird der Fahrweg immer flacher. Noch ein paar Kurven, dann passiere ich schon die Talstation der Materialseilbahn, die zum Solsteinhaus hinaufführt. Wenig später endet der Fahrweg und über einen guten Steig steige ich bald wieder zügig an. Mittlerweile strahlt die Sonne vom Himmel und die Lärchen auf den Hängen glitzern golden. Was für ein schöner Herbstag!

Auf schmalen Tritten über dem Abgrund
Bisher kannte ich alle Wege und Steige bestens. Aber nach einer kleinen Verpflegungspause auf der sonnenverwöhnten Solnalm zweige ich vom wohlbekannten Steig zum Solsteinhaus ab. Linkerhand geht’s über einen Gratausläufer in Richtung Kreuzjöchl weiter. Zunächst leitet mich ein guter Steig eine steile Wiese entlang und weiter in die Latschenzone.

In der Folge verengt sich der Kamm deutlich und ich erklimme eine kleine Anhöhe auf dem Grat. Das, was ich nun sehe, ist so gar nicht mein Geschmack: eine Runse ist zu queren. Zwar ist solides Gestein auf einer bandförmigen Struktur zu erwarten, der erdige Weg dorthin ist aber mehr oder weniger abgerutscht. Es sieht etwas heikel aus, so dass ich sogar vergesse, ein Foto zu machen. Stattdessen überlege ich, ob ich da hinübergehen möchte – und entscheide mich nach kurzem Zögern für die Passage. Wie zu erwarten war, ist alles halb so schlimm. Dennoch freue ich mich, dass ich im Abstieg hier nicht noch einmal vorbeikommen werde. Ein paar steile, aber unschwierige Aufschwünge später bin ich dann auch bereits auf den letzten Metern zum Zirler Kreuzjöchl.

Unerwartet schlechter Abstiegsweg vom Zirler Kreuzjöchl
Meine Pause fällt nicht besonders lang aus: hin und wieder kommt jemand vom Freiungen-Höhenweg oder der Kuhljochspitze herunter, so dass sich keine ungestörte Gipfelruhe einstellen will. Ich verlasse also bald das eher übersichtliche Zirler Kreuzjöchl und beginne den Abstieg in Richtung Garberskopf. Ich bin gespannt, wie sich der längst aufgelassene Steig begehen lässt. Als erste Zweifel auftauchen, steige ich zwar noch weiter ab und folge noch für eine Zeit dem Grat – und kehre schließlich doch um. Zwar ist der Steigverlauf gut erkennbar, aber erodierten Passagen gefallen mir immer weniger. Also zurück zum Kreuzjöchl, bevor ich noch tiefer absteige!

Sicher ist sicher
Zwar steht mir noch die aus dem Aufstieg bekannte, ausgesetzte Passage bevor, dennoch bin ich mir sicher, eine gute und vernünftige Entscheidung getroffen zu haben. Sicherlich werde ich sowohl dem Brunstkopf als auch dem Garberskopf auf anderen Wegen einmal einen Besuch abstatten. Mit einem guten Gefühl mache ich mich an den Abstieg. So bleibt auch der Kopf frei, um das weiterhin großartige Herbstpanorama zu genießen!

Bald stehe ich wieder an der Solnalm, alle Schwierigkeiten sind nun überwunden. Zügig steige ich über die nun wieder guten Steige in Richtung Hochzirl ab. Auf den steilen Fahrwegen bin ich sogar zu schnell unterwegs, denn viel zu früh für meinen angepeilten Zug komme ich dem Bahnhof immer näher. Aber bevor ich 30 Minuten am Bahnsteig mir die Beine in den Bauch stehe, mache ich lieber noch einmal eine gemütliche Pause und genieße den spätsommerlich warmen Nachmittag.

Fazit
Aus der angedachten Überschreitung des Zirler Kreuzjochs wurde nichts. Das ist zwar schade, aber bei dem tollen Herbstwetter war das alles andere als eine Enttäuschung. Mit wunderbaren Eindrücken im Kopf und gar nicht einmal so vielen Höhenmetern in den Beinen konnte ich mehr als zufrieden nach Hause fahren!
Tourendatum: 20. Oktober 2024
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